Wegen Missbrauchsklauseln zahlen Verbraucher in Spanien saftig drauf
Telefongespräche mit dem Handy, die weniger als eine Minute dauern, aber voll berechnet werden; Parkgebühren für eine Stunde, obwohl man sein Fahrzeug nur 15 Minuten geparkt hatte; Hypotheken, bei denen der vereinbarte Zinssatz mal eben aufgerundet wird.
Madrid – Das sind nur einige der Missbrauchsklauseln, die nach einer Untersuchung des spanischen Verbraucherverbands Unión de Consumidores de España (UCE), jede spanische Familie durchschnittlich 497 Euro im Jahr kostet. Für nichts, wohlgemerkt!
All diese rechtswidrigen Praktiken wurden bereits zur Anzeige gebracht und sämtliche gefällten Gerichtsurteile fordern ihre sofortige Unterlassung.
Warum also zahlen die Verbraucher und Benutzer weiter drauf? „Weil der Rechtsstaat als Garant fungiert und Einspruch gegen alle Urteile eingelegt wurde“, erklärt diesbezüglich UCE-Sprecher Dacio Alonso.
Das bedeutet im Klartext, dass die betroffenen Unternehmen ihre Praktik solange beibehalten können, „bis der Oberste Gerichtshof sich dagegen ausspricht, und das kann fünf bis sechs Jahre dauern“.
Als vorübergehende Lösung schlägt die UCE vor, „dass die Staatsgewalt sich entschiedener für den Verbraucherschutz einsetzt und ein Gesetz verabschiedet, das diesen Praktiken ein für alle Mal Einhalt gebietet“.
Eine derartige Norm ist bereits im vergangenen Jahr in Form eines Regierungsentwurfs für ein zukünftiges Gesetz zum Verbraucher- und Benutzerschutz auf den Weg gebracht worden. Darin wurde beispielsweise das Aufrunden der Telefontarife – abgerechnet werden muss im Sekunden- und nicht wie jetzt im Minutentakt – oder der Parkgebühren – ebenfalls im Sekunden- und nicht wie jetzt im Stundentakt – untersagt.
Der Regierungsentwurf liegt inzwischen dem Staatsrat zur Überprüfung vor. Nicht zuletzt deswegen machen sich langsam aber sicher Änderungsversuche bemerkbar.
Beispielsweise im Bereich des Mobilfunks. Sowohl Amena als auch Vodafon bieten inzwischen Abrechnung im Sekundentakt bei fast allen ihren Tarifoptionen an, allerdings immer erst nach der ersten Minute.
Movistar bietet mittlerweile sogar eine Tarifoption („Contrato Tu Tiempo“) an, bei welcher nur im Sekundentakt berechnet wird. Alle erheben jedoch weiterhin eine feste Gebühr für den Rufaufbau.
Durch das Aufrunden konnten die Mobilfunkanbieter 2004 über 1,3 Milliarden Euro extra einnehmen. Das bedeutet, es wurden mehr als 7,2 Millionen Minuten berechnet, obwohl sie gar nicht verbraucht worden sind.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]