206 Millionen Euro für den Wiederaufbau

Beobachtung aus sicherem Abstand: Anwohner fotografieren das Naturschauspiel des Vulkans von Tajuya aus, in der Nacht vom 4. Oktober. Foto: EFE

Beobachtung aus sicherem Abstand: Anwohner fotografieren das Naturschauspiel des Vulkans von Tajuya aus, in der Nacht vom 4. Oktober. Foto: EFE

Präsident Sánchez versprach auf La Palma ein Hilfspaket, das in Form eines Gesetzesdekrets auf den Weg gebracht wird

La Palma – Der Vulkan auf La Palma ist nach einer kurzzeitigen scheinbaren Beruhigung am 27. September in eine neue explosive Phase eingetreten. Der in der ersten Woche der Eruption sehr dickflüssige, sich nur sehr langsam fortbewegende Lavastrom wurde flüssiger und kam auf diese Weise schneller Richtung Küste voran. Aus mehreren aktiven Schloten, dem des Hauptkegels des Vulkans und einem etwas unterhalb, pulsiert weiter Lava. Am 3. Oktober meldete das vulkanologische Institut der Kanaren (INVOLCAN), dass der Vulkankegel teilweise in sich zusammengestürzt ist, was eine Zunahme der austretenden Lava zur Folge hatte, die nun auch wesentlich flüssiger ist und viel schneller fließt. Die Direktorin des staatlichen geografischen Instituts (Instituto Geográfico Nacional, IGN), María José Blanco, bestätigte, dass über Satellitenaufnahmen festgestellt werden konnte, dass sich zwei Lavaröhren gebildet haben, über die die Lava schneller in Richtung Meer fließt. Die Asche- und Gaswolke des Vulkans erreicht eine Höhe von bis zu 4.500 Metern.

Das von dem Vulkanausbruch direkt betroffene Gebiet nimmt mit jedem Tag zu. Bis 4. Oktober hatte die glühende Lava sich über eine Gesamtfläche von 434,7 Hektar ausgebreitet, 1.074 Gebäude, die meisten davon Wohnhäuser, sind zerstört oder beschädigt.

Präsident Pedro Sánchez versprach bei seinem dritten Besuch seit Beginn des Vulkanausbruchs auf La Palma ein „starkes Hilfspaket“ für den Wiederaufbau der Insel und sprach auch persönlich mit Betroffenen. Foto: EFE
Präsident Pedro Sánchez versprach bei seinem dritten Besuch seit Beginn des Vulkanausbruchs auf La Palma ein „starkes Hilfspaket“ für den Wiederaufbau der Insel und sprach auch persönlich mit Betroffenen. Foto: EFE

Durch kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen sollen Infrastrukturen wieder hergestellt und Zerstörtes wieder aufgebaut werden

Spaniens Präsident Pedro Sánchez reiste 14 Tage nach dem Beginn des Vulkanausbruchs erneut nach La Palma. Dort übernahm er am 3. Oktober die Leitung des Krisenstabs, der sich mit dem aktuellsten Bericht des wissenschaftlichen Ausschusses des Sonderplans für Katastrophenschutz und Notfallhilfe bei Vulkanausbrüchen (PEVOLCA) befasste. Nachdem er sich in Begleitung des kanarischen Präsidenten Ángel Víctor Torres und des Cabildo-Präsidenten von La Palma, Mariano H. Zapata vom technischen Leiter des PEVOLCA, Miguel Ángel Morcuende, auf den neuesten Stand bringen ließ, kündigte Sánchez ein „starkes Hilfspaket“ der Regierung an. Für den Wiederaufbau zerstörter Infrastrukturen, des Wassernetzes, die Landwirtschaft und den Tourismus will die Regierung insgesamt 206 Millionen Euro bereitstellen. Ein entsprechendes Gesetzesdekret sollte noch am 5. Oktober vom Ministerrat verabschiedet werden.

Bereits eine Woche zuvor hatte die Zentralregierung einen Betrag für die erste Hilfe festgelegt. 10,5 Millionen Euro wurden der kanarischen Regierung für den Kauf oder die Miete von Häusern und deren Ausstattung mit Möbeln und Haushaltsgeräten für die Menschen, die ihr Zuhause verloren haben, übertragen.

Präsident Pedro Sánchez versprach bei seinem dritten Besuch seit Beginn des Vulkanausbruchs auf La Palma ein „starkes Hilfspaket“ für den Wiederaufbau der Insel und sprach auch persönlich mit Betroffenen. Foto: EFE
Präsident Pedro Sánchez versprach bei seinem dritten Besuch seit Beginn des Vulkanausbruchs auf La Palma ein „starkes Hilfspaket“ für den Wiederaufbau der Insel und sprach auch persönlich mit Betroffenen. Foto: EFE

Erdbebenserie setzt sich fort

Der Süden La Palmas wird unterdessen weiter von Erdbeben erschüttert. Vom 3. auf den 4. Oktober wurden mehr als 120 Beben registriert, von denen mindestens 12 von der Bevölkerung wahrgenommen wurden. Das stärkste Beben erreichte einen Wert von 3,7 auf der Richterskala und wurde in 11 Kilometern Tiefe in Villa de Mazo registriert.

Wie das IGN mitteilte, werden die meisten Erdbebenherde in einer Tiefe von 10 bis 15 Kilometern gemessen und im selben Gebiet, in dem schon ähnliche Erdbebenserien in den Jahren 2016, 2018 und 2020 verzeichnet wurden.

Miguel Ángel Morcuende erklärte dazu, dass sich zwar das Gebiet der Erdbeben verlagert habe, dies aber nicht bedeute, dass ein neuer Eruptionsschlot befürchtet werden muss. „Wir sprechen nicht von einer oberflächlichen Seismizität, die weitere Phänomene zur Folge haben kann, und im Prinzip müssen wir deshalb auch nicht das Aufbrechen eines neuen Schlotes befürchten“, versicherte er.

In Puerto Naos hat sich überall eine Schicht aus feinkörniger Vulkanasche gebildet. Foto: EFE
In Puerto Naos hat sich überall eine Schicht aus feinkörniger Vulkanasche gebildet. Foto: EFE

Vorläufige Bilanz

Bis zum 4. Oktober war die Fläche, die im Südwesten von La Palma von der Lava des Vulkans bedeckt worden ist, auf 413 Hektar angewachsen. Am 3. Oktober waren es noch 400 Hektar.

Dort wo der Lavafluss ins Meer mündet, hat sich eine runde Halbinsel geformt, die mit jedem Tag größer wird. Bis 4. Oktober hatte diese Landzunge eine Größe von 32,7 Hektar erreicht. (Mehr dazu auf Seite 6.)
Wie das europäische satellitengestützte Erdbeobachtungsprogramm Copernicus festgestellt hat, sind bisher 1.074 Gebäude durch den Vulkanausbruch entweder komplett oder teilweise zerstört worden. Außerdem sind durch den Lavastrom mindestens 30 Kilometer Straßen nicht mehr befahrbar. Je nachdem wie sich der Lavastrom weiter fortbewegt und ob er sich verzweigt, muss befürchtet werden, dass weitere Sachschäden entstehen.

Um die Wasserversorgung und auch die Bewässerung der Plantagen in betroffenen Orten wie Puerto Naos und El Remo aufrechtzuhalten, wird die kanarische Regierung zwei mobile Entsalzungsanlagen im Gebiet von Puerto Naos in Betrieb nehmen, die täglich bis zu 6.000 Liter Wasser aufbereiten können.

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