10.000 Mini-Apartments für Studenten


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Die vielseits als „lächerlich klein“ kritisierten Studios werden zwischen 30 und 45 Quadratmeter groß sein

Als die Ministerin für Wohnungsbau, María Antonia Trujillo, vor vielen Monaten erstmalig einen ihrer Lösungsvorschläge für das spanische Wohnungsproblem – überteuerte Immobilien und kaum vorhandene oder vor allem für junge Menschen unbezahlbare Mietobjekte – vorstellte, war die Aufregung groß.

Madrid – Da schlug die Ministerin doch glatt den Bau von sogenannten „minipisos“, also Mini-Apartments, vor, die zwischen 30 und 45 qm groß sein und insbesondere jungen Leuten den Absprung in ein eigenständiges Leben erleichtern sollten.

In einem Spanien, in dem es bislang Tradition war, nicht eher das Elternhaus zu verlassen, bis man ins erste Eigenheim ziehen konnte, war dieses Ansinnen nur auf Unverständnis gestoßen.

Bislang wurden frisch getaufte Abiturienten, die sich wegen der Ausbildung oder des Studiums gezwungen sahen ihr Elternhaus zu verlassen, meist in sogenannten Residencias de Estudiantes untergebracht, die häufig nur wenig mit den in Deutschland bekannten Studentenheimen gemein haben. So kosten sie meist nicht nur ein kleines Vermögen, sondern bieten auch einen Service, den man sonst nur im Elternhaus bzw. Hotel vorfindet: Essen, Zimmersäuberung und Versorgung der Wäsche.

Wahrlich keine große Hilfe bei dem Weg in die echte Selbstständigkeit, dafür konnten die besorgten Eltern jedoch sicher sein, dass ihre Sprösslinge auch ohne ihre ständige Fürsorge gut versorgt waren.

María Antonia Trujillo ließ sich jedoch trotz aller Kritik und allen Spotts, den sie für ihre „Wohnungswinzlinge“ erntete, nicht aus dem Konzept bringen. Sie wusste um die positiven Erfahrungen, die andere europäische Länder seit vielen Jahren mit ähnlichen Initiativen machen: Winzige bis kleine Studios bzw. Wohnungen, die zu bezahlbaren Preisen nur an junge Menschen vermietet werden dürfen und ihnen über die Zeit hinweg helfen sollen, in der sie wegen ihres Alters und ihres Studiums noch nicht über die finanziellen Möglichkeiten verfügen, eine bessere Alternative zu bezahlen.

So stellte die Ministerin unbeirrt am 12. Februar das erste wirkliche Projekt vor. Insgesamt 10.000 „minipisos“ will die Regierung demnach bauen und bis zum Studienjahr 2009-2010 fertig haben. Die „Winzlinge“ werden tatsächlich nur zwischen 30 und 45 qm haben, dafür aber auch zu absoluten Traum-Mietpreisen von zwischen 75 und 200 Euro zu haben sein.

Nicht alle dieser Wohnungen werden in Neubauten untergebracht sein, da auch die Renovierung und Umgestaltung alter Gebäude vorgesehen ist, wie das ehemalige Frauengefängnis von Alcalá de Henares (Madrid).

Die Regierung will 50% der Bau- und Renovierungskosten tragen, wobei davon ausgegangen wird, dass jedes Apartement nur etwa 31.000 Euro kostet, da die meisten Gebäude sich auf öffentlichem Boden befinden. Insgesamt wurde für den staatlichen Wohnungsplan 2005-2008 ein Budget von 300 Millionen Euro freigegeben. Die übrigen 50% der Kosten werden Universitäten, autonomen Regionen sowie private Bauträger aufbringen.

Von den 1,2 Millionen Studenten, die es derzeit in Spanien gibt, leben zwischen 20 und 30% fern ihres Elternhauses.

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