Eine Lösung für das Binnenmeer lässt noch immer auf sich warten
Murcia – Das Mar Menor, was wörtlich übersetzt „kleines Meer“ bedeutet, ist eine an der Küste von Murcia gelegene Salzwasserlagune mit einer Ausdehnung von 135 Quadratkilometern und einer Tiefe von vier bis sieben Metern. Eine 22 Kilometer lange Sandbank trennt das Haff vom Mittelmeer.
Eine maßlose, widerrechtliche Bebauung, mangelnde Abwassersysteme und langjähriger Bergbau haben diesem empfindlichen Ökosystem große Schäden zugefügt. Seit jeher bekannt für ihr kristallklares Wasser, ist die Lagune nun zum Symbol für den Missbrauch der Umwelt geworden.
Immer wieder ist das Gewässer erneut von einer aggressiven Algenblüte befallen, im Volksmund als „grüne Suppe“ bekannt, die das fragile Ökosystem des Gewässers erneut bedroht.
Die Nachbarschaftsvereine prangern immer wieder an, dass von den Behörden keine Maßnahmen ergriffen werden, um die komplette Zerstörung der Lagune zu verhindern.
Mit der Umleitung der Flüsse Tajo und Segura in den Achtzigerjahren entstanden rund um die Lagune immer mehr illegale Anbauflächen, und in zehn Jahren stieg die Bewässerungsfläche von 25.000 auf 40.000 Hektar.
Als 2016 Tausende tote Fische an der Wasseroberfläche trieben, schlugen Umweltschützer erstmals Alarm. Das Fischsterben wiederholte sich erneut im Oktober 2019 und August 2021. Für die Umweltorganisationen ist klar, dass der Grund hierfür der unkontrollierte Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln ist. Mit dem Regen und durch die Bewässerung der Anbaugebiete, werden die Giftstoffe aus Dünger und Schädlingsbekämpfung ins Grundwasser und somit auch in die Lagune geschwemmt. Der Gehalt von Nitraten liegt bei 300 Milligramm je Liter, der Standardwert beträgt 50 Milligramm. Gemäß Untersuchungen des Geologischen Instituts haben sich 300.000 Tonnen Nitrite und andere Giftstoffe in den Gewässern der Lagune angesammelt, sodass diese förmlich erstickt.
Immer wieder taucht die „grüne Suppe“ am Ufer der Bucht auf. Arbeiter und Fischer bemühen sich um die Entsorgung der Algen. Für die Experten ist jedoch klar, dass die Plage in den Sommermonaten nicht kontrolliert werden kann.
Seit 2017 hat die Regionalverwaltung 5,6 Millionen Euro in die Säuberung der Lagune investiert, das eigentliche Problem wurde jedoch nie in Angriff genommen. Im Laufe der letzten Jahre haben sich verschiedene Bürgerinitiativen zum Schutz des Mar Menor zusammengeschlossen. Die 600.000 gesammelten Unterschriften haben zur Verabschiedung eines Gesetzes geführt, das der Lagune die Rechtsform einer juristischen Person zuspricht. Das macht das Haff zum ersten Ökosystem Europas, das über eigene Rechte verfügt. Aber im Grunde gibt es nur eine Lösung: die Menge der Giftstoffe, insbesondere der Nährstoffe, die in die Lagune fließen, muss verringert werden.
Der Wasserverband hat damit begonnen, 8.500 Hektar illegal bewässerter Fläche zu schließen. Richter haben beschlossen, dass 10.000 Hektar Zitronenbäume gerodet werden müssen. Die Regionalverwaltung Murcia hat den Einsatz von Düngemitteln auf einem 1.500 Meter breiten Streifen um die Lagune herum eingeschränkt. Der Zufluss von mit Giftstoffen belastetem Wasser wurde jedoch nicht gestoppt.
Eine mögliche Lösung wäre der Bau eines Sammelbehälters, welcher das Wasser nach einem Reinigungsprozess kanalisiert. Der Bau dieses Sammelbehälters ist Kompetenz des Ministeriums für den ökologischen Übergang.
Nun hat Umweltministerin Teresa Ribera eine Investition von 484 Millionen Euro für die Schaffung eines „grünen Gürtels“ um die Lagune angekündigt. Außerdem sollen die Abwassernetze verbessert werden, Landwirten mit nachhaltigem Anbau wird Unterstützung zugesagt. Ob diese viel zu spät beschlossenen Maßnahmen das Mar Menor noch retten können, wird allgemein bezweifelt.