Zeitreise in das Dorfleben der 1950er-Jahre

Fotos: Ayuntamiento de Guía de Isora / Jesús Mora

Fotos: Ayuntamiento de Guía de Isora / Jesús Mora

Die Ortschaft Chirche lädt am 10. Juli zu einem Ausflug in die Vergangenheit ein

Teneriffa – In Reiseführern und Urlaubstipps ist immer wieder die Rede vom „ursprünglichen Teneriffa“. Manche weisen auf abgelegene Dörfer hin, andere auf Fischerorte, wo der Feriengast noch einen Eindruck vom Inselleben vor dem Einzug der Moderne bekommt. Doch diese Orte werden rar. Der Wandel hat sich in den vergangenen 50 bis 70 Jahren großflächig vollzogen – vom Baustil über den Ausbau der Infrastrukturen, die Modernisierung der Landwirtschaftsmethoden, den kulturellen Fortschritt bis hin zur Entwicklung der Gastronomie, und selbst in kleinen Ortschaften auf dem Land ist oft nicht mehr viel übrig von dem, was früher das dörfliche Leben prägte.

Die Entwicklung der Inseln in den letzten fünf bis sieben Jahrzehnten ist erstaunlich. Wer sie miterlebt hat, weiß, wie groß der Unterschied der heutigen Gesellschaft und ihrer Lebensgewohnheiten zum früheren, meist bäuerlichen, Alltag ist. Einzig unverändert geblieben sind traditionelle Dorffeste und religiös geprägtes Brauchtum.

Fotos: Ayuntamiento de Guía de Isora / Jesús Mora
Fotos: Ayuntamiento de Guía de Isora / Jesús Mora

Im 200-Seelen-Ort Chirche bei Guía de Isora wird die Erinnerung an die Vergangenheit lebendig gehalten. Jeden Sommer – mit Ausnahme der letzten beiden Jahre – wird dort der Alltag eines kanarischen Dorfes in den 40er- und 50er-Jahren nachgespielt. Dieses Jahr lassen die Dorfbewohner die „Tradiciones“ am Sonntag, dem 10. Juli, aufleben. Wer gerne einmal in Nostalgie schwelgen möchte, ist an diesem Wochenende in Chirche richtig. Das Landleben von einst erlebt in diesem pittoresken Ort dann eine kurzzeitige Renaissance. Der ganze Ort verwandelt sich in eine riesige Bühne, wo Bürgerinnen und Bürger als Laienschauspieler das bäuerliche Leben inszenieren.

Kostenloser Bustransfer

Ab zehn Uhr morgens erlebt jeder Winkel von Chirche eine Rückkehr in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Häuser und Innenhöfe werden für Besucher geöffnet, die gebeten werden, den Shuttleservice vom Zentrum von Guía de Isora zu nutzen, da die Parkmöglichkeiten in Chirche äußerst begrenzt sind. Der Shuttle fährt zwischen 9.30 und 16.00 Uhr alle 30 Minuten von der Haltestelle gegenüber dem Kommissariat der Guardia Civil ab.

Fotos: Ayuntamiento de Guía de Isora / Jesús Mora
Fotos: Ayuntamiento de Guía de Isora / Jesús Mora

Besucher können an diesem Sonntag in Chirche erleben, wie Ziegen gemolken werden, Brot in traditionellen Backöfen gebacken wird, wie die Fischverkäuferinnen handeln und wie die Wäsche im öffentlichen Waschtrog gewaschen wird. Die Guardia Civil patrouilliert in alten Uniformen durch den Ort, es wird Getreide gedroschen und Kaffee geröstet, die Handarbeit der Näherinnen und Stickerinnen gezeigt und die Verarbeitung des in der Inselgastronomie typischen Getreidemehls Gofio.

Um 14.00 Uhr beginnt mit dem Dorftanz der fröhlichste Teil des Programms.

Ein „echtes“ kanarisches Dorf

Chirche liegt fünf Minuten von Guía de Isora entfernt in etwa 800 Metern Höhe.

Archäologische Spuren lassen den Ursprung der Ortschaft in der Zeit der Ureinwohner, der Guanchen, vermuten. Die jüngere Geschichte des Dorfes geht aber auf die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. In den Anfängen lebten die Bewohner vorwiegend von der Viehzucht und Trockenkulturen. Sie nutzten so die natürlichen Ressourcen, die ihnen das Land von den Höhenlagen bis zur Küste bot.

Viele Häuser des Ortes wurden im 18. und 19. Jahrhundert erbaut. Heute ist ein Teil davon in Unterkünfte für Landtourismus umgewandelt worden. Der Ort ist ein schönes Beispiel für den traditionellen kanarischen Baustil und wurde wegen der gut erhaltenen Häuser und seines völkerkundlichen Wertes durch ebenfalls gut erhaltene Öfen, Tennen und Zisternen in der nahen Umgebung bereits 2008 zum Kulturgut erklärt.

Fotos: Ayuntamiento de Guía de Isora / Jesús Mora
Fotos: Ayuntamiento de Guía de Isora / Jesús Mora
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