Eine Initiative sammelt Unterschriften im Internet
Eine Bürgerinitiative sammelt auf einer Internetplattform für Bürgerbegehren aller Art Unterschriften für das Gesuch, die kleine neben Lanzarote gelegene Insel La Graciosa offiziell als „achte Insel“ der Kanaren anzuerkennen. Die Internetseite http://www. change.org hat sich in den letzten Monaten zum bevorzugten Medium jener entwickelt, die soziale Veränderungen im Lande anstoßen wollen.
Beispielsweise haben hier über eine Million Spanier ihre Unterschrift online unter die Forderung gesetzt, Mariano Rajoy und alle Spitzenpolitiker der regierenden Partido Popular, die in der schwarzen Buchführung des Parteispendenskandals auftauchen, mögen zurücktreten und Neuwahlen ansetzen. Auch die Bürgerinitiative gegen die massenhaften Zwangsräumungen in ganz Spanien sammelt hier Unterstützer. Ebenfalls durch eine Unterschriftensammlung auf dieser Website konnte die Schließung der Kinderherzchirurgie in Las Palmas de Gran Canaria erfolgreich verhindert werden. Auch eine kuriose Petition eines Initiators namens „Paulicóptero Ribero“ findet sich, in der die Kanaren mit einer launigen Begründung aufgefordert werden, sich von Spanien zu trennen und ein ultraperipheres Bundesland Deutschlands zu werden.
Miguel Angel Paez, ein Einwohner von der Insel La Graciosa, nutzt dieses Portal nun, um sich an Kanarenpräsident Paulino Rivero, den Inselpräsidenten von Lanzarote, Pedro San Ginés, und Oswaldo Betancort, den Bürgermeister von Teguise zu wenden und den Verwaltungsstatus einer Gemeinde für sein 500-Seelen-Eiland zu beantragen. Die Initiative will erreichen, dass für die Insel Gelder in den Haushalten der Institutionen vorgesehen werden, sie bei der Planung von öffentlichen Veranstaltungen berücksichtigt, die Versorgungsinfrastruktur verbessert und ein gewisses Maß an Autonomie gewährt wird. 800 Unterschriften werden benötigt, um dem Anliegen bei den politischen Entscheidern Gehör zu verschaffen. In den ersten zwölf Tagen nach der Veröffentlichung kamen schon über 440 Unterstützer zusammen. Von der offiziellen Anerkennung als Kanareninsel verspricht man sich, dass La Graciosa mit seiner eigenen Identität wahrgenommen wird und damit auch bessere Promotionsmöglichkeiten im Fremdenverkehr hat – immerhin kommen im Sommer jeden Tag bis zu 500 Touristen auf die kleine Insel.
Um diese hochfliegenden Ziele zu erreichen, müsste La Graciosa natürlich diejenigen verdrängen, die heute schon als die achte Insel der Kanaren gehandelt werden. Da wäre zunächst Venezuela. Das lateinamerikanische Land wird so bezeichnet, seit Ende der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts etwa dreieinhalbtausend Canarios dorthin auswanderten, um der Armut und dem Francoregime zu entgehen, und dort heute eine beachtliche Bevölkerungsgruppe darstellen. Auch die geheimnisvolle, mythische Insel San Borondón, die ab und zu zwischen Teneriffa, La Gomera und La Palma auftaucht und wieder verschwindet und nach der schon Columbus auf seiner großen Fahrt über den Atlantik Ausschau hielt, wird zuweilen als achte Kanareninsel bezeichnet.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]