12.800 Kilo Lebensmittel blockiert


Augusto Hidalgo, Bürgermeister von Las Palmas. Foto: EFE

María de Pauli verließ bislang regelmäßig das Lokal des solidarischen Nachbarschaftsverbandes AVESAR im Ortsteil Arenales von Las Palmas mit einem Einkaufsbeutel, der Reis, Nudeln, Milch, Dosenthunfisch und Kaffee enthielt und manchmal etwas Obst und Gemüse. Dank dieser Hilfe kam sie mit ihren beiden Kindern und ihrer alten Mutter mehr schlecht als recht über die Runden. Mit ihrem Lohn als Putzfrau in einem Halbtagsjob könnte sie ihre kleine Familie nicht ernähren. Da war die Unterstützung von AVESAR eine große Hilfe. Doch nun muss die Lebensmittelausgabe eingestellt werden, denn es fehlen geeignete Räumlichkeiten für die Lagerung und Verteilung der Lebensmittel, die bislang in einem 24 qm großen Raum erfolgte. Von dort wurden 258 Familien mit insgesamt 680 Mitgliedern versorgt, die diese Hilfe dringend benötigten. 12.800 Ki­lo, die von der Banco de Alimentos, einer Sammelstelle für Nahrungsmittel aus EU-Beständen, ausgegeben wurden.
Die Miete für das kleine Lokal hatte der Präsident eines Unternehmens in Las Palmas regelmäßig bezahlt, doch als der gutherzige Mensch im April verstarb, wurde der Nachbarschaftsverband AVESAR heimatlos und musste die Ver- teilung der Lebensmittel unter unzumutbaren Bedingungen durchführen. Ganz in der Nähe gab es ein geeignetes Lokal im Besitz der Stadt, auf das sich die freiwilligen Helfer von AVESAR Hoffnung machten.
Im Juli hatte die Stadtverordnete für öffentliche Serviceeinrichtungen noch vor der Inselpresse erklärt, die Stadt werde das Lokal zur Verfügung stellen, das zurzeit noch vom Personal des Gesundheitsamtes benutzt werde.Doch vor einigen Tagen wurde bekannt, dass die Stadt Las Palmas einen ganzen Katalog von Voraussetzungen verlangt, den die Gruppe von AVESAR niemals erfüllen kann und die auch absolut absurd erscheinen. Es geht um die Erklärung als Einrichtung von öffentlichem Interesse, eine Studie des für den Stadtteil zuständigen Stadtverordneten sowie eine Abstimmung im Rahmen einer Sitzung des Stadtrates.
Inzwischen hat sich Bürgermeister Augusto Hidalgo eingeschaltet und versichert, die Stadt sei in keiner Weise verpflichtet, ein Lokal zur Verfügung zu stellen. Lebensmittel-Verteilstellen hätten vielmehr eine Reihe von Konditionen zu erfüllen, bevor sie tätig werden können. Sie müssten über geeignete Räumlichkeiten verfügen, über die erforderliche Infrastruktur und Transportmög- lichkeiten. Außerdem dürften nur Personen mit Lebensmitteln versorgt werden, die ihnen durch die Stadtverwaltung bzw. von ihrer Sozialabteilung zugeführt würden.
Der Präsident von AVESAR erklärte vor den Medien, die meisten Personen, die bei seiner Gruppe ihre Lebensmittelpakete abgeholt haben, seien ihm ohnehin vom Sozialdienst der Stadt zugewiesen worden. Sein Verband sei von der kanarischen Regierung anerkannt und arbeite mit der Banco de Alimentos und auch mit anderen Organisationen zusammen, die Arbeitsmöglichkeiten vermitteln, sowie mit der Stiftung La Caixa, die auch für den Transport der Lebensmittel aufkomme. Er wirft der Stadtverwaltung Unehrlichkeit, Inkompetenz und Gleichgültigkeit gegenüber den Bedürftigen vor und gibt ihr die Schuld dafür, dass AVESAR die Hilfstätigkeit nun einstellen muss und 12.800 Kilo Lebensmittel blockiert werden.
Vorwürfe, die der Bürgermeister nicht akzeptieren will. Es gehe nicht an, dass Nahrungsmittel sozusagen auf der Straße verteilt würden. Auch wenn es Waren für einfache Menschen seien, müssten die Kühlkette und die vorgeschriebene Lagerung garantiert werden. „Wir wollen kein Abfallessen verteilen“, sagte er wörtlich. Das eine sei der gute Wille und das andere, dass eine sehr komplizierte Situation vorliege. Alle müssten sich nach den Normen für Lebensmittelausgaben richten, die eine Vorschrift der Europäischen Union seien.
„Wenn entschieden wurde, die Ausgabe einzustellen, so ist das nicht unsere Verantwortung. Die Menschen, die von unserem Sozialdienst geschickt wurden, können ja nun zu Ausgabenstellen in anderen Stadtteilen von Las Palmas gehen“ …. O-Ton des Bürgermeisters.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Dietmar Walkenhut, beim Ehepaar Dierks und seiner Tochter Vanessa, sowie bei Helmut Bongardt für die großherzigen Spenden.

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