Gedanken für mich – Augenblicke für Gott
In einem Fragebogen mit dem Titel: „Der historische Jesus von Nazareth und der verkündigte Jesus Christus“, der von knapp 80 Abiturienten im Rahmen eines Projektes ausgefüllt wurde, konnte man folgende Angaben nachlesen bzw. auch Überzeugungen feststellen.
on fünf Antwortmöglichkeiten auf die Frage: „Was ist die Auferstehung Jesu für dich?“ geht immerhin niemand davon aus, dass es sich dabei um einen Betrug der Jünger handelt, aber 6% gehen mit großer Wahrscheinlichkeit davon aus, dass die Auferstehung Jesu eine reine Einbildung der Jünger war. Die meisten, nämlich etwas mehr als 60% halten die Auferstehung Jesu für einen Mythos; knapp 20% denken, dass dies eine reine Glaubenserfahrung einiger weniger Menschen ist, die mit Jesus viel zu tun hatten, und nur rund 14% gehen davon aus, dass es tatsächlich ein historisches Ereignis ist.
Die Auferstehung Jesu, die Auferstehung eines Verstorbenen von den Toten, das ist ja auch eine abenteuerliche Geschichte, die uns da an Ostern verkündet wird. Man stelle sich vor: Da gibt sich einer freiwillig in den Tod, weil es die Konsequenz aus seinem Leben war, die Menschen aus dem Dunkelsten, aus den quälendsten Schattenseiten ihres Daseins zu retten. Und dann geht Gott selbst in dieses Dunkel und rettet den Retter aller aus dem Tod. Kaum zu glauben – oder wie sehen Sie das? Klingt das nicht viel zu sehr wie eine theologische Formel oder ein Märchen, viel zu schön oder auch viel zu abgehoben, um tatsächlich wahr und real zu sein?
Es scheint schon der jungen Kirche so gegangen zu sein, dass niemand so recht wusste, wie man denn mit dieser Botschaft umgehen sollte. Einerseits das völlig andere, andererseits – wer kann’s glauben? Da ist Jesus den Menschen nach seiner Auferstehung zwar erschienen, aber eben doch nicht allen. Und machbar, sprich nachvollziehbar und erlebbar war diese Erfahrung des Auferstandenen ja auch nicht. Wir können getrost sagen: Dem größten Teil der Menschen ging es so wie uns heute. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als denen zu glauben, die ihn gesehen haben. Dabei sind wir unsicher, wie die eingangs erwähnten Abiturienten, und manchmal – seien wir ehrlich – kommen auch uns Zweifel.
Kennen Sie Paulus? Mir ist sein Glaubensbekenntnis, welches er im 15. Kapitel des ersten Korintherbriefes schreibt, ganz wichtig geworden. Schließlich ist es das älteste Textzeugnis über die Auferstehung Jesu aus dem Neuen Testament, älter noch also als die Erzählungen der Evangelisten. Und ich sage Ihnen, ich kann mir gut vorstellen, wie Paulus da auf die Gläubigen eingeredet hat. Mir kommt es fast vor, als hätte er es eilig mit dieser Kunde. Aber ist es nicht so, dass das, was uns wichtig im Leben ist, eben auch danach drängt, getan oder erzählt zu werden?
Aber bei aller Liebe zu diesem Bekenntnis, eine Sicherheit – das muss ich gestehen – bietet auch Paulus nicht. Im Gegenteil: er verweist die Menschen nur darauf, seinem Wortlaut zu glauben und daran festzuhalten. Ist das aber nicht ein bisschen wenig – damals genauso wie heute? Doch Paulus hat noch etwas zu bieten – er bietet sich selbst an, als Zeuge. Er selbst durfte ja dem Auferstandenen begegnen und ist davon überzeugt, dass Jesus tatsächlich und in Wirklichkeit auferstanden ist. Diese Begegnung mit dem Auferstandenen wurde für ihn so umwälzend, so nachhaltig, dass er vom einst hasserfüllten Christenverfolger zu einem glühenden Missionar für die Sache Jesu wurde. Mit dieser Begeisterung hat er die Menschen berührt und ihnen die Erfahrung weitergegeben, dass Jesus Christus auferstanden ist – und viele, sehr viele haben ihm damals geglaubt. Auch und gerade die, die ihn eben vor seiner Begegnung mit dem Auferstandenen erlebt und erfahren hatten.
Natürlich können Sie jetzt einwenden: Also ist die Auferstehung Jesu doch nur eine reine Glaubenserfahrung! Das will ich gar nicht verneinen. Aber was wäre sie denn ohne die Wirklichkeit der Auferstehung? Würde diese Glaubenserfahrung dann überhaupt Sinn machen? Was wir brauchen, davon bin ich überzeugt, sind keine Beweise, sondern vielmehr Menschen, die davon im Herzen angetan sind, dass Jesus wirklich auferstanden ist und die die Fähigkeit haben, davon auch andere zu überzeugen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Ostern kein Frühlingsfest für Sie ist, sondern dass Sie von Herzen die kaum zu glaubende Botschaft doch glauben können.
Ihr
Bertram Bolz, Diakon
Kath. Touristen- und
Residentenseelsorger
Diesen und frühere Artikel können Sie nachlesen unter: www.katholische-gemeinde-teneriffa.de oder bei www.wochenblatt.es
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