23 Tage Seenot überlebt


© EFE

Vermisste kanarische Fischer gerettet

Die beiden Seemänner José Quevedo (61) und Cristo Herrera (70) haben eine abenteuerliche Reise hinter sich, die sie um ein Haar das Leben gekos­tet hätte. Am 13. März stachen sie mit dem kleinen Fischkutter Saulo südöstlich von Cádiz in See und nahmen Kurs auf ihre Heimatinsel Gran Canaria.

Nach einem Motorschaden trieb das Schiff ziellos im Atlantik. Die Geretteten berichten: „Trotz eindeutiger Zeichen reagierte keines der vorbeifahrenden Schiffe.“ Nach 23 Tagen wurde ein Frachter auf den Fischkutter aufmerksam und nahm die Havarierten an Bord.         

Mindestens 30 Schiffe seien an ihnen vorbeigefahren, teilweise in einem Abstand von weniger als 200 Metern, und trotz ihrer Zeichen und Hilferufe habe keines davon auch nur die Fahrt verlangsamt. So berichteten die beiden Fischer von Gran Canaria nach ihrer Rettung. 23 Tage verbrachten sie auf hoher See, bis sie von einem Frachter mit zypriotischer Flagge entdeckt wurden.

Der 61-jährige José Quevedo, der über das Internet einen kleinen Fischkutter gekauft hatte und sein Freund Cristo Herrera (70), Schiffskapitän im Ruhestand, hatten am 13. März mit der 10 m langen zweimotorigen Saulo im Hafen von Barbate (Cádiz) abgelegt und Kurs auf die Kanaren genommen. Eigentlich wollten sie mit dem neuen Fischkutter von Quevedo schon drei Tage später in Las Palmas ankommen, doch zwei Motorschäden nacheinander machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Cristo Herrera versuchte als erfahrener Kapitän alles, um das Schiff wieder flottzumachen. Schließlich benutzte er eine Decke als Segel und schaffte es tatsächlich, das Boot in die richtige Strömung zu bringen, so dass wenigstens die Richtung stimmte. Der Kurs war tatsächlich korrekt, denn der Fischkutter wurde schließlich 300 Seemeilen südlich von Gran Canaria gefunden.

Die Rettung kam buchstäblich in letzter Minute, denn nur kurze Zeit später wäre das Schiff in die Strömung geraten, die auch schon viele Flüchtlingsboote von den Kanaren weg in Richtung Brasilien getrieben hat. Das wusste Herrera und er konnte sich auch ausmalen, was für ein Schicksal ihnen bevorstand, wenn sie in diese Strömung gerieten. Nachdem unzählige Schiffe an ihnen vorbeigezogen waren und sie trotz eindeutiger Signale ignoriert hatten, sprang Herrera kurzentschlossen ins Wasser, als der Frachter an ihnen vorbeizufahren drohte. So wurde die Besatzung auf die Not des Fischkutters aufmerksam und nahm die beiden Havarierten an Bord.

Mit einem Hubschrauber der Seerettung wurden die beiden Männer nach Gran Canaria geflogen. Obwohl beide die Strecke zwischen Hubschrauber und bereitstehendem Notarztwagen zu Fuß zurücklegen konnten, wurden sie zunächst vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. Dort bekamen die Geretteten gleich hohen Besuch. Der kanarische Regierungschef Paulino Rivero kam persönlich und ließ sich ihre abenteuerliche Seereise schildern.

Die Ärzte des Hospitals Dr. Negrín in Las Palmas konnten bei den Untersuchungen bis auf die Hautschäden durch die Sonneneinstrahlung, eine leichte Dehydrierung und den verständlichen Schwächezustand keine weiteren gesundheitlichen Probleme feststellen und entließen die Patienten schon am nächsten Tag.

Dass es seine letzte Seereise war, versicherte Herrera später seiner Nachbarin Lourdes gleich mehrmals. Diese hatte gemeinsam mit der Familie von José Quevedo schon am 15. März eine Vermisstenmeldung aufgegeben. Auch die Frage nach dem Mobiltelefon konnte geklärt werden. Quevedo hatte seinen Angehörigen vor der Reise versprochen, sich alle 100 Meilen per Handy zu melden. Als diese Anrufe ausblieben, rief die Familie an, erreichte jedoch nur einen Mann, der etwas Unverständliches auf Arabisch sagte. Angeblich war ihnen nach dem Motorenausfall ein marokkanischer Fischkutter zu Hilfe gekommen, dessen Besatzung zwar nichts habe reparieren können, aber dafür das Handy gestohlen habe.

So verbrachten Quevedo und Herrera insgesamt 23 Tage auf See, die Nahrung ging ihnen am Fünfzehnten aus. Wasser hatten sie glücklicherweise genügend an Bord.

Die spanische Seenotrettung hat ein Untersuchungsverfahren in diesem Fall eingeleitet, um die undurchsichtigen Einzelheiten zu klären. Derzeit fehlen noch genaue Angaben über die Ursache des Motorschadens sowie zu der Route. Der Fischkutter wurde in den Hafen von Las Palmas geschleppt.

Die Angehörigen interessiert unterdessen vielmehr, warum die eingeleitete Suchaktion nicht erfolgreich war.

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