Jede 100. Frau im gebärfähigen Alter lässt einen Schwangerschaftsabbruch durchführen
Seit 1985 ist in Spanien der klinische Schwangerschaftsabbruch unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Seitdem wurde das entsprechende Gesetz jedoch nie aktualisiert. Weder die Konservativen noch die Sozialisten wagten sich je an das im noch sehr katholisch geprägten Spanien besonders heikle Thema heran.
Madrid – Dass hier jedoch ein dringender Bedarf besteht, zeigte sich in den letzten Monaten mit erschreckender Deutlichkeit. Nach dem Skandal um verschiedene private Kliniken in Barcelona und Madrid, in denen illegale Schwangerschaftsabbrüche sogar noch im siebten Monat durchgeführt worden sein sollen, signalisierte die sozialistische Regierung zwar zuerst Handlungsbereitschaft, machte in letzter Minute dann jedoch wieder einen Rückzieher. So kurz vor den Parlamentswahlen war ihr das Thema „Abtreibung“ dann wohl doch ein zu heißes Eisen.
Die nächste Regierung – egal welcher politischer Couleur – wird jedoch mit Sicherheit nicht umhin kommen, die in dem Abtreibungsgesetz von 1985 vorgesehene Normative den heutigen Gegebenheiten anzupassen, vor allem aber den dem Anschein nach bestehenden Möglichkeiten, Schwangerschaftsabbrüche am Rande der Legalität durchführen zu können, einen eindeutigen gesetzlichen Riegel vorzuschieben.
Grundsätzlich erscheint es nicht zuletzt angesichts der jüngst veröffentlichten Daten über Schwangerschaftsabbrüche in Spanien von großer Wichtigkeit, eine breitgefächerte gesellschaftliche Debatte über die Thematik herbeizuführen.
Wie das Gesundheitsministerium Anfang dieses Jahres bekannt gab, ist die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche in den letzten Jahren deutlich gestiegen, ja hat sich in den letzten zehn Jahren sogar verdoppelt, wobei gleichzeitig das Alter der Patientinnen stetig sinkt.
Eine von hundert Frauen im gebärfähigen Alter lässt inzwischen einen Schwangerschaftsabbruch bei sich durchführen. Fast 40% davon sind Frauen unter 25 Jahren und 14% haben nicht einmal das Alter von 19 Jahren erreicht. Als besonders schwerwiegend wird in diesem Zusammenhang die Tatsache angesehen, dass viele Frauen bereits zum zweiten, dritten, ja sogar vierten Mal abtreiben.
Über 100.000 Abtreibungen
Nur 2,51% der über 100.000 im Jahr 2006 in Spanien durchgeführten Abtreibungen wurden in einer öffentlichen Einrichtung vorgenommen.
Ursachen
Als Ursachen für die steigenden Abtreibungszahlen vor allem bei jungen Frauen werden an erster Stelle fehlende bzw. unzureichende Aufklärung – und zwar sowohl im familiären als auch im öffentlichen Bereich – sowie der schwierige Zugriff auf Verhütungsmittel genannt. Sowohl in der Familie als auch in den Schulen müsse über Sexualität so offen wie möglich gesprochen werden, raten Experten schon seit langem. Bislang jedoch ohne großen Erfolg.
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