Das Rathaus von El Rosario blieb monatelang untätig
Die Erinnerung an das schwere Unwetter vom 1. Februar graust auch heute noch viele Tinerfeños. Aber insbesondere die Einwohner von Tabaiba leiden unter den Folgen der enormen Wassermassen, die sich den Weg durch ihre Häuser bahnten.
Sie klagen die Untätigkeit der Behörden an, die nichts unternommen haben, um eine Wiederholung der Tragödie zu verhindern. Und so befürchten viele, dass das nächste starke Unwetter Menschenleben fordern wird.
Der zentrale wasserableitende Barranco führt von Tabaiba Alta durch einen Tunnel unterhalb der Südautobahn nach Tabaiba Baja. Vor vielen Jahren ließ das Rathaus von El Rosario im natürlichen Verlauf des Barrancos eine illegale Staumauer errichten, die das Wasser in ein parallel gelegenes Tal ableitete. Bei Erweiterung der Südautobahn wurde diese Mauer entfernt. Übrig blieben verstopfte Rohre unter der Plaza de Humboldt, die das Wasser nicht aufnehmen, geschweige denn abfließen lassen. Folglich suchen sich bei Ansteigen des Pegels die Wassermassen ihren eigenen Weg über die Straßen España und Inglaterra und dringen mit aller Gewalt und erbarmungslos in die Häuser ein, die auf ihrem Weg zum Meer liegen.
Die Bilder des 1. Februar, auf denen die Wasser- und Schlammmassen in das den Hang hinunter gebaute Wohnhaus „Playa del Moro“ einfallen, mit aller Gewalt durch die Wohnungen rasen und sich über die Balkons den Hang
hinab ergießen, geben einen Eindruck des Horrors, der sich dort zugetragen hat. Eine Bewohnerin des Gebäudes schilderte ihre Erlebnisse: mitgerissene Steine blockierten die Wohnungstür, ihre Hilferufe wurden vom starken Rauschen übertönt, die Räume füllten sich unbeirrt mit Wasser bis endlich die Polizei sie aus ihrer lebensgefährlichen Lage befreien konnte. Ein weiterer Anwohner erzählte, er hätte die Balkonbalustrade zerstört, um die Fluten abfließen zu lassen. Seine Wohnung sei vollständig verwüstet worden.
Es grenzt an ein Wunder, dass niemand ernsthaft zu Schaden kam. Doch an den finanziellen Folgen haben die Anwohner teilweise noch immer schwer zu tragen. Und auch außerhalb des Gebäudes sind die Schäden an Treppen, Geländern, Mauern und Gärten unschwer zu erkennen.
Umso unbegreiflicher, dass das zuständige Rathaus von El Rosario monatelang nichts unternahm, um zu verhindern, dass es beim nächsten schweren Unwetter zur tödlichen Tragödie kommt. Weder wurden die verstopften Rohre freigelegt noch die Eingrenzung des Barrancos unterhalb der Plaza de Humboldt erweitert. Selbst eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft für Umwelt setzte das Rathaus nicht in Bewegung. Erst als kanarische Tageszeitungen den Skandal publik machten, wurde das Insel-Wasseramt aktiv und gab eine Studie über die Drainage im Barranco in Auftrag. Als erste tatsächliche Maßnahme wird das Amt Abflussvorrichtungen im Barranco installieren lassen. Kurz vor Erscheinen dieser Ausgabe dann endlich eine Reaktion des Rathauses von El Rosario mit der Bekanntgabe, dass zwei Millionen Euro in ein neues Ableitungssystem für Regenwasser und die Behebung der mangelhaften Drainage investiert werden. Das Geld soll Tabaiba Baja, Radazul Bajo, Costanera, dem Industriegebiet La Campana, Costa Caricia und Bocacangrejo zugute kommen.
Erster Herbstregen offenbart Untätigkei der Behörden
Bei den ersten starken Regenfällen des Herbstes am 22. und 23. September kam zu Tage, dass die Behörden die Probleme des Unwetters vom 1. Februar auch an anderen Orten selten angegangen sind, geschweige denn gelöst haben. In der Straße des Seniorenwohnheims in Santa Cruz lief erneut die Kanalisation über und wieder drangen übelriechende Abwässer in die Wohnhäuser ein. Der Markt von Tacoronte wurde überflutet, wie es bei jedem starken Regen der Fall ist. In Tabaiba drang abermals Wasser in drei Wohnungen des Gebäudes „Playa del Moro“ ein. Und damit nicht genug – ein im Bau befindlicher Abflussschacht wurde überfüllt und Wasser filterte sich in die anliegenden Häuser.
[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]