Um die Not der Kinder endgültig auszurotten, die in Spanien unterhalb der Armutsgrenzen leben, und das sind nach Angaben der Hilfsorganisation Save the Children 1,4 Millionen, wären vier Milliarden Euro notwendig. Das hat der Generaldirektor für Spanien, Andrés Conde, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Efe erklärt. Der wirtschaftliche Aufschwung erreiche nämlich die von Armut betroffenen Familien nicht, monierte er.
Das große Problem sei, dass die wirtschaftliche Erholung in Spanien nicht gleichzeitig auch eine soziale Erholung nach sich ziehe. Vielmehr dauere die chronische Armut weiterhin an. Familien, die endlich wieder den Zugang zu einem Arbeitsplatz gefunden haben, müssten feststellen, dass die Arbeit nur kurzzeitig und in der Regel schlecht bezahlt ist. Das reiche nicht aus, um den Weg aus der Armut zu finden, erklärte Andrés Conde.
Save the Children hat im Rahmen einer Studie festgestellt, dass lediglich 15% der Kinder, die in Armut aufwachsen, sich später aus dieser Situation befreien können. Das ist nach der Meinung der Hilfsorganisation ein enormes soziales Versagen des Staates. „In Spanien wird die Armut vererbt. Es ist äußerst schwierig für ein Kind, das in eine arme Umwelt hineingeboren wird, später nicht ein armer Erwachsener zu sein“, erklärte Generaldirektor Conde. „Wenn einem Erwachsenen zeitweilig die lebensnotwendigen Dinge entzogen werden, kann er überleben, ohne dass dieses Erlebnis Zeit seines Lebens Wunden oder Spuren hinterlässt. Ein Kind wird jedoch für immer in seiner Entwicklung geschädigt bleiben, sowohl was seine Gesundheit als auch seine Erziehung betrifft“.
Für Andrés Conde ist hier eine soziale Antwort dringend erforderlich.
„Wenn nichts getan wird, werden diese Kinder für immer eine vom Staat abhängige Bevölkerungsgruppe bleiben“.
Die öffentliche Verwaltung habe keine Antwort auf die enorme Aufgabe, die Kinderarmut zu bekämpfen. Tatsächlich vertraue man auf die Erholung des Arbeitsmarktes, eine Besserung der wirtschaftlichen Lage der Familien, doch leider sei es nicht so, klagt die Kinderhilfsorganisation an. „Wir haben
1,4 Millionen Kinder, die in Armut leben, denen das Wichtigste zum Leben fehlt“, heißt es wörtlich in ihrem Aufruf.
„Wenn wir wissen was es kostet, die Armut zu beseitigen, warum tun wir nichts“, fragt Save the Children und gibt darauf auch selbst die Antwort: „Weil es keine Priorität ist, weil Kinder nicht wählen. Die Anerkennung der Dringlichkeit von Maßnahmen gegen die Kinderarmut würde gleichzeitig bedeuten, politisches Versagen einzuräumen. Doch es handelt sich nicht nur um ein Versagen der derzeitigen Regierung, das Problem existiert schon sehr lange“.
Der Kampf gegen die Kinderarmut müsse ein Programm für alle Parteien sein, aber er werde weder bei der Regierung noch bei den Parteien als vordringlich betrachtet.
Was man tun könnte? Save the Children beantwortet diese Frage konkret: „Direkte finanzielle Zuwendungen für die Bedürfnisse der Kinder“. Es gebe Beispiele, wie das in anderen Staaten funktioniert habe, beispielsweise in Großbritannien und in Irland. Dort habe sich der Prozentsatz der Kinderarmut drastisch verringert. Neben Kindergeld für jedes in einer bedürftigen Familie lebende Kind, müsse die Armut auch auf den Sektoren Wohnung, Gesundheit, Erziehung und Sozialleistungen bekämpft werden.
„Das Kind muss in den Mittelpunkt der Politik gestellt werden durch Hilfe für seine Familie“, fasst Save the Children seinen Weckruf zusammen.
In den vergangenen zwei Wochen konnten wir uns wieder über Spenden von Karin und Dieter Burkert, Nora und Norbert, Waltraud Weber und Sylvia Wollny freuen. Zwei anonyme Spenden wurden in unserer Redaktion abgegeben, und unsere Patin Christina hat ebenfalls wieder an uns gedacht. Ihnen allen ein ganz dickes Dankeschön.
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