Es wurden die Anwesenheitspflicht ausgesetzt und ein Abschlussexamen ermöglicht
Barcelona – Nach Verurteilung der Verantwortlichen für das illegale Referendum im Oktober 2017 kam es bekanntlich zu Ausschreitungen in den katalanischen Städten (das Wochenblatt berichtete), die mittlerweile jedoch abgeflaut sind. Studenten halten die Proteste jedoch aufrecht und werden dabei teilweise von ihrer Universität unterstützt.
Die protestierenden Studenten nehmen nicht an den Vorlesungen teil und führen Protestaktionen durch. Keiner möchte jedoch negative Auswirkungen auf seinen Studienverlauf hinnehmen – in den spanischen Universitäten herrscht meistens Anwesenheitspflicht –, sodass sie bei den Rektoren ihrer Universitäten um eine Ausnahmebehandlung gebeten haben. Einige Universitäten haben zugestimmt, die Bewertung nicht an die Anwesenheit sondern an ein Abschlussexamen zu koppeln.
Im Rahmen einer Versammlung des Lehrkörpers der Universität von Girona zeigte sich, wie groß die Kluft zwischen den Professoren und den Studenten ist. Die Gegner der Proteste im Lehrkörper und der Studenten führen an, das Recht auf Bildung werde verletzt. Die Befürworter und Protestler hingegen unterstützen den „Einsatz“ der Studenten. Sie führen an, das Recht auf Bildung umfasse auch die Entwicklung einer eigenständigen und kritischen Persönlichkeit. Quim Salvi, Rektor der Uni Girona, wies auf die Einstimmigkeit bei der Entscheidung des Lehrkörpers für die Ausnahmeregelung hin. Er erklärte, damit werde das Recht auf Lernen, auf Bewertung, auf den Eintritt in öffentliche Bildungsstätten und auf freie Meinungsäußerung gewährleistet. Auch die Universität Autónoma von Barcelona, die Politécnica von Katalonien sowie einige Fakultäten der Universität von Barcelona unterstützen die Protestler mit einer entsprechenden Entscheidung.
Die Universität Pompeu Fabrá (Barcelona) hat eine Ausnahmeregelung abgelehnt. An seiner Universität gäbe es nur in wenigen Studiengängen Anwesenheitspflicht, so der Rektor. In den Universitäten Lleida und Rovira i Virgili (Tarragona) wurden keine entsprechenden Anträge gestellt.