Der 74-jährige Politiker starb am 16. Oktober an einem Herzinfarkt
Am 16. Oktober erschütterte der Tod von Bürgermeister Marcos Brito Puerto de la Cruz. Die Nachricht vom unerwarteten Tod des Stadtvaters verbreitete sich wie ein Lauffeuer und löste Bestürzung in der Bevölkerung aus. Auch wenn der Bürgermeister nicht mehr der Jüngste war, hatte er doch noch einen fitten Eindruck gemacht und sein Büro am Tag davor in augenscheinlich bestem Gesundheitszustand verlassen.
Als Marcos Brito am 16. Oktober nicht zur gewohnten Zeit im Rathaus erschien, machten sich Mitarbeiter aus dem Rathaus auf zu seinem Wohnhaus. Der Protokollchef der Gemeinde fand den Bürgermeister in der Küche am Boden liegend. Die umgehend herbeigerufenen Rettungskräfte konnten nur noch den Tod feststellen. Brito hatte einen Herzinfarkt erlitten.
Der 74jährige Politiker lebte allein, nachdem er sich vor einigen Jahren von seiner Frau getrennt hatte.
Die stellvertretende Bürgermeisterin Sandra Rodríguez ordnete unverzüglich drei Trauertage an, und der Verstorbene wurde noch am selben Tag im Ratssaal des Rathauses aufgebahrt. Den ganzen Tag über strömten Bürger, Kollegen aller Parteien und Persönlichkeiten aus Wirschaft, Politik und Gesellschaft ins Rathaus, um den Angehörigen ihr Beileid zu bekunden.
Die Trauerfeier fand am darauffolgenden Tag statt. Die halbe Stadt wurde für den Trauerzug von der Kirche Nuestra Señora de la Peña de Francia aus abgesperrt. Teneriffas Bischof Bernardo Álvarez hielt die Messe, und unter den Trauergästen, die Abschied von dem Verstorbenen nahmen, waren Mitglieder der kanarischen Regierung, des Cabildos, Bürgermeister und Exbürgermeister, Diplomaten, Hoteliers, Unternehmer und viele Freunde und Bürger der Stadt, die den Sarg von „Don Marcos“ auf dem Weg vom Rathaus zur Kirche mit Applaus begleiteten. Vier ehemalige sozialistische Bürgermeister der Stadt – Salvador García, Félix Real, Lola Padrón und der betagte Felipe Machado – teilten sich eine Kirchenbank.
Trotz aller politischer Differenzen und Meinungsverschiedenheiten – durch die in so mancher Ratssitzung buchstäblich die Fetzen flogen – zollten auch politische Gegner wie Jaime Coello von der Partei Vecinos por el Puerto (VxP) dem verstorbenen Vollblutpolitiker Respekt.
Sandra Rodríguez, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt und seit Jahren eine enge Vertraute Britos, sagte: „Für mich geht mit Brito ein Freund und ein Vater.“ Über ihren verstorbenen Chef sagte sie, er möge gemocht oder gehasst worden sein, doch selbst wer seine Meinung nicht teilte, respektierte ihn, denn er war ein angesehener Mensch und ein guter Bürgermeister, „meiner Meinung nach der Beste, den Puerto de la Cruz je haben konnte.“
Langjähriges Gemeindeoberhaupt
Marcos Brito hat die Stadt Puerto de la Cruz in den letzten vier Jahrzehnten aktiv begleitet. Ob in der Opposition oder als Stadtvater – von 1976 bis 1979, von 1995 bis 1999, von 2003 bis 2007 und danach erneut von 2009 bis 2011 und von 2011 bis heute – war er Zeuge vieler Entwicklungen und Veränderungen.
Unter ihm hat die Partei Coalición Canaria (CC) ihre Position in der Gemeinde gefestigt. In einem Nachruf in einer lokalen Tageszeitung wird der verstorbene Bürgermeister als eine der Schlüsselfiguren in der Politszene von Puerto von der „Transición“ bis zur Demokratie bezeichnet.
Als „Zugereister“ hat er Puerto de la Cruz bereits vor Jahrzehnten zu seiner Wahlheimat erkoren. Geboren 1940 in Valverde (El Hierro) absolvierte er auf Teneriffa ein Lehramtsstudium und unterrichtete an der Grundschule von Punta Brava. Er schlug Wurzeln in der Stadt und trat 1971 unter Bürgermeister Felipe Machado González de Chávez seinen ersten Posten im Rathaus von Puerto de la Cruz an.
