Wie die Arriaga-Brüder mit der Skrupellosigkeit einiger Banken ein großes Geschäft machen
Madrid – Spätestens durch die Werbekampagne mit Star-Torwart Iker Casillas wurde die Kanzlei Arriaga Asociados in ganz Spanien bekannt. Die Arriaga-Brüder, Juan José Ruiz de Arriaga und Jesús María Ruiz de Arriaga, leiten eine Kanzlei, die mit zu den größten in Westeuropa gehört. Ihr Erfolg beruht auf der Skrupellosigkeit gewisser Banken, insbesondere derjenigen, die vor einigen Jahren sogenannte „preferentes“ ausgaben. Dabei handelt es sich um Anteile an einer Bank, die nur schwer wiederverkauft werden können, und bei einer Pleite des Finanzinstitutes verloren gehen. Während der Wirtschaftskrise verloren viele Verbraucher und Kleinanleger ihre Ersparnisse, weil sie den Banken Vertrauen geschenkt und in „preferentes“ investiert hatten. Arriaga widmet sich diesen Fällen und setzt sich vor Gericht für die Erstattung des Geldes plus Zinsen ein. Und macht dabei ein großes Geschäft.
Die Brüder widmeten sich lange Zeit Tätigkeiten, die nichts mit ihrem heutigen Metier zu tun haben. Juan war Pfarrer, „verlor“ seine Berufung, und studierte in Salamanca Betriebswirtschaft. 20 Jahre lang leitete er Hilfsorganisationen, während sein Bruder Jesús als Tierarzt tätig war. Jesús, der schon immer große Freude an einer Erweiterung seiner Kenntnisse hatte, schloss 2009 das Jura-Studium ab. Im Oktober 2011 war er selbst betroffen, als das Immobilienunternehmen Martinsa-Fadesa die Zahlungsunfähigkeit erklärte. Von einem Tag auf den anderen waren Ersparnisse und Immobilie weg. Arriaga nahm seinen Fall selbst in die Hand, organisierte die Anklage, gewann das Gerichtsverfahren und erhielt sein Geld zurück. Dann half er betroffenen Freunden. Er erkannte, dass Tausende Betroffene hilflos waren und seine Unterstützung benötigten. Von zu Hause aus nahm er Aufträge an und zwar spanienweit. Bis es zu viele wurden. Jesús Arriaga änderte die Strategie und konzentrierte sich auf die Opfer der „preferentes“, Tausende insbesondere ältere Menschen, die ihre ganzen Ersparnisse in die plötzlich wertlosen Papiere investiert hatten, und sich hilflos und alleingelassen fühlten. Arriaga richtete Filialen ein und startete eine gezielte Werbekampagne und das mit großem Erfolg.
Innerhalb von sieben Jahren soll die Kanzlei eigenen Angaben zufolge knapp 42.000 Gerichtsverfahren gewonnen und für ihre Klienten 797 Millionen Euro erstritten haben, die zurückerstattet wurden. Arriaga Asociados vertritt rund 202.000 Kunden, die durch „preferentes“, „cláusulas suelo“ oder durch Hypotheken Geld verloren haben. Die Kanzlei unterhält 57 Zweigstellen und beschäftigt 612 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr setzte die Kanzlei 51,54 Millionen Euro um, 34% mehr als im Vorjahr. Es wurde ein Gewinn von knapp 4 Millionen Euro erwirtschaftet, weit weniger als 2016 (16,24 Millionen), weil nach eigenen Angaben Arriagas die Gewinne in Werbung, Büros und neues Personal investiert wurden.
Arriaga selbst führt den Erfolg auf mehrere Faktoren zurück. Dazu gehört die Spezialisierung und klar abgegrenzte Aufgabenteilung der Belegschaft. Bestimmte Mitarbeiter untersuchen die Fälle und die beste Anklagemöglichkeit. Andere wiederum gehen nur zu den Gerichten oder prüfen die Rechtsbehelfe. Es gibt Mathematiker und Informatiker. Das Konzept der „industrialisierten“ Kanzlei geht auf. Eigenen Aussagen zufolge gewinnt Arriaga 98% der Verfahren.
Bedeutend ist auch das wirtschaftliche Konzept der Kanzlei. Der Kunde zahlt zunächst 199 Euro. Gewinnt Arriaga das Verfahren, bezahlt die Bank die Kosten, und die Kanzlei behält dem Kunden 100 Euro sowie die Zinsen ein. Erfolgt keine Kostenübernahme, behält die Kanzlei zudem 15% des wiedererlangten Betrages. Geht der Fall verloren, behält Arriaga 199 Euro ein und übernimmt die Kosten.
Die Werbekampagne mit Iker Casillas, der Verzicht auf einen großen Vorschuss und das Versprechen, nur bei positivem Ausgang des Verfahrens Bezahlung zu verlangen, brachten Arriaga einen Zulauf Tausender Betroffener.
Ein weiterer Pluspunkt ist das Fehlverhalten der Banken, die es vorzogen, statt genereller Einigungen lieber Fall für Fall vor Gericht zu bringen.
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