Kreuzzug gegen die Kulturbanausen


© A.E.

Der einheimische Künstler Arnoldo Évora kämpft gegen die Zerstörung von Kunstwerken durch die Gemeinden

Der in Puerto de la Cruz ansässige Künstler Arnoldo Évora ist erneut dem „Attentat“ einer Gemeinde auf mehrere Kunstwerke auf die Spur gekommen. In Tacoronte hat er das unerklärliche Verschwinden von zwei modernen Skulpturen aufgedeckt, welche die Gärten und die Fassade des Rathauses schmückten.

Eines der Kunstwerke ist komplett von der Bildfläche verschwunden während von dem zweiten nur noch einige schäbige, undefinierbare Reste vorhanden sind. Es handelt sich um die Überbleibsel „des Fußes“, einer Skulptur der Künstlerin Rosa León Rodriguez.

An der anderen Seite des Gartens befand sich ehemals „die Ratte“ eine vier Meter lange Stahlskulptur von Francisco Rodríguez de Armas, die von ihrem Standplatz verschwunden ist. Nachforschungen von Évora haben ergeben, dass sie sich in einem städtischen Lagerraum unter einer großen Menge Altwaren und Schrott befindet.

Bereits im vergangenen Juli hatte der Künstler die Zustände im Museum für moderne Kunst in Garachico, das seit mehreren Jahren nicht mehr geöffnet wird, öffentlich in der Presse angeprangert. (Das Wochenblatt berichtete)

Ende August berichtete er unter dem Titel „Kunst im Müll“ über den Umgang mit Kunstwerken in seiner Heimatstadt Puerto de la Cruz. „Als handele es sich um eine Epidemie hat die Touristenstadt zahlreiche Skulpturen verloren, die ihre Plätze und öffentlichen Gärten schmückten“, klagte er in einem Zeitungsbericht an.

Kunstwerk von César Manrique verschwunden

Das letzte Kunstwerk, das von seinem Standplatz verschwand, ist das Mobile von César Manrique, das am Fußgängerweg an der Playa Jardín stand. Ein besseres Schicksal war den Skulpturen des Künstlers von Lanzarote beschieden, die das Innere der Martiánez-Schwimmbäder schmückten. Sie wurden im Rahmen der Umbauarbeiten der Schwimmbadanlage restauriert.

Weniger Glück haben andere Kunstwerke wie beispielsweise der „Spectator“, der den Horizont vom Aussichtsplatz Punta del Viento aus beobachtet und aus der Werkstatt von Arnoldo Évora stammt. Die Skulptur wird durch die Witterungseinflüsse und den Mangel an Wartung und Pflege vom Rost zerfressen.

Seit Jahren verlangt der Künstler von der Stadtverwaltung die Erhaltung der Kulturgüter ohne die geringste Resonanz. „Das letzte Mal, dass eine Säuberungs- und Instandsetzungs-Kampagne stattfand, war in der Zeit von 1987 bis 1991 durch die städtische Kulturbeauftragte Matilde Perera,“ sagte Évora wörtlich.

In den achtziger Jahren stand Puerto de la Cruz an der Spitze der kanarischen Gemeinden was die Förderung der Kultur betrifft. Damals fand alljährlich das Festival des ökologischen Films statt. Dreizehn Jahre lang lief diese Veranstaltung mit internationalen Teilnehmern und einem umfangreichen kulturellen Rahmenprogramm. Dazu gehörte auch die Skulpturen-Ausstellung in den Straßen von Puerto de la Cruz im Jahr 1988.

Damals erwarb die Stadt fünf der Ausstellungsstücke, allesamt von jungen kanarischen Künstlern, die an verschiedenen Punkten der Stadt aufgestellt wurden. Zwanzig Jahre später sind alle mit Ausnahme des Spectator von der Bildfläche verschwunden. Zwei von ihnen entdeckte Arnoldo Évora in einem Lagerraum der Stadtverwaltung.

Er werde den Verdacht nicht los, erklärte er vor der Presse, dass diese skandalösen Vorgänge politische Hintergründe haben. Alle diese verschwundenen oder verwahrlosten Skulpturen wurden angeschafft oder aufgestellt, als sozialistische Bürgermeister regierten und sind entfernt oder „entsorgt“ worden, seit die Nationalisten von der Kanarischen Koalition in den betreffenden Rathäusern sitzen.

Dies sei sein ganz persönlicher Kreuzzug gegen die Kulturbanausen in den Stadtverwaltungen und er habe bereits eine Anzeige beim Kultusministerium in Vorbereitung, erklärte der streitbare Künstler.

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