Eine Untersuchung hat einen Verlust von 20 Punkten festgestellt
Madrid – Obwohl das Außenministerium bezweifelt, dass das nationale Ansehen Spaniens wegen der schweren Folgen der Pandemie beschä̈digt ist, wurde im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung festgestellt, dass das Image inzwischen um rund 20 Punkte eingebrochen ist. So haben lediglich 29% der in der Studie befragten Personen – allesamt Hochschulabsolventen, die meisten davon promoviert – die Ansicht geäußert, dass Spanien in der Lage ist, die Gesundheitskrise zu bewältigen und nur 28% wü̈rden nach der Krise wieder Investitionen in Spanien tätigen. Der zustä̈ndige Staatssekretä̈r fü̈r den Sektor „Españ̃a Global“ sieht jedoch keinen Grund zur Beunruhigung.
Ganz anders dagegen die internationalen Medien. „Spanien ist der Schlechteste der Klasse. Seine vergiftete Politik hat zur Verschlimmerung der Pandemie und der Wirtschaft gefü̈hrt. Das Land hat auf beiden Gebieten die schlechtesten Zahlen in ganz Europa“ schrieb kü̈rzlich die namhafte britische Wochenzeitung „The Economist“. „Ist Spanien ein gescheiterter Staat?“ fragte sich kü̈rzlich Friedrich L. Sell, Professor an der Universität der Bundeswehr München, in der „Neuen Zü̈rcher Zeitung“. „Bislang noch nicht, aber es fehlt nicht viel“, hatte er selbst darauf geantwortet. „Spanien hat erneut die Kontrolle über die Pandemie verloren“, war einige Tage später in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu lesen. Das sind drei Beispiele der Ü̈berraschung und des Staunens, mit denen die internationale Presse die Verbreitung des Coronavirus ein Spanien beobachtet. Kritisiert wird vor allem die fehlende Zusammenarbeit zwischen den Institutionen und Parteien, welche die Pandemie zum Schlachtfeld der Politik machen. Für ein Land, dessen Wirtschaft weitgehend vom Tourismus abhä̈ngt und das sich nur dank der Unterstü̈tzung durch die EU von seiner wirtschaftlichen und sozialen Krise erholen kann, ist es unvorstellbar, dass es nicht fä̈hig ist, sein Gesundheitswesen und seine Wirtschaft effizient zu verwalten. Dass die Folgen negativ für sein Ansehen sind, ist fü̈r viele Kommentatoren unbestritten.
Manuel Muñ̃iz, Staatssekretä̈r von „Españ̃a Global“, die Abteilung, die die „Marke Spanien“ in ihren Aufgabenbereich übernommen hat, räumt ein, dass es auf dem Hö̈hepunkt der Krise eine gewisse Konzentration negativer Meldungen gegeben habe, doch solle man die Wirkung „dieses halben Dutzends Artikel in den Zeitungen nicht überbewerten“. Der Professor für Internationale Beziehungen, den Außenministerin Arancha González Laya im Januar fü̈r ihr Ministerium verpflichtet hat, vertritt die Meinung, dass Spanien kein grö̈ßeres Problem mit seiner Reputation hat als andere Lä̈nder, die ebenfalls unter der Pandemie leiden. „Wir Spanier haben ein starkes Gefühl der Selbstkritik und wir sehen uns selbst schlechter als es Außenstehende empfinden“. Er rä̈umte ein, dass die Polarisierung sozusagen ein Verstä̈rker fü̈r schlechte Nachrichten ist und die „ständige Rhetorik“ einiger Politiker absolut nicht hilfreich sei. Als Beweis fü̈r die Stellung Spaniens im Ausland nannte der Staatssekretä̈r die Studie „La Reputació́n de Españ̃a en el Mundo 2020“ des Kö̈niglichen Instituts Elcano, in der versichert werde, dass Covid-19 keinen bedeutenden Einfluss auf das Ansehen Spaniens im Ausland habe und sich das Land mit 76 von 100 mö̈glichen Punkten auf dem 13. Platz im weltweiten Ranking befinde. Das Problem sei gewesen, dass die Untersuchungen für die Studie, welche im September verö̈ffentlicht worden ist, zwischen Mä̈rz und April stattgefunden haben, in den kritischen Wochen zu Beginn der Pandemie.
Neueren Datums ist dagegen das „Barómetro Internacional“ zu Covid-19 des „Instituto Mesias“, einem unabhängigen Thinktank, der die „Marke Spanien“ beobachtet. Die ersten Resultate der noch nicht veröffentlichten Studie besagen, dass das Image Spaniens in nicht spanischsprachigen Lä̈ndern, insbesondere in Skandinavien, um 20 Punkte eingebrochen ist. Die positive Seite: 84% der Personen, die an der Befragung teilgenommen haben, würden Spanien als Urlaubsziel empfehlen.