80 Jahre danach


Der 94-jährige Überlebende des Massakers von Guernica, Luis Iriondo Aurtenetxea, Dieprand von Richthofen und Karl-Benedikt von Moreau waren von ihrer Begegnung mit der Vergangenheit tief ergriffen. Foto: EFE

Nachfahren der deutschen Bomberpiloten besuchten Guernica zur Gedenkfeier des verheerenden Luftangriffs von 1937

Guernica – Am 26. April jährte sich zum achtzigsten Mal das verheerende Bombardement der baskischen Kleinstadt Guernica während des spanischen Bürgerkrieges im Jahr 1937. Durchgeführt wurde der Luftangriff hauptsächlich durch die deutsche Fliegerstaffel „Legion Condor“ unter dem Kommando von Wolfram von Richthofen und mit Beteiligung des italienischen „Corpo Truppe Volontarie“. Die Zahl der Todesopfer konnte nie eindeutig ermittelt werden, da viele Flüchtlinge vor Ort waren, die Angaben schwanken zwischen 200 und 1.650.  Es war einer der ersten Angriffe einer neuen Art von Kriegsführung, die völkerrechtswidrig direkt gegen die Zivilbevölkerung gerichtet war. Als solcher wurde er von Pablo Picasso in seinem berühmten Gemälde Guernica verewigt.

Eines der berühmtesten Werke Picassos macht die Tragödie von „Guernica“ unvergesslich. Foto: EFE

Aus Anlass des 80. Jahrestages des Massakers von Guernica widmete die Stadt eine ganze Woche dem Gedenken durch Festakte, Seminare, Konzerte und öffentliche Lesungen. Als Gäste kamen unter anderen der Bürgermeister von Auschwitz und Überlebende des Atombombenabwurfs von Nagasaki.

Ein ganz besonderes Zusammentreffen wurde durch die Anreise von Dr. Dieprand von Richthofen, einem Großneffen des damaligen Kommandeurs Wolfram von Richthofen und Karl-Benedikt von Moreau, Neffe eines der beteiligten Piloten, möglich. Sie hatten Gelegenheit, einen der letzten noch lebenden Zeitzeugen des Luftangriffs kennenzulernen. Der 94-jährige Luis Iriondo Aurtenetxea überlebte im Alter von dreizehn Jahren die Tragödie, welche seine Heimatstadt in eine Trümmerlandschaft aus Schutt, Blut und Flammen verwandelte.

Seine Begegnung mit den Nachkommen der deutschen Angreifer begann mit einer herzlichen Umarmung und war auf beiden Seiten vom Wunsch nach Aussöhnung getragen. Das Foto dieser Geste ging durch die spanischen Medien.

Der 75-jährige Dieprand von Richthofen, der von seinem Großonkel bis dato vor allem aus dem Geschichtsunterricht wusste, hatte sich erst bei der Vorbereitung eines Familientreffens im Jahr 2000, als sich die Familie gemeinsam mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandersetzen wollte, näher mit der Rolle Wolfram von Richthofens befasst. Allen sei klar gewesen, so berichtet er, dass es sich bei dem Angriff auf Guernica um ein Kriegsverbrechen gehandelt habe. Dieprand von Richthofen war schon vor einigen Jahren gemeinsam mit seinem Sohn zum ersten Mal in Guernica. „Ich fühle mich nicht schuldig“, erklärte er gegenüber der Tageszeitung El País, „doch es ist eine große Bürde, diesen Namen zu tragen, denn durch ihn bin ich in gewisser Weise mit dieser Tragödie verbunden.“ Diesem ersten Besuch hatte er seinerzeit mit Besorgnis entgegengesehen, doch der Empfang, der ihm in Guernica bereitet wurde, zeigte, dass sich die Einwohner nicht von Bitterkeit und Rachegefühlen leiten lassen, sondern Aussöhnung suchen. Die Umarmung, mit der er auch jetzt wieder durch Luis Iriondo empfangen wurde, sei sehr befreiend gewesen.

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