Dreieinhalb Jahrzehnte aktuelle regionale und nationale Nachrichten in deutscher Sprache
In der Wochenblatt-Redaktion gibt es in diesen Tagen Grund zum Feiern. Vor 35 Jahre wurde die erste deutschsprachige Zeitung Teneriffas, damals unter dem Titel „Wochenspiegel“, aus der Taufe gehoben. Vieles hat sich seit dieser Zeit verändert. Nicht nur auf den Inseln und im Staate – was wir stets aktuell berichtet haben, sondern auch bei uns. Aus dem kleinen, 16 Seiten starken Blättchen, hat sich eine Zeitung entwickelt, die über die Grenzen der Kanaren hinaus Ansehen genießt. Und aus der „Zweifrau-Allround-Besatzung“ ist ein neun Personen starkes, gut eingespieltes Team geworden, das mit modernster technischer Ausstattung die Leser wie eh und je alle zwei Wochen mit aktuellen Nachrichten versorgt.
Heuer ist es fünfunddreißig Jahre her, dass die deutschsprachige Zeitung der Kanarischen Inseln aus der Taufe gehoben wurde. Am 3. April 1981 lag das Blatt damals mit dem Titel „Wochenspiegel Teneriffa“ – das deutsche Nachrichten-Magazin – zum ersten Mal an den Kiosken. Ganze 16 Seiten stark und in „absoluter Handarbeit“ hergestellt.
Ende 1980 hatten meine langjährige Partnerin Teresa von Levetzow und ich eine Geschäftsidee: Eine Zeitung in deutscher Sprache, in der Nachrichten von den Kanaren und aus Spanien, resümiert und für den deutschsprachigen Leser aufbereitet, erscheinen sollten.
Bevor es so weit war, hatten wir uns schon den Titel „Wochenspiegel“ ausgedacht und einen entsprechenden „Kopf“ entwerfen lassen. Auch eine ganze Anzahl von Werbeanzeigen hier ansässiger deutscher Firmen, welche die Idee einer deutschen Zeitung gerne unterstützen wollten, hatten wir schon beisammen. Eine weit größere Schwierigkeit bestand jedoch darin, die Vorschriften des sogenannten „Ley Fraga“ zu erfüllen, ein Pressegesetz, das in dieser Nach-Franco-Epoche teilweise noch Gültigkeit hatte. Danach benötigten Ausländer, die eine Zeitung herausgeben wollten, einen spanischen Direktor, der zugelassener Journalist war.
Unsere Anfragen bei den beiden hiesigen spanischen Tageszeitungen, ob Interesse bestand, gemeinsam mit uns eine Zeitung in deutscher Sprache herauszugeben, stießen zunächst auf Desinteresse ja sogar auf Ablehnung. Schließlich erklärte sich die Direktion von Diario de Avisos doch bereit, einen Versuch mit unserem Zeitungsprojekt zu starten. „Wir wagen einen Versuch, wenn es nicht läuft, wird einfach wieder eingestellt“, hatte uns der Geschäftsführer des Verlags wissen lassen. Wir hatten auf der Grundlage der Berichte in der spanischen Ausgabe die Artikel zu schreiben, die Anzeigen zu besorgen, die auf unsere Kosten von einem holländischen Werbegrafiker gestaltet wurden, das Layout anzufertigen, die Zeitungen an den Verkaufsstellen zu verteilen und die Rechnungen zu kassieren. Wir durften in der Setzerei unsere Texte setzen, bis die Angestellten des Verlags ihre Arbeit aufnahmen. In dem Büro der Redaktion in Puerto de la Cruz konnten wir einen Schreibtisch benutzen und täglich zwei Stunden lag Kunden empfangen und Anzeigen aufnehmen. Diario de Avisos stellte das Fotomaterial zur Verfügung und druckte die Zeitung. Dafür mussten wir den Gewinn mit dem Verlag teilen. Unter den damaligen Verhältnissen – wir hatten nicht das nötige Kapital, um Räume anzumieten und Geräte anzuschaffen, hielten wir diese Bedingungen für fair.
