Das Nordkrankenhaus in Icod de los Vinos ist samstags und sonntags ohne Kinderarzt
Teneriffa – Als am 15. Juli eine Kinderärztin den pädiatrischen Wochenendnotdienst tagsüber im Nordkrankenhaus in Icod de los Vinos übernahm, schien eine alte Forderung von Politikern und Einwohnern aus dem Inselnorden erfüllt. Doch Anfang Oktober gab das verantwortliche Universitätskrankenhaus in La Laguna den Dienst wieder auf, nachdem die Kinderärztin unbefristet krankgeschrieben worden war. Nun steht für die rund 30.000 in Teneriffas Norden lebenden Minderjährigen unter 15 Jahren an den Wochenenden erneut kein Facharzt in unmittelbarer Nähe zur Verfügung.
José Heriberto González, Bürgermeister von Icod, beschwerte sich über die Aufhebung des kinderärztlichen Notdienstes an den Wochenenden, sprach jedoch die Verantwortlichen des Universitätskrankenhauses von jeglicher Schuld frei. Es mangele weder an Geld noch an Bemühungen seitens der Krankenhausleitung, die mehrmals öffentliche Vergabeverfahren zur Besetzung des kinderärztlichen Notdienstes ver-
öffentlicht hatte. Es gebe einfach zu wenig Kinderärzte auf Teneriffa, so der Bürgermeister. Allerdings zeigte wenige Tage nach den Äußerungen des Bürgermeisters die Gewerkschaft UGT das Universitätskrankenhaus wegen erheblicher Mängel bei der Durchführung der Vergabeverfahren an.
Ursprünglich sollten die Kinderärzte des Notdienstes am Universitätskrankenhaus wechselweise nach Icod beordert werden, was zu massivem Protest führte. Die Ärzte weigerten sich mit der Begründung, in diesem Falle kämen der Notdienst im Universitätskrankenhaus und somit die kleinen Patienten dort zu kurz.
Levy Cabrera von der Ärztegewerkschaft wies im Gespräch mit der Zeitung El Día auf das grundsätzliche Problem des Kinderärztemangels auf den Kanaren hin. Von den 129 pädiatrischen Stellen im kanarischen Gesundheitsdienst seien bereits 30 durch Allgemeinärzte besetzt. Die Situation würde in Zukunft immer problematischer werden, weil eine zunehmende Anzahl von Kinderärzten kurz vor dem Ruhestand stünde, während jährlich auf den Kanaren nur 20 in dieser Spezialität ausgebildet würden. Diverse Kinderärzte hätten wegen der besseren Bedingungen und Vergütung zum privaten Gesundheitswesen gewechselt.
Nicht außer Acht zu lassen sei dabei, dass sich der pädiatrische Notdienst Teneriffas auf das Großraumgebiet von Santa Cruz und La Laguna konzentriert. Die Universitätskrankenhäuser HUC (La Laguna) und La Candelaria (Santa Cruz) sowie das sogenannte Hospitalito im Zentrum der Hauptstadt liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Hier steht rund um die Uhr ein Kindernotarzt zur Verfügung – in den nördlichen und südlichen Gemeinden Teneriffas nicht.
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