17 Jahre Zeitarbeit bei der gleichen Firma


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Jahrelang wurden Mitarbeiterinnen von Artiach Hunderte Male zeitlich begrenzt eingestellt

Bilbao – Sieben Mitarbeiterinnen des Backwarenherstellers Artiach haben ihre prekäre Arbeitssituation vor Gericht gebracht. Über Jahre waren sie mittels Hunderter zeitlich begrenzter Arbeitsverträge immer wieder neu eingestellt worden, ohne dass es jemals zu einem festen Arbeitsvertrag gekommen wäre. Die Frauen hatten keinen geregelten Urlaub und konnten keine Pläne für ihr Familienleben machen, ganz zu schweigen von der Sicherheit eines festen Arbeitsverhältnisses. Ein Richter hat nun die feste Einstellung einiger Frauen veranlasst.

Während der letzten Jahre wurden im Land wieder Arbeitsplätze geschaffen, doch oftmals handelte es sich um prekäre Arbeitsverhältnisse, die zeitlich begrenzt waren. Viele Unternehmen machten sich hierbei den während der Krisenzeiten gelockerten Arbeitnehmerschutz zunutze. 

Die Mitarbeiterinnen des in Orozko (Bizcaya) angesiedelten Unternehmens, die ihren Fall vor Gericht brachten, wurden oftmals erst um 23 Uhr von einer Zeitarbeitsfirma informiert, dass sie am nächsten Tag in der Fabrik erscheinen sollten. Am nächsten Tag unterschrieben sie einen zeitlich befristeten Vertrag – wieder einmal. Eine der Betroffenen berichtete, innerhalb von 16 Jahren 750 solcher Verträge unterzeichnet zu haben. Die Frauen harrten geduldig aus, in der Hoffnung, irgendwann endlich fest angestellt zu werden – doch der erhoffte Vertrag mit dem festen Arbeitsverhältnis kam nie, bis die sieben Frauen ihre prekäre Arbeitssituation bei der Arbeitnehmerschutzbehörde anzeigten. Woraufhin sie nicht einmal mehr zeitlich befristet eingestellt wurden.

Ein Richter in Bilbao hat diese „Kündigung” für nichtig erklärt, allerdings nicht wegen der Aneinanderreihung von Hunderten von Zeitarbeitsverträgen, sondern weil die „Kündigung” nach der Anzeige bei der Arbeitnehmerschutzbehörde erfolgt war. Diese hatte dem zu Adam Foods in Barcelona gehörenden Unternehmen Betrug bei der Einstellung vorgeworfen und die Firma aufgefordert, die sieben Frauen fest einzustellen. Woraufhin die Mitarbeiterinnen nun nicht mehr zur Arbeit gerufen wurden. Nur eine von ihnen wurde fest angestellt. 

Heute wissen die sieben Frauen nicht mehr, wie sie die vielen Jahre – eine von ihnen war siebzehn Jahre bei Artiach – die Situation ertragen konnten. Sie hätten keine Wahl gehabt, die Arbeit gebraucht, das Unternehmen habe sie mittels der zeitlich begrenzten Verhältnisse in Angst und Sorge gehalten, so lauteten ihre Erklärungen dafür.

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