ETA-Operationsbasis ausgehoben


© EFE

Tage nach dem ersten Anschlag der baskischen Terroristen seit Ende der Waffenruhe

Am 25. August ließ die ETA in der baskischen Stadt Durango eine Autobombe in die Luft gehen. Bei diesem ersten Attentat seit Beendigung der Waffenruhe wurden zwei Guardia Civil-Beamte leicht verletzt, ansonsten gab es nur Sachschäden zu beklagen.

Madrid – Wenige Tage später gelang der Polizei jedoch ein gewaltiger Schlag gegen die baskische Terrororganisation. Im südfranzösischen Cahors wurden vier mutmaßliche ETA-Mitglieder verhaftet, unter denen sich auch der Sprengstoffexperte Iruretagoyena befindet. Bei der anschließenden Durchsuchung eines von den Festgenommenen angemieteten Hauses stellte sich heraus, dass es sich um die derzeitige „Operationsbasis“ der Terroristen gehandelt haben muss.

Mit der Explosion einer Autobombe in den frühen Morgenstunden des 24. August in der baskischen Stadt Durango (Vizcaya) gelang der baskischen Terroristenorganisation ETA der erste Anschlag, seit am 5. Juni dieses Jahres die Waffenruhe seitens der Bande aufgekündigt worden war.

Der mit zwischen 80 und 100 Kilo Sprengstoff präparierte Kleinlaster explodierte vor einer Wohnkaserne der Guardia Civil, in der derzeit zehn Familien sowie zahlreiche unverheiratete Guardia Civil-Beamte leben. Dank der Tatsache, dass die Wucht der Explosion durch neben dem Bombenauto geparkte, mit Panzerschutzglas ausgestattete Fahrzeuge abgeschwächt wurde, erlitten bei dem Attentat nur zwei Beamte leichte Verletzungen. Die Sachschäden sind allerdings enorm.

Die Sicherheitskameras des Guardia Civil-Gebäudes nahmen den gesamten Ablauf des Anschlages auf. Erst wenige Minuten vor der Explosion wurde das Bombenauto, ein Citroen C-15, vor dem Hintereingang der Kaserne geparkt. Der Fahrer, ein maskierter Mann, verließ eiligst das Fahrzeug, rannte zu einem Seat Ibiza mit portugiesischem Kennzeichen, an dessen Steuer ein weiterer Mann saß. Bevor sich das Fahrzeug im Eiltempo in der Nacht verlor, kehrte der vermummte Terrorist noch einmal zu dem Bombenauto zurück, vermutlich, um ein in der Hast vergessenes Kleidungsstück oder ähnliches zu holen.

Knapp eine Minute nachdem die beiden Terroristen geflüchtet waren, explodierte auch schon die Bombe, die mit einem Funkzünder zur Detonation gebracht wurde.

Das Ganze ging so schnell, dass der Wachhabende, der den Vorgang am Bildschirm verfolgt hatte, nicht einmal mehr die Zeit hatte, rechtzeitig den Sicherungsknopf zu drücken, mit dem ein Störsender aktiviert wird. Zwei Beamte, die den Vorgang ebenfalls beobachtet hatten und sich nun dem Fahrzeug näherten, wurden bei der Explosion leicht verletzt.

Das Fluchtauto wurde wenig später völlig ausgebrannt nahe der 11 Kilometer vom Attentatsort entfernten Ortschaft Amorebieta entdeckt.

Die Terroristen wurden zwar noch dabei beobachtet, wie sie Richtung Bilbao flüchteten, danach verliert sich jedoch ihre Spur.

Sämtliche Parteien bis auf die baskischen Nationalisten ANV verurteilten den ETA-Anschlag ausdrücklich. Dies bot der konservativen Opposition erneut die Gelegenheit, die sozialistische Regierung anzugreifen. Sie fordert nämlich nun die Illegalisierung von ANV, da sie ein Abkömmling der verbotenen Batasuna sei, die als politischer Arm der ETA galt. Die Regierung beantwortete diese Forderung insofern, als die „Nicht-Verurteilung eines Anschlags nicht ausreicht, um eine Partei verbieten zu lassen“.

Verlagerung nach Portugal?

Seitdem die ETA die Waffenruhe am 5. Juni dieses Jahres aufgekündigt hatte, konnten die spanischen Sicherheitskräfte bereits vier Anschlagsversuche der Terroristen vereiteln. Die Gefahr neuer Attentate blieb jedoch weiterhin groß. So hatte Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba auch insbesondere in den letzten Wochen immer wieder davor gewarnt, dass jederzeit mit einem Anschlag der ETA zu rechnen sei.

Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass das Fluchtauto in Portugal angemietet worden war, erhärtet sich nun die Vermutung der spanischen Sicherheitskräfte, dass die ETA versucht, eine logistische Infrastruktur im benachbarten Portugal aufzubauen, noch mehr. Am 21. Juni konnte die spanische Polizei in Ayamonte bereits einen in Portugal gemieteten Ford Focus sicherstellen, in dem über 115 Kilo Sprengstoff entdeckt worden waren.

Nach Meinung der spanischen Antiterror-Experten könnte die ETA im Begriff sein, in Südportugal einen neuen Stützpunkt aufzubauen, da ihr bisheriges Unterschlupfgebiet Südfrankreich dank der Einsatzbereitschaft der französischen Polizei immer gefährlicher für sie geworden ist.

Ein spanischer Richter, ein Staatsanwalt sowie vier Guardia Civil-Beamte werden in Portugal das Ermittlungsteam unterstützen, das die Aktivitäten der ETA in dem Land untersucht. Es wird angenommen, dass die Terroristen versuchen, an der Algarve oder im Alentejo Unterschlupf zu finden, wo sie in der Masse der spanischen Urlauber für die Ermittler nicht leicht aufzuspüren sind.

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