Wieder da


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Wolfgang Koschut kehrt als Inselpfarrer nach Fuerteventura zurück

or dem Abflug nach Fuerteventura noch einmal Spargel essen. Denn schließlich werden wir das königliche Gemüse so erntefrisch erst im Jahr 2014 wieder genießen können. Also kaufe ich bei meinem Lieblingsbauern frischgestochenen weißen Spargel.

Lass’ mir noch ein paar Suppenspargel schenken, damit das Spargelwasser Aroma hat. Erst wenn alles aufgekocht ist, die dünnen Stangen, die Enden und die Schalen der Spargel für das Hauptgericht, etwas Zucker, Salz, Butter und Zitrone, gebe ich die Spargel aufrecht in den Topfeinsatz, damit die zarten Köpfe nicht im Wasser sind. Der gekochte Schinken wird leicht angewärmt. Er stammt vom Metzger meines Vertrauens, der ihn wie gewachsen und ausgebeint mit vollem Geschmack anbietet. Auf der Insel wie in der Heimat gibt es leider fast nur noch den geklebten Kochschinken aus der Mischmaschine. Jetzt noch eine selbst bereitete Sauce Hollandaise, ein paar neue Pellkartoffeln in Butter und Petersilie geschwenkt, fertig ist das königliche Mahl.

Es sind gerade mal sechs Monate vergangen, und schon sind wir wieder auf der Insel. Wir, das sind Ursula und Wolfgang Koschut, die fern der Heimat Kirche im Urlaub erlebbar machen wollen. Denn viele Menschen nehmen im Urlaub die Möglichkeit wahr, Gottesdienste zu besuchen.

Der Urlaub eröffnet vielen die Gelegenheit für eine neue Begegnung mit Kirche. Das Interesse an Lebens- und Sinnfragen ist bemerkenswert und die Aufgeschlossenheit einfach erstaunlich. Im Mai und Juni öffnen wir unsere Tore weit für die Begegnungen miteinander in der Calle Artistas Canarios 1 – D 70. Hier, in der kleinen Wohnung mit der großen Terrasse auf dem Weg zum Hotel Rio Calma, bieten sich Gelegenheiten für eine neue Begegnung mit dem Pfarrer. Die Bilder zeigen die Begegnungsstätten am Sonntag in der Ermita San Miguel in Morro Jable, im Hotel Faro in Jandia Playa und im El Jardin in Costa Calma.

Meine Frau ist Erzieherin, leitet die Frauenarbeit und ist Malerin aus Passion. Ich bin nach der Lebensarbeitszeit gerne über zwei Jahre Tourismuspfarrer auf Fuerte gewesen. Meine Hobbys sind Kochen und Segeln. Unser Heimatort Kandel ist eine aufstrebende Kleinstadt nahe der französischen Grenze im Süden von Rheinland-Pfalz. Von Karlsruhe aus liegt Kandel linksrheinisch als Tor zur Pfalz mit guten Weinen und allem, was der „Garten Eden“ so hergibt.

Urlaub soll die schönste Zeit des Jahres sein. Aber auch die Zeit, zuzulassen für das Nachdenken und die Bewältigung der Konflikte, die im Alltag gerne verdrängt oder übergangen werden. Meine Frau und ich bringen auch unsere Lebensgeschichte mit auf Fuerteventura. Wir sind Großeltern, haben zwei Söhne in Berlin und Karlsruhe. Unser ältester Sohn ist vor zehn Jahren durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Das alles bringen wir mit auf die Insel: Dank und große Freude und weil die Zeit keine Wunden heilt, auch tiefe Traurigkeit.

Eine ganze Lebensgeschichte mit ihren Höhen und Tiefen und der wunderbaren Erfahrung, dass Gott uns nicht fallen lässt. Auch auf der Insel – mitten im so wunderbaren Urlaubsparadies – haben wir und die uns anvertrauten Menschen es verspürt, dass Gott in Leid und Trauer Kraft und neue Lebensperspektiven schenkt. Dabei denke ich an den kleinen Jungen, der im Pool eines Hotels qualvoll sterben musste und an die mitten im Leben stehende Frau, die im Auto in den Fluten des Atlantiks ertrunken ist.

Unsere Lebensgeschichte begleitet uns, gleich wo wir sind und was wir gerade tun. Und gerade dies wollen wir miteinander entdecken und mit Ihnen als Urlauber und Residenten teilen. Gottes Geschichte mit uns im Gottesdienst bedenken, aus seiner Güte und Barmherzigkeit neue Kraft, Zuversicht und Hoffnung tanken unter dem strahlend blauen Himmel, den endlos weiten Stränden und den schlafenden Feuerbergen.

Ich freue mich zusammen mit meiner Frau auf die Begegnung mit Ihnen und vergesse alle Spargel dieser Welt. Ich wünsche Ihnen erholsame Urlaubstage und bleibende Eindrücke von der Insel Fuerteventura.

Ihr Inselpfarrer

Wolfgang Koschut

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