324 Hochspannungsmasten


Foto: Ayuntamiento de antigua

Die neue Freileitung quer über Fuerteventura soll die Stromversorgung verbessern und den Anschluss vier neuer Windkraftwerke an das Netz ermöglichen. Cabildo, Gemeinden und Einwohner lehnen die Installation der hässlichen Strommasten ab. Stattdessen soll die Leitung unter die Erde – oder gar nicht – verlegt werden.

Fuerteventura – Der Oberste Gerichtshof der Kanaren hat die Installation einer neuen Hochspannungsleitung zwischen Pájara und La Oliva – also quer über die Insel – per einstweiliger Verfügung gestoppt. Während Red Eléctrica de España (REE), Betreiber des spanischen Hochspannungsnetzes, und die Kanarenregierung das Vorhaben unterstützen und verteidigen, lehnen Cabildo, Gemeinden und ein Großteil der Bevölkerung sowie zwei Plattformen die Installation von 324 bis zu 50 m hohen Strommasten quer über die Insel ab. Die eine Seite verteidigt die Trasse mit der Sicherung der Stromversorgung und der für die Zuschaltung vier neuer Windkraftwerke erforderlichen Ausweitung der Kapazität, die andere Seite führt die Verschandelung der Landschaft und eine fehlgeleitete Energiepolitik an.

Im Oktober wurde mit der Installation der Hochspannungsmasten begonnen. Foto: Ayuntamiento antigua

„Ja zu den Erneuerbaren Energien, aber nicht um jeden Preis“

Die Stromversorgung auf Fuerteventura ist seit jeher problematisch. Eigenen Aussagen zufolge gehen bei der REE auf Fuerteventura unter allen Kanareninseln die meisten Störungsmeldungen ein. Bislang wird 94% des Stroms auf der Insel im Wärmekraftwerk El Charco in Puerto del Rosario produziert. Doch die Hochspannungsleitung hat nur eine Spannung von 66 kV, ist veraltet und wird den Strom, den vier neue Windkraftwerke ab Anfang 2019 in das Netz einspeisen sollen, nicht aufnehmen können. Aus diesem Grund haben REE und die Kanarenregierung bereits vor Jahren die Installation einer neuen Leitung mit einer Spannung von 132 kV vereinbart. Ohne die neue Leitung könnten die Windkraftwerke nicht ans Netz gehen und auf die Regionalregierung würden Entschädigungsforderungen seitens der Betreiber in Millionenhöhe zukommen.
Das Projekt sieht vor, dass die neue Trasse – mit dem Wärmekraftwerk von Puerto del Rosario im Zentrum – quer über die Insel bis nach Matas Blancas (Pájara) bzw. La Oliva führen soll. Bei der Genehmigung der Trasse machte sich die Kanarenregierung eine Ausnahmeregelung zunutze. Die lokalen Behörden wurden nicht hinzugezogen, weil die neue Trasse im Interesse der Allgemeinheit sei. Im Dezember 2014 erteilte die Umweltschutzkommission der Kanarenregierung (Cotmac) die Genehmigung für die Installation, unter der Voraussetzung, dass REE die alte 66-kV-Leitung entferne. Im Frühling vergangenen Jahres wurde entschieden, einen Teil der Leitung, der ein Vogelschutzgebiet betrifft, unter die Erde zu verlegen. Dann wurden diverse Enteignungen vorgenommen und im Oktober mit der Installation der Masten begonnen.

Hochspannung quer über die Insel. Foto: plataforma FV Sostenible / REE

Die Plattformen „Asociación Fuerteventura Sostenible“ und „Plataforma por un Nuevo Modelo Energético en Fuerteventura“ starteten Protestaktionen, sammelten Unterschriften auf Change.org und stellten Strommasten aus Pappe vor dem Cabildo auf, um mehr Unterstützung seitens der Inselregierung zu erwirken.
Die Gemeinden und die Bevölkerung lehnen die Installation der 324 bis zu 50 m hohen Masten strikt ab. Die Landschaft wird verschandelt, was sich wiederum negativ auf den Tourismus auswirkt. Stattdessen könnten die Leitungen auch unterirdisch verlaufen, wie teils auf Lanzarote geschehen, so die allgemeine Meinung.
Auf anderen Seite stellen insbesondere die Plattformen das Energiemodell an sich infrage. Die „Plataforma por un Nuevo Modelo Energético en Fuerteventura“ erklärte ihr „Ja zu den Erneuerbaren Energien, aber nicht um jeden Preis“. Die Plattform lehnt die Hochspannungsleitung – ob nun in der Luft oder in der Erde – ab, und spricht sich für ein Energiemodell aus, das auf den Konzepten Sparsamkeit und lokale Produktion beruht. Die Politiker werden aufgefordert, statt einer überdimensionierten Hochspannungsleitung und der Bereicherung von Konzernen eben diese Konzepte zu fördern und dem Klimawandel – durch sinnvolle Nutzung der Erneuerbaren Energien – entgegenzuwirken.
Mitte Januar stoppte der Oberste Gerichtshof der Kanaren auf Antrag des Cabildos und per einstweiliger Verfügung die Installation der Strommasten. Das Gericht führte an, die Regionalregierung habe die Ausnahmeregelung ungerechtfertigterweise angewendet und hätte die betroffenen Gemeinden, die das Projekt ablehnen, miteinbeziehen müssen. Gegen die einstweilige Verfügung haben die Regionalregierung und REE Wider­spruch erhoben.
Derzeit bereiten die Bürgermeister der sechs Gemeinden Demonstrationen vor, sollte der Widerspruch Erfolg haben. Sie  sind sich einig nicht zu ruhen, bis die Hochspannungsleitung unter die Erde verlegt wird.

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