Geschichtsunterricht à la José María Aznar


© EFE

Der Expräsident rückt die Vergangenheit zurecht

Ex-Regierungschef José María Aznar hat mit seinen eigenwilligen Auslegungen der Geschichte einmal mehr für Erheiterung, insbesondere aber auch für Empörung gesorgt. Im Rahmen einer Konferenz, die der radikale Konservative am 22. September im Washingtoner Hudson Institute gab, nahm er Bezug auf die umstrittenen Äußerungen von Papst Benedikt XVI. und der anhaltenden Forderung von Muslimen nach einer Entschuldigung.

Madrid – „Mich hat auch niemand um Verzeihung gebeten“

Wörtlich meinte Aznar in seinem eigenwilligen Englisch: „Es ist äußerst interessant zu beobachten, wie die islamische Welt vom Papst eine Entschuldigung einfordert, während ich keinen Muslimen höre, der mich für die Eroberung und Besetzung Spaniens über acht Jahrhunderte um Verzeihung bittet. Das ist eine Bedrohung, die überall gegenwärtig ist und die uns alle betrifft. Das ist der Krieg und um ihn zu bekämpfen, muss man davon überzeugt sein, dass er zu gewinnen ist. Die Führer der westlichen Welt glauben nicht daran. Der Westen hat den Islam nicht angegriffen, sondern die Muslime uns.“

Diese nicht ganz ungefährliche Neugestaltung geschichtlicher Tatsachen, hat nicht nur auf politischer Ebene für allerlei Aufregung gesorgt. So erklärte Mansur Escudero, Präsident der spanischen Junta Islámica, die Aussagen entkräfteten sich von selbst, wobei es ganz schön schwierig sei, eine derartige „Ansammlung von Blödsinn“, der im Grunde nur als „schlechter Scherz“ verstanden werden könne, auszuwerten. Er setzte noch hinzu, er als Psychiater sei der Meinung, dass Aznar unter einer verfrühten Altersdemenz leide, da er völlig den Sinn für die Realität verloren habe.

Aus den zahlreichen Leserzuschriften, die verschiedene spanische Zeitungen zu dem Thema erhielten, ging außerdem hervor, dass ein Großteil der spanischen Bevölkerung gerne dazu bereit wäre, dem Ex-Ministerpräsidenten „geschichtlich“ auf die Sprünge zu helfen.

Das entsprechende Kapitel über das Zeitalter des Al-Andalus könne er aber auch jederzeit in jedem Geschichtsbuch nachlesen, nach dem in Spaniens Schulen unterrichtet werde.

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