In den 70ern wurde er Zeuge wichtiger Fortschritte der Stadt, wie 1971 dem Beginn der Umgestaltung der Martiánez-Bäder nach Plänen von César Manrique. Im Jahr 1975 erreichte die Stadt die Zahl von 30.000 Hotelbetten und hatte als Urlaubsziel auf der Insel die Nase vorn.
1974 tritt Bürgermeister Felipe Machado zurück und an seine Stelle tritt Antonio Castro García. Marcos Brito wird stellvertretender Bürgemeister.
Aufgrund gesundheitlicher Probleme von Antonio Castro übernimmt Marcos Brito im November 1976 dessen Posten und wird erstmals Bürgermeister von Puerto de la Cruz. 1977 ist er es, der die neuen Meeresschwimmbäder von Martiánez einweiht.
Nach 1979 zog er sich acht Jahre aus der aktiven Politik zurück, studierte Philosophie und Literatur und wird Lehrer an der Sekundarschule Instituto Agustín de Betancourt in Puerto de la Cruz, wo er später Schulleiter wurde.
1987 schloss er sich der Partei Agrupación Tinerfeña de Independientes (ATI) an und leitete von 1987 bis 1995 das Kultur- und Bildungsressort des Cabildos von Teneriffa. Parallel war er Stadtrat in Puerto de la Cruz und strebte als ehrgeiziger Politiker wieder den Bürgermeisterposten an.
1995 wurde er infolge eines Misstrauensvotums seiner Partei gemeinsam mit der Partido Popular (PP) gegen den sozialistischen Bürgermeister Salvador García zum Stadtvater ernannt. Vier Jahre später gewinnt der von der Macht verdrängte Sozialist García erneut die Gemeindewahl und löst Brito ab.
Bei der Kommunalwahl 2003 musste Salvador García eine Niederlage hinnehmen. Die Sozialisten rutschten im Gemeinderat von Puerto von 11 auf 8 Sitze ab, während Marcos Brito mit CC zwei Sitze aufholen konnte und zur meistgewählten Partei wurde. Ein Bündnis mit der konservativen PP bescherte Don Marcos zum dritten Mal den Bürgermeisterposten.
2007 schafften es wieder die Sozialisten an die Macht, doch die Amtszeit von Bürgermeisterin Lola Padrón wurde 2009 frühzeitig mittels eines erneuten Misstrauensantrags beendet. CC und PP lösten die PSOE ab und Brito wurde zum vierten Mal Bürgermeister. Den Posten konnte er über die Gemeindewahlen 2011 hinaus bis zu seinem Tod halten. CC schnitt bei den Wahlen im Mai 2011 als meistgewählte Partei gut ab und ging erneut ein Bündnis mit der PP ein.
Sandra Rodríguez ist Übergangsbürgermeisterin
Nach Marcos Britos unverhofftem Tod hat seine bisherige rechte Hand, Stadträtin für Finanzen und Vizebürgermeisterin Sandra Rodríguez, den Posten des Bürgermeisters übernommen. Die ehrgeizige Politikerin liebäugelt schon seit Jahren mit diesem Amt, wird sich in Kürze allerdings noch anderen Anwärtern auf den Chefsessel gegegenüber sehen.
Das Wahlrecht schreibt vor, dass im vorliegenden Fall in einer Ratssitzung ein neuer Bürgermeister gewählt werden muss. Kandidieren können lediglich diejenigen, die beim vorherigen Wahlgang (also 2011) Spitzenkandidaten ihrer Partei waren oder – der Fall von Sandra Rodríguez – an zweiter Stelle auf der Kandidatenliste standen. Demzufolge können sich die Stadträte Sebastián Ledesma (PP), Jaime Coello (VxP), Jonás González (IUC) und Sandra Rodríguez (CC) aufstellen lassen. Der neue Spitzenkandidat der Sozialisten, Guillermo Pérez, kommt nicht in Frage, weil 2011 noch Lola Padrón an der Spitze der PSOE in Puerto stand. Da Sandra Rodríguez 11 Stimmen benötigt, um sich als Bürgermeisterin bestätigen zu lassen, ihre Partei acht Sitze im Stadtrat innehat und Bündnispartner PP weitere vier, dürfte es für sie wohl nicht schwer sein, die für eine absolute Mehrheit notwendigen 12 Stimmen zu erhalten.
Wann die Ratssitzung zur Bürgermeisterwahl stattfinden wird, wurde noch nicht bekanntgegeben.
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