Deutsche Praktikanten zu Besuch in Santa Cruz
Göttingen/Santa Cruz de Tenerife – Buenos días, ich bin Melina, bin 19 Jahre alt, und ich mache im Rahmen des Projektes „The Challenge Abroad – Herausforderung Ausland“ ein achtwöchiges Praktikum beim Wochenblatt.
The Challenge Abroad ist ein Projekt, in dem junge Erwachsene durch ein Auslandspraktikum ihre beruflichen, sprachlichen und sozialen Fähigkeiten erweitern können.
Das Ziel des Projektes ist die Vermittlung in Arbeit oder Ausbildung. Es ist ein Projekt der Stadt Göttingen in Zusammenarbeit mit der Beschäftigungsförderung Göttingen und Bupnet. Finanziert wird das Ganze durch den Europäischen Sozialfonds und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Das Projekt begann für uns Praktikanten am 21. August 2017 in Göttingen mit einer achtwöchigen Vorbereitungszeit. Während dieser Zeit lernten wir hauptsächlich Spanisch. Neben dem Sprachkurs hatten wir jedoch auch Unterrichtseinheiten, in denen wir uns damit auseinandersetzten, was für ein Praktikum wir im Ausland machen möchten, was wir nach dem Auslandsaufenthalt machen möchten und was für Ziele wir für die Zukunft haben.
Außerdem gab es Unterrichtseinheiten wie Reisevorbereitung und Länderkunde, EDV und Interkulturelles Training.
Am 19. Oktober ging es dann endlich los nach Teneriffa. Begleitet wurden wir von Robin, einem pädagogischen Mitarbeiter, der uns auch schon während der Vorbereitungszeit betreute. Er ist jedoch am 5. November zurück nach Hause geflogen.
Nach der Landung am Südflughafen Reina Sofía fuhren wir circa eine Stunde mit dem Bus nach Santa Cruz, in die Hauptstadt Teneriffas. Dort angekommen, bezogen wir zu zweit oder zu dritt unsere Wohnungen für die nächsten Wochen.
Am nächsten Tag lernten wir die hier stationierte Partnerorganisation und deren Mitarbeiter kennen.
In der ersten Woche hatten wir jeden Vormittag Spanischunterricht. Nachmittags haben wir verschiedene Ausflüge gemacht, um unsere nähere Umgebung und die Insel kennenzulernen. Wir haben eine Stadtrundfahrt gemacht, ein Museum und das Auditorio besucht und die Nachbarstadt La Laguna besichtigt. Parallel stellten wir uns bei unseren Praktikumsbetrieben vor. Am darauf- folgenden Samstag machten wir eine Inselrundfahrt.
Am 30. Oktober begannen unsere Praktika.
Am 21. Dezember werden wir zurück nach Deutschland fliegen. Bevor es in unsere Weihnachtsferien geht, treffen wir uns am 22. Dezember dann alle noch einmal in Göttingen, um über das Praktikum und unsere Erlebnisse und Erfahrungen zu sprechen.
Im neuen Jahr werden wir dann mit der Nachbereitungsphase beginnen, welche circa drei Wochen dauern wird, und in der wir noch einmal genauer über das Praktikum sprechen werden. Unter anderem werden wir darüber sprechen, was wir gelernt haben und wie unser berufliches Leben weitergeht. Wir werden außerdem beim Bewerbungsprozess unterstützt.
Die Praktikumsplätze in kanarischen Unternehmen
Ich habe einige Praktikumsbetriebe der anderen Projektteilnehmer besucht:
Canarias Multinaútica
Dario (20) ist in der Nähe vom Playa las Teresitas, bei Canarias Multinaútica, eine Firma, die Jachten repariert und verkauft. Die Jachten werden größtenteils in der Halle von Canarias Multinaútica bearbeitet. Es ist jedoch auch möglich, dass das Team zu Kunden hinfährt und die Reparatur dort durchführt.
Nachdem ich fünf Haltestellen zu früh ausgestiegen bin, war ich froh, als ich vor mir endlich ein großes Gebäude mit der Aufschrift „Canarias Multinaútica“ vorfand. Dario holte mich vor dem Gebäude ab und ging mit mir rein. Ich stand in einer großen Halle mit vielen teuren Booten, das war sehr beeindruckend.
Dario begleitete mich zu seinem Chef Alexis, dem ich kurz erklärte, warum ich hier bin und fragte, ob ich Fotos machen dürfte.
Anschließend ging ich mit in eine Werkstatt. Dario und sein Kollege Arturo reparierten gerade etwas an dem Ruderblatt einer Jacht. Arturo zeigt Dario ziemlich viel und nimmt sich genug Zeit, um ihm alles zu erklären. Die Arbeitsatmosphäre ist sehr angenehm. Das Team versteht sich untereinander und auch mit Dario super.
Zu Darios Aufgaben gehören Schleifen, Feinmechanik, Kleinstteile austauschen, Motoren aus- und einbauen und sonstige Reparaturen an Booten. Oft kann er mit raus aufs Meer fahren, wenn reparierte Boote getestet werden. Auch zu anderen Häfen ist er bereits mitgefahren, um dort bei Reparaturen zu helfen.
