Rückblick: Ausgabe vom 6. Mai 1988


Unabhängigkeitsbestrebungen sind kein neues Phänomen. Es gab sie schon vor mehr 50 Jahren im Baskenland, in Katalonien,  aber auch hier auf den Kanaren. Von jeher ist es üblich gewesen, dass die Vuelta Ciclista de España, die Spanienrundfahrt der Radprofis, in einer der spanischen Regionen beginnt. Und im Frühjahr 1988 waren die Kanaren an der Reihe. Doch da war nicht der Sieger der kanarischen Etappe, die auf Teneriffa gefahren wurde, der Protagonist, sondern die Separatisten gelangten zu trauriger Berühmtheit. Die Anhänger des Führers der Unabhängigkeitsbestrebungen, Antonio Cubillo, hatten Reißzwecken auf der Strecke verteilt, die für die Teilnehmer vorgesehen war. Und sie sollen sogar eines der Rennräder entwendet haben, hieß es später in der Presse.

In unserer Ausgabe vom 6. Mai 1988 berichteten wir darüber, mit welchen Schwierigkeiten die  Teilnehmer der Spanienrundfahrt 1988 zu kämpfen hatten, deren erste Etappe auf der Insel Teneriffa stattfand. Die Separatisten von der MPAIAC waren damals sehr aktiv und hatten die Losung ausgegeben: „Die Kanaren sind nicht Spanien“. Ihrer These zufolge gehört der Archipel zu Afrika.

In La Matanza war ein Sechzehnjähriger dabei erwischt worden, wie er trainierenden Fahrern Reißzwecken vor die Räder streute. Später stellte sich heraus, dass es Guetón Cubillo Pascual, der Sohn des Separatistenführers, war. Die Bevölkerung dagegen nahm die Sportler begeistert auf, stand an den Straßenrändern Spalier und feuerte sie an.

Die Nachricht: Das Rennen rund um Spanien begann mit Hindernissen

Schon vor dem Start des diesjährigen Radrennens Vuelta Ciclista de España schien klar, dass sich etwas zusammenbraute. An Hauswänden standen Slogans zu lesen wie: „Ihr könnt es drehen und wenden, wie ihr wollt, die Kanarischen Inseln sind nicht Spanien“. Das war das erste Signal zum Angriff. Am Montag lagen die ersten Reißzwecken auf den Straßen, und am Dienstag, bei der großen Inselrundfahrt, waren die Straßen voll davon. Der Chef der CLAS-Gruppe, José Manuel Fuente, musste sechs „Platte“ an gleichen Reifen in Kauf nehmen. Die Radler waren es bald müde, die Reifen zu wechseln und auch die begleitenden Motorradfahrer – Presse und Polizei – waren nicht gegen platte Reifen gefeit.

Trotz dieser unfreundlichen Zwischenfälle haben die Sportler eine gute Erinnerung von der Insel mitgenommen, denn die begeisterten Zuschauer konnten sie davon überzeugen, dass es sich nur um eine Handvoll Irregeleiteter gehandelt hat.

Die Vuelta hatte natürlich auch ihre Kehrseite. Beispielsweise für die Urlauber, die in aller Herrgottsfrühe zum Flughafen kutschiert wurden, damit sie nicht in die unvermeidlichen Staus gerieten, die überall dort auf der Südautobahn entstanden, wo die Radfahrer erwartet wurden. Die sind dort zwar ganz schnell vorbeigeflitzt, doch die Staus brauchten dann ewig, um sich wieder aufzulösen.

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