Der Reisebüro-Verband geht davon aus, dass rund 60Prozent der kanarischen Agenturen die Krise nicht überstehen werden
Kanarische Inseln – Die durch die Pandemie-Maßnahmen verursachte Krise des Tourismus, wird rund 450 kanarische Reisebüros zur Geschäftsaufgabe zwingen. Betroffen sind vor allem kleine und mittlere Reisebüros, deren finanzielle Substanz es ihnen nicht ermöglicht, einen so drastischen Einbruch des Marktes zu überstehen.
Viele dieser kleinen und mittleren Unternehmen haben Gelder, die ihnen Hotels und Fluglinien noch schuldig sind, ganz oder teilweise nicht erhalten. Spanienweit beläuft sich die Summe dieser Außenstände nach Berechnungen des Spanischen Verbandes der Reiseagenturen, CEAV, auf 20 Millionen Euro.
Die CEAV weist darauf hin, dass über die Hälfte, etwa 60% der Reisebüros, die Corona-Krise nicht überstehen wird, wenn die Kurzarbeitsmaßnahmen wegen höherer Gewalt (ERTEs) nicht verlängert werden. Den Daten des Firmenzentralregisters Dirce zufolge gab es zum Jahresschluss 2019 insgesamt 747 Reisebüros auf den Kanaren – ein Höchststand trotz des Booms der Online-Reiseagenturen.
Die Bedeutung, welche die Reisebüros für den Kanaren-Tourismus haben, lässt sich an einigen Zahlen ablesen. Von allen Urlaubsreisen auf die Kanarischen Inseln kommen 60% durch Reisebüros zustande. Anders ausgedrückt: Von den etwa 15 Millionen Touristen, die den Archipel alljährlich besuchten, wurden neun Millionen durch die Reisebüros angeworben. Etwa 40% gehen dabei auf das Konto der kleinen und mittleren Reiseagenturen. Außerdem sind sie es, die das Gros der Ausflüge, die Tickets der Vergnügungsparks etc. an den Mann bringen. Bei alldem arbeiten sie günstiger als die Online-Reiseplattformen, denen die Hotels bis zu 30% Kommission zahlen. Bei den Reisebüros vor Ort kommen nur 15% an.
Wie Repräsentanten der CEAV betonen, ist das Hauptproblem der in Bedrängnis geratenen Agenturen die mangelnde Liquidität, die nicht zuletzt durch die späte Vergütung durch Reiseveranstalter, Hotels und Fluglinien bedingt ist und aktuell zusätzlich noch die mangelnde Zahlungsmoral vieler Hotels und Fluggesellschaften in der Corona-Krise.