In diesem Jahr könnten die Urlauberzahlen zurückgehen
Dieser Tage stellte der Unternehmerverband CEOE Tenerife seinen jüngsten Konjunkturbericht zum letzten Quartal 2014 vor.
Wie üblich gaben die Wirtschaftsexperten Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung, insbesondere des Tourismus, ab. Doch anders als bei den vorigen Berichten prophezeite der Verband dieses Mal zwar eine Verbesserung der Wirtschaft im Allgemeinen, jedoch einen Einbruch bei den Urlauberzahlen.
Der Unternehmerverband bezifferte das diesjährige Wirtschaftswachstum auf den Kanaren mit 2,1% und verbesserte somit seine letzte Schätzung um 0,7 Prozentpunkte. Die Korrektur nach oben wurde mit der Verbesserung der Weltwirtschaft, der bedeutenden Senkung des Ölpreises, dem erleichterten Kreditzugang und der wachsenden inneren Nachfrage begründet. In dem Bericht wird auch auf die neueste Umfrage zur aktiven Bevölkerung (EPA) Bezug genommen, wonach in diesem Jahr 23.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, sowie die Arbeitslosenquote um 2,5% auf 28,6% zurückgehen könnte.
Auf der anderen Seite glauben die Wirtschaftsexperten an einen Einbruch bei den Urlauberzahlen und rechnen mit einem Rückgang von etwa 300.000 Touristen in diesem Jahr. Nach mehreren aufeinanderfolgenden Rekorden seien nun die Grenzen erreicht. Mehr Gäste könnten von den Hotels kaum aufgenommen werden, heißt es in dem Bericht. Darüber hinaus würden frühere Konkurrenzziele wie Tunesien und Ägypten, die wegen politischer Instabilität zum Urlauber-Boom auf den Kanaren beigetragen hatten, wieder wettbewerbsfähig werden und vermehrt Urlauber anziehen. Auch die Verlangsamung des deutschen Wirtschaftswachstums könnte sich negativ auf den Urlauberstrom auswirken. Der Verband kommt zu dem Schluss, dass in diesem Jahr 350.000 ausländische Urlauber weniger auf die Kanaren kommen werden. Zwar wird ein leichter Anstieg der Festlandsgäste erwartet, doch reichen die 50.000 spanischen Gäste nicht aus, um den Einbruch auszuzgleichen.
Ehemalige Konkurrenten wieder im Kommen
Sowohl die Regionalregierung als auch die beiden Hotelverbände Ashotel und FEHT teilen im Großen und Ganzen die negativen Erwartungen für den Tourismus-Sektor.
Ricardo Fernández de la Puente, Vizeleiter des Tourismusressorts, prophezeite bereits, 2015 würde „schwierig“ werden. Grundsätzlich sei es fast unmöglich, die bisherigen Wachstumszahlen aufrechtzuerhalten, doch ganz unabhängig von diesen Grenzen würde er „Wolken“ am touristischen Horizont erkennen. Insbesondere rechne er mit einem Rückgang des russischen und in geringerem Maße des deutschen Quellmarktes, begründet zum einen durch den Preisverfall des Erdöls und der Abwertung des Rubels, zum anderen auf der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Ziele wie Ägypten würden wieder zu ernst zu nehmenden Konkurrenten aufsteigen und der Preisverfall des Erdöls zu einer Annäherung an die einst weiter entfernten Ziele wie die Karibik sorgen. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass der deutsche Markt im vergangenen Jahr ein zehnprozentiges Wachstum verbucht habe, ein Einbruch somit relativ sei, erklärte Fernández de la Puente. Der Tourismusbeauftragte der Kanarenregierung erklärte, es könne eben nicht jedes Jahr ein neuer Rekord bei den Urlauberzahlen aufgestellt werden, viel wichtiger sei, deren Gesamtausgaben auf Wachstumskurs zu halten.
Nur wenige Tage später zog Ricardo Fernández de la Puente seine negativen Prognosen über die Entwicklung des deutschen Quellmarktes zurück, nachdem ihm die neuesten Zahlen über die Flugverbindungen und gebuchten Reisepakete vorgelegt worden waren. Demnach wird es dieses Jahr 1,5 Millionen Tickets für Flüge zwischen den Kanaren und Deutschland geben, 4% mehr als im vergangenen Jahr. Der Verkauf von Reisepaketen für den Sommer liegt 3,7% über dem des Vorjahres. Diese positiven Zahlen veranlassten den Vizeleiter des Tourismusressorts, die Aussichten für den deutschen Quellmarkt als nunmehr „positiv“ zu bezeichnen.
Ashotel-Präsident Jorge Marichal glaubt ebenfalls an ein Umschwenken der Urlauber nach Griechenland, der Türkei und Ägypten, die aufgrund geringer Personalkosten mit günstigen Angeboten locken könnten. „Aber auf den Inseln bieten wir einen besseren Service an,“ beeilte sich Marichal hinzuzufügen.
Fernando Fraile, Präsident von FEHT, pflichtete diesen Ausführungen bei. Seiner Meinung nach würde jedoch der Festlandstourismus nun endlich wieder zunehmen, und zwar nicht nur um 50.000 sondern sogar um 100.000 zusätzliche Urlauber.
Die Kanaren in Berlin
Ricardo Fernández de la Puente stellte dieser Tage den Messestand der Kanarischen Inseln auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) vor, die zwischen dem 4. und dem 8. März in Berlin stattfindet. Der Vizeleiter des Tourismusressorts betonte die Notwendigkeit, vermehrt für das Urlaubsziel Kanaren zu werben, jetzt, wo frühere Konkurrenten wieder erstarken und auf den Markt drängen würden.
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