Tod in der Patera – Vater vor Gericht

Die Familie des verstorbenen Doudou lebt in M'bour im Senegal. Foto: KVDP

Die Familie des verstorbenen Doudou lebt in M'bour im Senegal. Foto: KVDP

Im Senegal wurde ein Mann zu zwei Jahren Haft verurteilt, weil er seinen 14-jährigen Sohn in ein Schlepperboot setzte

Teneriffa – Ein senegalesisches Gericht hat einen Familienvater namens Mamadou Lamine Faye zu zwei Jahren Haft verurteilt, weil er seinen 14-jährigen Sohn Doudou in einem Schlepperboot die Überfahrt zu den Kanaren antreten ließ. Der Junge kam auf der Fahrt ums Leben.
Mitte Oktober hatte der Mann einem Schlepper 250.000 CFA-Franc (380 Euro) gegeben, damit sein Sohn, der davon träumte, Profi-Fußballer zu werden, zunächst auf die Kanaren und dann weiter nach Italien gebracht würde. Auf der Fahrt gab es Probleme, und der Bootsführer entschied sich zur Umkehr. Zu diesem Zeitpunkt wurde Doudou laut Medienberichten krank und starb, bevor das Boot die afrikanische Küste wieder erreichte. Die Mitreisenden warfen den Leichnam des Jungen über Bord.
Zusammen mit Mamadou Lamine Faye waren zwei weitere Männer angeklagt, deren Söhne im selben Boot mitfuhren, jedoch heil nach Hause zurückgekehrt sind. Alle drei wurden angeklagt, weil sie das Leben ihrer Söhne in Gefahr gebracht haben sowie wegen Beihilfe zur Schlepperei. Der Staatsanwalt forderte für alle drei die gleiche Strafe: zwei Jahre Gefängnis. Die Schlepper, die die Fahrt organisiert hatten, konnten nicht gefasst werden.
Das Urteil des Richters lautet auf zwei Jahre Gefängnis, von denen ein Monat abgesessen werden muss, der Rest wird zur Bewährung ausgesetzt. Verurteilt wurden die Angeklagten wegen der Gefährdung des Lebens Dritter. Von dem Vorwurf der Beihilfe zur Schlepperei wurden sie freigesprochen.
Doudous Familie stammt aus M’bour, achtzig Kilometer südlich von Dakar. Der Ort entwickelte sich in den Monaten September bis November zu einem der am stärksten frequentierten Startpunkte für die Migrantenboote, die in Richtung Kanaren aufbrachen. Seit Ende November ist die Zahl der Boote deutlich zurückgegangen, weil das Wetter kalt und die See rauer geworden sind, wie immer um diese Jahreszeit. Auch die Nachrichten von zahlreichen Schiffbrüchen und Todesfällen hatten eine abschreckende Wirkung auf die Ausreisewilligen.
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) schätzt, dass in diesem Jahr bisher über 500 Migranten bei dem Versuch, von Afrika aus die Kanarischen Inseln zu erreichen, ums Leben gekommen sind, mehr als doppelt so viele wie 2019, als 210 Personen auf dieser Route umkamen.
Es wird erwartet, dass der Senegal in den nächsten Tagen seine Grenzen wieder für die Rückführung seiner Staatsbürger öffnen wird, nachdem sie wegen der Corona-Pandemie geschlossen worden waren. Auch Algerien soll bald folgen. Die spanische Diplomatie wartet zurzeit noch auf eine diesbezügliche Entscheidung von Marokko. Nur Mauretanien ist schon dabei, Migranten aufzunehmen, die unberechtigt nach Spanien eingereist sind.

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