Die Sprache ist etwas schwierig für Dario, aber die Verständigung mit seinen Kollegen funktioniert trotzdem mit Händen und Füßen und einer Mischung aus Spanisch und Englisch.
Er ist sehr zufrieden mit seiner Arbeit und auch mit seinen Kollegen. Auch seine Kollegen sind sehr zufrieden mit Dario, sie mögen ihn und sagen, er ist intelligent, sehr interessiert und hilfsbereit.
Dario könnte sich vorstellen, auf der Insel zu leben und in der Firma zu arbeiten, einen festen Arbeitsvertrag würde er nicht ablehnen, sagt er.
Das Praktikum bei Canarias Multinaútica bringt ihm viel Arbeitserfahrung. Nach dem Projekt möchte er zur Marine oder zur Luftwaffe als Fluggerätemechaniker.
Cruz Roja
Sven (19) arbeitet beim spanischen Roten Kreuz, dem „Cruz Roja“, im Logistikzentrum. Ich kam dort an und bekam eine Führung von Sven. Er zeigte mir jeden Winkel der großen Halle und erklärte mir sehr viele Gerätschaften.
Sven putzt hier die Einsatzwagen des Cruz Rojas, prüft das Inventar und füllt es auf, wenn etwas fehlt. Wenn irgendwo auf der Insel Autos oder andere Geräte gebraucht werden, zum Beispiel bei Veranstaltungen, liefern Sven und seine Kollegen diese.
Mit der Sprache kommt Sven ganz gut klar, besser als er es sich vorgestellt hat. Einer seiner Kollegen spricht jedoch Kanarisch und nicht das Spanisch, das wir gelernt haben, da hat er hin und wieder Schwierigkeiten, ihn zu verstehen.
Mit seinen Kollegen hat er ein gutes Verhältnis, sie sind lustig und stellen auch mal Fragen über Deutschland.
Sven ist sehr zufrieden mit seinem Praktikumsplatz. Er hat Spaß und sammelt viele Erfahrungen in dem Bereich. Nächstes Jahr möchte er eine Ausbildung als Notfallsanitäter beginnen. Er lernt hier schon viele Geräte kennen, die er eigentlich erst in der Ausbildung kennenlernen würde.
Hassidim
Hassidim ist eine Tagespflege für Senioren in Santa Cruz. Hier hat Dennis (35) seinen Praktikumsplatz, und ich habe ihn bei der Arbeit besucht.
Wenn man das Gebäude betritt, kommt man direkt in den Aufenthaltsraum. Dort saßen die circa 20 Senioren in gemütlichen Sesseln und machten Gymnastik. Sie beäugten mich und meine Kamera zunächst sehr skeptisch, aber später wurden sie immer offener.
Die Atmosphäre dort war super, ich habe mich direkt wohl gefühlt. Die Kollegen von Dennis haben mich total nett empfangen.
Die Senioren bekommen hier Frühstück, Mittagessen und nachmittags noch mal eine Kleinigkeit.
Neben Gymnastik gibt es noch andere Programmpunkte. Es wird gebetet, gebastelt, spazieren gegangen oder auch mal gesungen und getanzt. Außerdem werden Ausflüge gemacht, zum Beispiel zum Strand.
Dennis’ Aufgaben sind unter anderem Tische decken und nach dem Essen wieder abräumen, fegen, Spülmaschine ausräumen, einkaufen und Medikamente verteilen.
Dennis kommt mit der Sprache immer besser klar, oft benutzen er und seine Kollegen jedoch auch den Google-Übersetzer als Hilfe. Auch mit den Kollegen versteht er sich super, und sie sind sehr zufrieden mit ihm.
In Deutschland möchte Dennis eine Ausbildung zum Altenpfleger machen. Das Praktikum hier gibt ihm einen ersten Eindruck von dem Beruf, und er sammelt Arbeitserfahrungen.
Clínica Veterinaria
Puente Zurita
Rachel (22) macht ihr Praktikum in einer Tierklinik in Santa Cruz. Dort kann sie dem Tierarzt assistieren. Sie kann den Tieren Medikamente verabreichen, und bei Operationen darf sie das Operationsbesteck anreichen. Rachel ist auch dafür zuständig, die Tiere und/oder deren Herrchen zu beruhigen und die Tische nach einer Untersuchung zu reinigen.
Auf die Frage, was ihr an der Insel am meisten gefalle, antwortete sie sofort mit „mein Praktikumsplatz“. Sie versteht sich sehr gut mit ihren Kollegen und versteht auch immer mehr Spanisch. Auch der Umgang mit Tieren gefällt ihr.
Durch das Praktikum ist Rachel mit ihrer Berufswahl sehr viel weitergekommen, sie möchte später auch bei einem Tierarzt arbeiten und lernt dafür hier schon ziemlich viel.
Text und Fotos: Melina Kaemmer
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