30 Jahre Hölle und Stillschweigen


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Mann tötet seine schwangere Tochter und seine Frau, nachdem diese ihn angezeigt hat

Dreißig Jahre lang hat Carmen Serrato, 54, aus Osuna bei Sevilla Unfassbares ertragen. Dreißig Jahre lang wurden sie und ihre sechs Kinder von Francisco Lucena, ihrem Ehemann und dem Vater ihrer Kinder schwer misshandelt.

Sevilla – Trotz ihrer Angst vor einem tragischen Ende fasste sie, nicht zuletzt dank des Zuspruchs ihrer inzwischen erwachsenen Kinder, die ihr Leid nicht mehr mit ansehen konnten, vor wenigen Wochen endlich den Mut, ihren Peiniger anzuzeigen.

Knapp zwei Wochen später gelang es ihrem Mann, trotz gerichtlichem Annäherungsverbots in die Wohnung ihrer gemeinsamen Tochter einzudringen, wo Carmen vorübergehend untergekommen war. Mit einem Jagdgewehr brachte er seine Frau um und erschoss kurz darauf auch seine schwangere Tochter, die sich im Badezimmer eingeschlossen hatte.

Später unternahm er einen scheinbaren Selbstmordversuch, indem er sich ins Gesicht schoss. Kriminologen befanden jedoch im Nachhinein, dass er nicht wirklich die Absicht hatte sich umzubringen, sondern nur unter dem Druck der Sicherheitskräfte agierte, die ihn immer mehr einkreisten.

Der schreckliche Doppelmord hat nicht nur der Debatte um die häusliche Gewalt in Spanien neuen Auftrieb gegeben. Er hat vor allem der Bevölkerung und den Behörden erneut vor Augen geführt, wie schwierig es ist, die Opfer zu schützen, und wie viel noch getan werden muss, um irgendwann eine Lösung finden.

Mit den beiden Frauen beläuft sich die Zahl der Todesopfer häuslicher Gewalt von Januar bis August dieses Jahres bereits auf 51.

Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 37 und 2004 waren bis Ende August bereits 43 Frauen von ihren Ehemännern oder Lebenspartnern umgebracht worden. Sieben der Frauen, die in diesem Jahr bereits das Leben verloren, waren gerichtlich unter Schutz gestellt, sprich ihren Mördern war unter anderem verboten worden, sich ihnen zu nähern.

Mehr noch als ungenügende gesetzliche Regelungen seien fehlende Mittel zu ihrer Umsetzung ausschlaggebend dafür, dass so viele Frauen immer noch aufgrund häuslicher Gewalt ums Leben kommen, so die Meinung von Experten.

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