53 Jahre nach dem Flugzeugunglück


Zum 50. Jahrestag des Unfalls trafen sich Überlebende in Los Rodeos zu einer Kranzniederlegung in Erinnerung an die Opfer. Fotos: privat

Wolfgang Kühn, damals 24 Jahre alt, ist einer der Überlebenden des Crashs einer Super Constellation in Los Rodeos. Im Gespräch mit seiner Enkelin Olivia erinnert er sich.

Teneriffa – „Aeropuerto Internacional de los Rodeos“, so hieß der Flughafen früher, den die meisten Menschen heute unter dem Namen „Tenerife Norte“ kennen. Am 6. Mai 2018 werden 53 Jahre vergangen sein, dass ein Flugzeug mit 50 Passagieren an Bord hier verunglückte. Von den 50 Passagieren überlebten nur 15.

„Als der Pilot das Flugzeug landen wollte, war es sehr neblig“, erklärt er. „Das war zu dieser Zeit sehr gefährlich und der Pilot ging ein großes Risiko ein. Manche von uns dachten deswegen, dass der Flug nach Las Palmas umgeleitet würde. Als der Pilot jedoch erneut zu landen versuchte, kollidierte das Fahrwerk mit einem Bulldozer, der neben der Rollbahn stand. Die Spitze des Flugzeugs stieß beim Aufprall nach oben und der Rumpf der Lockheed Super Constellation zerbrach in mehrere Teile“, erinnert sich Kühn. „Alle Passagiere, die vorne saßen, kamen ums Leben.“

„Ich hatte großes Glück“, weiß Kühn. „Denn ich selbst saß ziemlich weit hinten, kurz vor der Küche, als das Flugzeug zerbrach. Ich verlor nicht das Bewusstsein und erlitt nur leichte Verletzungen. Ich konnte aus dem brennenden Flugzeug herausspringen, wollte nur weg, – egal wohin. Irgendwann stieß ich auf einen Lastwagen, der mich wieder zum Flughafen brachte. Erst später wurden wir in Krankenhäusern versorgt.“

„Heute, 53 Jahre nach dem Unglück, wissen nur noch wenige, dass es diesen Unfall gegeben hat“, erklärt der Großvater seiner Enkelin. Was wohl auch daran liegt, dass die Katastrophe von Teneriffa Norte aus dem Jahr 1977 mit über 580 Toten bis heute eins der schwersten Unglücke der zivilen Luftfahrtgeschichte ist. „Heute sind nur noch wenige der Überlebenden von 1965 am Leben“, so Kühn. Doch vor drei Jahren, zum 50. Jahrestag des Unfalls, hat es eine Gedenkfeier gegeben, bei der sich einige der Überlebenden wiedertrafen und Blumen am Ort des Unglücks niederlegten.

Olivia ist froh und dankbar, dass ihr Großvater überlebt hat. „Natürlich“, sagt sie, „wäre es schön gewesen, wenn noch mehr Menschen überlebt hätten.“ Und nachdenklich fügt sie hinzu: „Ich weiß, dass manche Menschen glauben, dass alles die Schuld des Piloten gewesen ist. Ich aber gebe dem Piloten keine Schuld.“

Olivia Kühn, 14 Jahre alt, ist Schülerin der Deutschen Schule Teneriffa

Wolfgang Kühn mit seiner Enkelin Olivia

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