74% mehr Superreiche seit Wiedereinführung der Vermögensteuer


Grund für den Anstieg sind das Wirtschaftswachstum, aber auch Steuermaßnahmen wie die Steueramnestie und die Vermögensteuerpflicht

Madrid – Die neueste Statistik des Finanzamtes von 2017 zeigt, dass insbesondere die großen Vermögenden des Landes von der wirtschaftlichen Erholung der letzten Jahre profitiert haben.

Demnach mussten etwas mehr als 202.400 Steuerpflichtige im Jahr 2017 Vermögensteuererklärungen abgeben. Das von den Wohlhabenden, den Millionären und den Superreichen erklärte Gesamtvermögen belief sich auf 669,062 Milliarden Euro – 55% über dem Wert von 2011. Die 611 Steuerpflichtigen mit einem Vermögen von über 30 Millionen Euro konnten ihr Gesamtvermögen sogar mehr als verdoppeln (+110%).

Der bedeutende Anstieg bei den großen, deklarierten Vermögen ist auch auf zwei umstrittene Maßnahmen zurückzuführen, die während der Regierungszeit von Mariano Rajoy beschlossen wurden.

Die Steueramnestie von 2012 trug dazu bei, dass dem Fiskus zuvor nicht bekanntes Vermögen von insgesamt 40 Milliarden Euro deklariert wurde. Ein Jahr später führte der damalige Finanzminister Cristóbal Montoro die Steuererklärung von Auslandsvermögen (auch bekannt als „Modell 720“) ein, welche die Reichen praktisch zur Angabe ihres Auslandsvermögens unter Androhung harter Strafen zwang. Damit kam ein Auslandsvermögen von Spaniern von 156 Milliarden Euro zutage.

Insgesamt 202.437 Steuerpflichtige reichten für 2017 die Vermögensteuererklärung ein. Diese muss ab einer Bemessungsgrundlage von über 700.000 Euro abgegeben werden. Für die Berechnung der jeweiligen Steuerbemessungsgrundlage wird der Wert aller Güter und Rechte angesetzt, davon werden die Kosten (beispielsweise für Darlehen oder Hypothek) und der Wert des Hauptwohnsitzes bis zu einem Höchstbetrag von 300.000 Euro abgesetzt. Folglich müssen diejenigen Vermögensteuer leisten, die über ein Brutto-Vermögen von mehr als einer Million Euro verfügen.

Der Anstieg des Vermögens der Spanier bis zum Jahr 2017 hat dazu geführt, dass der Staat für das betreffende Jahr 1,111 Milliarden Euro an Vermögensteuer einnahm – 50% mehr als für 2011, als die umstrittene Steuer wieder eingeführt wurde. Der ehemalige Präsident José Luis Rodríguez Zapatero hatte die Steuer praktisch im Jahr 2008 abgeschafft, um sie drei Jahre später, im Jahr 2011, im Kampf gegen die Wirtschafts- und Finanzkrise wieder einzuführen. Dabei sollte es sich um eine kurzfristige Maßnahme handeln, doch seitdem wird die Vermögensteuer in jeden Haushaltsplan aufgenommen.

Auch wenn es sich um eine staatliche Abgabe handelt, wurde sie an die autonomen Regionen abgetreten, die von ihrem Regelungsrecht Gebrauch gemacht und für erhebliche Abweichungen zwischen den Gebieten gesorgt haben. Madrid beispielsweise hat die Vermögensteuer durch Einführung einer Bonifikation von 100% praktisch abgeschafft. Was dazu geführt hat, dass viele Reiche ihren Wohnsitz fiktiv nach Madrid verlegt haben. Auf der anderen Seite entgehen der Region jährlich 955 Millionen Euro, während beispielsweise Katalonien durch die Vermögensteuer 499 Millionen Euro einnimmt.

Das Finanzamt hat das Gesamtvermögen der reichen Spanier von 2017 folgendermaßen aufgeschlüsselt: 52% Geldwerte auf Konten, Aktien, Obligationen und Anleihen, 23% Staatsanleihen und Aktien anderer Unternehmen, 20% Immobilien und Grundstücke, 0,2% Luxusgüter (Autos, Schmuck, Kunst, Antiquitäten).

Eine andere Statistik des Finanzamtes nimmt die Steuerpflichtigen selbst unter die Lupe und stammt aus dem Jahr 2015. Damals gaben 71 Personen Vermögen von je über 100 Millionen Euro an. Dabei handelte es sich um Weltklassesportler und international renommierte Künstler, Unternehmer und Vorstandsvorsitzende großer spanischer Konzerne sowie die Erben der reichsten Familien des Landes.

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