28 spanische Schauspielerinnen sind Zielobjekte eines deutschen Psychopaten


Sara Casasnovas entging vor 8 Jahren nur knapp einem Pfeil, den Arndt Meyer auf sie abgeschossen hatte. Fotos: EFE

18 der potenziellen Opfer wurden nicht informiert und ihre Prozessdaten nicht geschützt

Madrid – Der Deutsche Arndt Meyer, der im Juni 2009 eine spanische Schauspielerin mit einer Armbrust angriff und offenbar vorhatte, sie und sich selbst zu töten, hat seine Obsession in der Haft offenbar auf weitere Schauspielerinnen ausgedehnt. Kurz bevor er im Mai letzten Jahres nach acht Jahren Haft aus dem Gefängnis Estremera in Madrid entlassen und umgehend nach Deutschland abgeschoben wurde, waren bei einer Durchsuchung seiner Zelle Fotos seines Opfers Sara Casasnovas und weiterer Schauspielerinnen gefunden worden, versehen mit Kommentaren, welche, laut Gefängnisleitung, auf eine krankhafte Besessenheit hindeuten.

Sara Casasnovas entging vor 8 Jahren nur knapp einem Pfeil, den Arndt Meyer auf sie abgeschossen hatte. Fotos: EFE

Sechs spanische Schauspielerinnen wurden daraufhin von einem Gericht über die Bedrohungslage informiert und unter besonderen Zeugenschutz gestellt, was auch die Geheimhaltung ihrer Identität mit einschließt.

Wie kürzlich bekannt wurde, befanden sich, laut einem Polizeibericht, im Album des psychopatischen Stalkers jedoch noch mehr Bilder mit weiteren 21 Schauspielerinnen und Prominenten, 18 von ihnen Spanierinnen. Die gerichtliche Untersuchung, in deren Verlauf man die Namen, Adressen und Telefonnummern auch dieser Frauen feststellte, wurde jedoch abgeschlossen, ohne auch diesen den Status von geschützten Zeugen zuzuerkennen und damit die Anonymität auch dieser potenziellen Opfer des deutschen Straftäters zu sichern. Hinzu kommt, dass die Betroffenen nicht einmal über die Bedrohungslage informiert wurden. Dies fand die Tageszeitung El País heraus, als sie mit einigen der Schauspielerinnen Kontakt aufnahm. Alle zeigten sich überrascht und besorgt darüber, dass man sie im Unklaren gelassen hat.

Die Anwälte von Sara Casasnovas und die Staatsanwaltschaft haben beantragt, den Fall wieder zu eröffnen und die persönlichen Daten der Betroffenen aus den Akten herauszunehmen. Zudem soll ein Deutscher als Zeuge vernommen werden, der für die deutsche Botschaft Kontakt mit dem Strafgefangenen Meyer hielt und ihm mutmaßlich die Bilder der Schauspielerinnen besorgte.

Mörderischer Stalker

Arndt Meyer war durch die Fernsehserie „Amar en Tiempos Revueltos“ auf die Schauspielerin Sara Casasnovas aufmerksam geworden. Mehrfach reiste er nach Spanien, um sie in Theateraufführungen zu sehen und zu versuchen, sich ihr zu nähern. Er schickte ihr Geschenke, Briefe und E-Mails mit Liebeserklärungen. Im Juni 2009 kam er nach Madrid, besuchte mehrfach Vorstellungen des Stücks „Die Nacht des Leguan“ von Tennesee Williams, in dem die Schauspielerin auftrat, und sprach sie auch außerhalb des Theaters an, ohne jedoch als besonders aggressiv aufzufallen. Die ganze Zeit führte er einen Rucksack mit sich, der zwei Armbrüste, Pfeile mit Metallspitzen, Handschellen und einen langen Strick mit Henkersschlingen an beiden Enden enthielt.

Als Casasnovas in der Nacht nach der letzten Vorstellung der Saison mit einigen Freunden das Theater Reina Victoria verließ, trat Meyer auf sie zu und forderte eine Erklärung, warum sie seine Liebe nicht erwidere. Dann zog er eine Armbrust hervor, legte einen Pfeil ein und richtete sie auf das Gesicht seines Opfers. Ein Stoß ihres Begleiters und ihre eigene Reaktion, das Gesicht abzuwenden, brachten sie aus der Schusslinie, und der Pfeil blieb im Schulterbereich des Jacketts eines Nebenstehenden stecken.

Arndt Meyer wurde vor Gericht gestellt und wegen versuchten Mordes und illegalen Waffenbesitzes verurteilt. Acht Jahre Haft saß er ab und ging auch im Gefängnis seiner fixen Idee weiter nach. Ein Facebook-Account mit Bildern von Sara Casasnovas aus verschiedenen  Theaterstücken, auf denen sie in Fesseln oder durch eine Waffe bedroht zu sehen ist, tauchte auf, und sie erhielt nächtliche Anrufe. Es ist ungeklärt, ob Meyer Urheber dieser Belästigungen ist. Die Löschung der Facebook-Seite konnte erwirkt werden, doch die Daten des Nutzers wurden nicht herausgegeben. Wegen der Anrufe wurde noch wenige Wochen vor seiner Entlassung die Durchsuchung von Meyers Zelle angeordnet. Ein Handy fand sich nicht, doch zahlreiche Bilder von Casasnovas und 27 weiteren Schauspielerinnen mit handgeschriebenen, anzüglichen Kommentaren Meyers darauf.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.