Odyssey verliert die erste Runde


© WB

Ein Richter in den USA hat entschieden, dass der Schatz der ›Las Mercedes‹ Spanien gehört

In Tampa/Florida hat der amerikanische Richter Mark Pizzo ein Aufsehen erregendes Urteil gefällt: Der Schatz, der von den Spezialisten des Unternehmens Odyssey Marine Exploration aus dem Wrack der ›Nuestra Señora de las Mercedes‹ geborgen wurde, steht Spanien zu. „Mehr als 200 Jahre sind vergangen seit die ›Las Mercedes‹ explodierte. Der Ort, wo ihre Reste ruhen und die, welche an diesem schrecklichen Tag starben, ist seit Jahrhunderten intakt geblieben – bis vor kurzem“.

Madrid/Florida – „Die internationalen Gesetze erkennen den Schutz ihres Gedenkens an und das Recht Spaniens, dieses zu pflegen. Das Interesse dieses Gerichtes ist es, die Prinzipien des gegenseitigen Respekts gegenüber den Toten unserer beiden Nationen auf dem Meeresgrund zu bewahren. Dieses Gericht gibt Spanien das Recht auf die Fundstücke der ›Las Mercedes‹ und weist die Reklamation von Odyssey ab“.

Der letzte Absatz der Urteilsbegründung des Richters Mark Pizzo ist ein Torpedo gegen die Firma Odyssey Marine Exploration, weltweit führend in der „Unterwasser-Archäologie“ und der Suche nach versunkenen Schätzen mit Spitzentechnologie. Gleichzeitig eine Rückenstärkung für Spanien, wie es seine Besitztümer, die auf Meeresboden liegen, in den letzten zwei Jahren verteidigt hat, seit dem Tag, als die Odyssey die Entdeckung eines Schatzes von 500.000 Gold- und Silbermünzen meldete.

Es war am 18. Mai 2007. Die Gesellschaft taufte ihre Entdeckung auf den Namen ›Black Swan‹ – schwarzer Schwan, und erklärte sie habe den Schatz an einem unbestimmten Ort im Atlantischen Ozean gefunden.

Die spanischen Autoritäten vermuteten gleich, dass es sich bei dem gesunkenen Schiff um die ›Nuestra Señora de las Mercedes‹ handelt, ein spanisches Kriegsschiff, das am 5. Oktober 1804 in einem Gefecht bei Cap Santa Maria in der Nähe der Algarve-Küste in die Luft flog, nachdem es von Kanonenkugeln der englischen Flotte getroffen worden war.

Seit dem Tag der Entdeckung streiten beide Parteien vor dem Gericht von Tampa/ Florida um das Recht auf den Schatz.

Zwei Jahre dauert nun schon der juristische Streit und beide Parteien haben bereits erhebliche Mittel für Anwaltshonorare und Dutzende von Dokumenten aufgebracht. Es gab harte Diskussionen vor dem Richter und sogar Verfolgungsrennen in der Meerenge von Gibraltar zwischen der Guardia Civil und den Schiffen der Odyssey.

Das Resultat ist eine richterliche Entscheidung gegen die Interessen der Gesellschaft Odyssey, deren Aktien am Tag der Urteilsverkündung beim Nasdaq um 41% in den Keller stürzten.

Die Entscheidung des Rich­ters muss nun von einer übergeordneten Instanz bestätigt werden, die darüber befindet ob sie dem Urteil folgt oder nicht.

Dieses Urteil besagt, dass es sich um ein spanisches Kriegsschiff handelt, das über souve­räne Immunität gegenüber jeglicher Reklamation vor einem amerikanischen Gericht verfügt. Wird das Urteil bestätigt, hat Odyssey zehn Tag Zeit, um die Ladung zurückzugeben oder das Appellationsgericht anzurufen.

Das wird mit aller Wahrscheinlichkeit geschehen, wie Odyssey bereits angekündigt hat. Damit verlängert sich der Streit vor Gericht um mindes­tens zwei weitere Jahre. Wenn Spanien wieder Recht bekommt ist noch ein Einspruch vor dem Obersten Gerichtshof möglich. In all dieser Zeit bleibt der Schatz bei einer Treu­handstelle in Tampa.

Odyssey argumentiert ihrerseits, dass die ›Las Mercedes‹ als Handelsschiff unterwegs war, als sie unterging. Das Unternehmen spekuliert darauf, die Unterstützung der Nachfahren der Besatzung des Schiffes zu gewinnen. Es sollen in ihrer Mehrzahl Handelsleute gewesen sein, die ihr Vermögen in dem Schiff deponiert hatten, als es Lima/Peru verließ. „Wir glauben, dass sich diese Personen unseren Forderungen an­schließen“, erklärte Melinda Mac­­­­Connel, Vizepräsidentin und Rechtsanwältin von Odyssey. Auch Greg Stemm, Geschäftsführer der Gesellschaft, erklärte sich sehr überrascht von dem Urteil. Er sprach die Hoffnung aus, dass die Richter die schwachen Argumente Spaniens durchschauen werden.

Die Verteidigung Spaniens dagegen fühlt sich durch den Richterspruch gestärkt. „Es handelt sich um einen Präzedenzfall für zukünftige Funde“, erklärte die spanische Kultusministerin.

Der Direktor des Nationalmuseums für Subaquatische Archäologie, der als Experte vor Gericht ausgesagt hatte, erklärte seinerseits die Aktion der Odyssey sei illegal gewesen, es handele sich eindeutig um einen Akt der Piraterie. „Das Unternehmen hatte keine Genehmigung und führte eine Nacht- und Nebelaktion durch. Es verheimlichte Informationen und brachte den Schatz über Gibraltar weg“.

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