120.000 Anzeigen in einem Jahr


Häusliche Gewalt überlastet die Sondergerichte, die vor einem Jahr geschaffen wurden

„Überlastet“ ist einer der Begriffe, den die Justizangestellten am häufigsten nennen, wenn sie nach den Sondergerichten gefragt werden, die vor fast genau einem Jahr geschaffen wurden, um die Problematik der häuslichen Gewalt in den Griff zu bekommen.

Madrid – Von diesen Gerichten, die im Rahmen des „Ganzheitlichen Gesetzes gegen häusliche Gewalt“ geschaffen wurden, gibt es Spanienweit 430. Weit über 20 davon widmen sich ausschließlich den Fällen von Misshandlung von Frauen durch ihre Ehemänner oder Lebensgefährten. Die meisten dieser Gerichte müssen jedoch weiterhin auch andere Delikte bearbeiten, was eine schnelle Bearbeitung der wichtigen Fälle schier unmöglich macht.

Allein während der ersten sechs Monate wurden die Gerichte von 66.000 Anzeigen überflutet. Bis zum Jahresende waren es dann etwa 120.000. Doch trotz aller Kritik wegen der langsamen Bearbeitung der Anzeigen angesichts der stetigen Überlastung, sind sich Experten einig, dass die Schaffung der Gerichte einen klaren Fortschritt im Kampf gegen häusliche Gewalt bedeutet.

Einmal seien misshandelte Frauen heute nicht mehr dazu gezwungen von einer Stelle zur nächsten, von einer Institution, einem Amt und einem Gericht zum nächsten zu wandern, sondern finden so gut wie alles unter einem Dach vor. Als positiv wird aber auch angesehen, dass der oft chaotische Datenaustausch zwischen Zivil- und Strafgerichten wegfalle.

Verbesserungswürdig

Die betroffenen Frauen selbst zeigen sich vor allem über die spürbar gewachsene Sensibilität von Richtern und sonstigen Angestellten erfreut. Sie fordern jedoch, ebenso wie die meisten der Verantwortlichen dieser Sondergerichte, mehr Mittel sowie die Überarbeitung des Gesetzes, um den Kampf gegen die häusliche Gewalt noch effektiver zu machen.

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