3.500 Einsatzkräfte werden trainieren, wie im Ernstfall vorgegangen werden muss
Kanarische Inseln – Was würde geschehen, wenn auf Gran Canaria die Erde beben und infolgedessen auf Teneriffa ein Vulkan ausbrechen würde? Und vor allem, was müsste dann unternommen werden, um möglichst viele Menschen zu retten? Zwischen dem 21. und dem 26. März werden 3.500 Einsatzkräfte, die teilweise auch aus Marokko, Frankreich, Portugal und den USA stammen, den Ernstfall für dieses Schreckensszenario auf den beiden Inseln proben.
Im Rahmen der Präsentation der geplanten Katastrophenübung gaben der Regierungsbeauftragte auf den Kanaren, Juan Salvador, der kanarische Sicherheitsbeauftragte, Julio Pérez, und der Leiter der militärischen Notfalleinheit (UME), Generalleutnant Luis Manuel Martínez Mejide, Einblick in das fiktive Notfallszenario.
Fiktives Notfallszenario
Demnach soll die Katastrophe mit einem Erdbeben im Norden Gran Canarias beginnen. Das Beben wird so heftig sein, dass es unzählige Verletzte sowie einige Todesfälle geben und schwere Schäden an Gebäuden sowie zahlreiche Erdrutsche verursachen wird. Angesichts der Schwere der Lage wird umgehend die Erdbebenwarnung Stufe 2 ausgerufen. Dasselbe gilt auch für den Territorialplan für Katastrophenschutz, was bedeutet, dass die UME in diesem Fall unter der Leitung der kanarischen Regierung zum Einsatz kommt.
Kurz nach dem Erdbeben wird auf Teneriffa in einem vulkanischen Gebiet, das nicht zwingendermaßen der Teide sein muss, ein plötzlicher Anstieg des Schwefeldioxid- und Kohlendioxidgehalts gemessen. Gleichzeitig lassen GPS-Daten und Satelliten-Bilder erste deutliche Veränderungen des Geländes in dem betroffenen Gebiet erkennen. Als Folge wird augenblicklich die sogenannte „vulkanische Ampel“ auf Orange umgestellt, was die Bevölkerung über einen möglicherweise kurz bevorstehenden Vulkanausbruch informiert, und höchste Alarmbereitschaft ausgerufen. Der dann eintretende Vulkanausbruch geht einher mit einer zwei bis drei Kilometer hohen Rauchsäule, immensen Lava-Massen, die sich die Abhänge hinabwälzen, sowie Erdrutschen und Waldbränden.
Die Vulkan-Ampel wird nun auf Rot umspringen und der Katastrophenschutz für Vulkanausbrüche zum Einsatz kommen. Sobald die Lage und die verursachten Schäden auf beiden Inseln eingeschätzt wurden, wird die kanarische Regierung das Innenministerium auffordern, den nationalen Notfall für Erdbeben und Vulkanausbrüche auszurufen.
Die nun zum Einsatz kommenden Einsatzkräfte sehen sich zusätzlich mit der Situation konfrontiert, dass der Nordflughafen wegen der Aschewolke voraussichtlich nicht mehr funktionieren wird und die Evakuierung über einen provisorischen Hafen erfolgen müsste, der auf die Schnelle eingerichtet werden muss. Auf beiden Inseln gilt es nun, etwa 60.000 Menschen aus den Katastrophengebieten zu evakuieren.
Dass diese Katastrophenübung ausgerechnet auf den Kanarischen Inseln stattfindet, ist nach Worten von Generalleutnant Luis Manuel Martínez Mejide kein Zufall. Die Inseln bieten demnach das perfekte Umfeld, um „so realistisch und effektiv“ wie möglich den Notfall für Katastrophen dieser Art zu trainieren.
„Die beste Trainings- und Übungsmethode ist, nicht auf Improvisation zu setzen“, so Martínez Mejide wörtlich.
Nach Angaben des kanarischen Sicherheitsbeauftragten, Julio Pérez, habe es in Spanien zwar bislang noch nie einen solchen Katastrophenfall der Stufe 3 gegeben, dennoch sei es unabdingbar, dass das Militär und der Katastrophenschutz jährlich einmal für den Ernstfall trainieren.