2021 – das Jahr der Reformen

Mari Cruz Vicente Foto: CCOO

Mari Cruz Vicente Foto: CCOO

Die letzten fünf Monate waren von zahlreichen Umstrukturierungen im sozialen Bereich bestimmt

Madrid – Während 2020 das Jahr des Coronavirus war, wird 2021 den Sozialpartnern in Spanien wohl als ein Jahr voller stundenlanger Sitzungen in Erinnerung bleiben, in dem viele von ihnen mehr Zeit mit ihren Arbeitskollegen als mit ihren Familien verbracht haben.

Die drei zur Bewältigung der Auswirkungen der Pandemie notwendigen Verlängerungen der Kurzarbeitsregelung (ERTE), die Erhöhung des Mindestlohns, die Regulierung der Heimarbeit, die Verabschiedung des Gesetzes zum Schutz von Paketboten sowie die Renten- und Arbeitsmarktreformen haben die Tagesordnungen des Ministerpräsidenten, seiner Vizepräsidenten, der Minister und Staatssekretäre sowie der Gewerkschafter und Vertreter der Arbeitgeberverbände in den letzten 12 Monaten bestimmt. Trotz der enormen Herausforderungen, ist sich ein Großteil der betroffenen Akteure jedoch einig: Die Anstrengungen haben sich gelohnt.

„Es war ein besonders spezielles und hartes Jahr“, räumte Mari Cruz Vicente, Bundessekretärin von Acción Sindical der Gewerkschaft CCOO, ein. „Unter dem Gesichtspunkt des sozialen Dialogs war es allerdings wirklich fruchtbar“, fügte sie hinzu. Vicente hat viele Sitzungen mit Fernando Luján, dem Bundessekretär der UGT, abgehalten – insbesondere im Zusammenhang mit der Arbeitsmarktreform. „Wir dachten sogar, dass wir uns alle an Heiligabend zum Essen treffen würden“, scherzte er diesbezüglich.

Die neun Monate andauernden Verhandlungen über den neuen Rahmen zur Regelung der Arbeitsbedingungen waren demnach voller spannender, aber auch amüsanter Momente.

Sämtliche Sitzungen im Kontext des sozialen Dialogs fanden im vierten Stock des Arbeitsministeriums in Madrid statt, im sogenannten Ovalen Raum. Die vielen oft über Stunden andauernden Treffen haben, so wurde erklärt, trotz aller Unstimmigkeiten die Beziehung zwischen den Sozialpartnern gestärkt. „Wir waren uns bewusst, dass wir gegensätzliche Interessen haben, aber wir waren verpflichtet, nach Punkten der Übereinstimmung zu suchen“, sinnierte Vicente rückblickend. Ihr Amtskollege von der Gewerkschaft UGT, Fernando Luján, fügte hinzu: „Ich möchte nicht zu anmaßend sein, aber ich denke, dass die Haltung und die Verantwortung, die alle Sozialpartner gezeigt haben, auf die spanische Gesellschaft als Ganzes und auf die übrigen Bereiche übertragen werden sollten.“

„Wir Wirtschaftsführer haben einmal mehr unser Engagement und unsere Verantwortung unter Beweis gestellt“, ließ in diesem Zusammenhang auch der spanische Verband der Unternehmensorganisationen (CEOE) verlauten. „Wir haben gut ein Dutzend Vereinbarungen abgeschlossen, von Kurzarbeitsregelung zur Bekämpfung der Pandemie über den ersten Teil der Rentenreform bis hin zu den Maßnahmen zur Modernisierung des Arbeitsmarktes, um nur einige davon zu nennen. Veränderungen und Umgestaltungen, die konsolidiert und langfristig angelegt sein müssen, können nur im Dialog und auf einvernehmliche Weise erfolgen“, wurde abschließend erklärt.

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