Am 3. April 1981 erschien also die erste Ausgabe des Wochenspiegels – 16 Seiten stark. Und sie warf auch gleich einen kleinen Gewinn ab. Wir waren praktisch rund um die Uhr im Einsatz um Anzeigenkunden zu werben. Wir sprachen bei Kiosken, Hotels und in Geschäften vor, damit sie unsere Zeitung in den Verkauf nahmen.
Und die erste deutsche Zeitung auf Teneriffa wurde sozusagen ein Senkrechtstarter. Ein guter Werbeträger und damals die einzige Informationsquelle für deutsche Residenten und Touristen, denn zu dieser Zeit gab es noch kein deutsches Radio, höchstens kurze Sendebereiche in deutscher Sprache bei den spanischen Sendern und natürlich auch kein Fernsehen. Deutsche Zeitungen kamen per Flugzeug hierher und waren erst einen Tag später am Kiosk.
Ende des zweiten Jahres stellten wir eine Mitarbeiterin ein, welche die Bürostunden wahrnahm und Anzeigen annahm, während wir im Verlag unsere Texte setzten. Später mussten wir dann den Platz in den Redaktionsräumen in Puerto de la Cruz räumen, weil die dort arbeitenden Redakteure von den Besuchern, deren Zahl immer mehr zugenommen hatte und oftmals vor dem kleinen Büro Schlange standen, gestört wurden. Wir mieteten ganz in der Nähe, in dem historischen Gebäude an der Plaza del Charco zunächst einen Büroraum, den wir mit geschenkten Möbeln einrichteten.
Der Boom der Achtzigerjahre beflügelte nicht nur den Tourismus und die Baubranche auf den Kanaren, sondern auch den Erfolg unserer Zeitung. Das Werbeaufkommen wurde größer, und damit nahm auch die Zahl der Seiten immer mehr zu. Schließlich reichte die eingeräumte Arbeitszeit in der Setzerei nicht mehr aus. Ein eigener Computer musste her, eine Macintosh-Anlage zum damals unglaublichen Preis von 2,1 Millionen Peseten.
Wir stellten eine Mitarbeiterin für Anzeigengestaltungen und Layout ein, die 1997 von einem Werbegrafiker ersetzt wurde, der als freier Mitarbeiter zu unserem Team stieß und die Gestaltung des Erscheinungsbildes der Zeitung und der Anzeigen übernahm.
Nach und nach vergrößerte sich unser Team. Durch Anschaffung eigener technischer Anlagen und die Erweiterung unserer Arbeitsräume wurden wir von unserem spanischen Partner weitgehend unabhängig. Als wir uns im Jahr 2005 endgültig auf eigene Füße stellen wollten, mussten wir unserer Zeitung einen neuen Titel geben. Der Partner hatte den Erfolgstitel „Wochenspiegel“ beim Patentamt schützen lassen und war nicht bereit ihn herzugeben. Seither nennen wir uns „Wochenblatt“.
Im Laufe der Jahre wurde unser Erscheinungsbild immer wieder leicht verändert und der Zeit angepasst. Im vergangenen Herbst haben wir schließlich einen großen Schritt gewagt und das gesamte Blatt modernisiert. Offensichtlich mit viel Erfolg, denn wir ernteten Lob von allen Seiten.
Rückblick auf 35 Jahre zu halten bedeutet aber auch, den Lesern zu danken, die unserer Zeitung die Treue gehalten und uns mit ihrer konstruktiven Kritik begleitet haben. Dank gebührt auch den Inserenten – einige sind noch immer Kunden „der ersten Stunde“, denn ohne Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft kann eine Zeitung in der heutigen Zeit nicht existieren.
Ein großes Dankeschön auch an die Mitarbeiter – scherzhaft Wochenblättler genannt. Einige sind schon fast zwei Jahrzehnte mit dabei und haben auch in schwierigen Situationen zu ihrer Zeitung gestanden.
Meine Partnerin Teresa von Levetzow ist vor fünf Jahren verstorben. Leider konnte sie nicht mehr miterleben, wie aus der Idee, die wir vor nunmehr fünfunddreißig Jahren hatten, ein Lebenswerk geworden ist.
Vielen, vielen Dank an alle, die dazu beigetragen haben.
Hannelore Lindner
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