Im Zuge der Verhaftung von drei Terroristen
In nur sechs Tagen hat die Terrororganisation ETA vierzehn Waffen- und Sprengstofflager verloren, welche die Polizei nach der Verhaftung von drei Mitgliedern der Bande lokalisieren konnte. Die Verstecke sind über ein weites Gebiet in Südfrankreich verstreut, allerdings alle in der Nähe der spanischen Grenze. ETA ist also offenbar weitgehend von der Versorgung mit Sprengstoff abgeschnitten.
Madrid – Trotzdem sind Antiterror-Spezialisten aus dem Innenministerium der Meinung, dass weiterhin die Gefahr von Attentaten besteht. Mindestens zwei Terrorzellen, deren Mitglieder der Polizei noch unbekannt sind und die auch über Waffen und sonstiges Material verfügen, halten sich noch versteckt. Eine fünfköpfige Zelle soll sich im Gebiet von Vizcaya aufhalten und für den Anschlag auf die Polizeikaserne in Burgos verantwortlich sein. Das Attentat von Mallorca wird einer zweiten Zelle zugeschrieben, die nach Meinung der Experten aus vier Personen besteht. Man geht davon aus, dass die Sprengsätze schon längere Zeit vor dem Anschlag von zwei Männern auf die Insel geschafft wurden. Zwei weitere Personen, ein Mann und eine Frau, haben später die Bombe unter dem Polizeijeep montiert, die dann zwei Polizisten tötete. Der neuartige Zeitzünder, den ETA jetzt offenbar verwendet, gab ihnen genügend Zeit, sich abzusetzen und in Sicherheit zu bringen.
Inzwischen fand die Polizei zehn weitere Waffenlager, die große Mengen von Chemikalien zur Herstellung von Sprengstoff, aber auch Waffen und Munition, falsche Nummernschilder und Personalpapiere sowie bereits fertig präparierte Haftbomben enthielten. Die Verstecke wurden jedoch nicht durch aufgefundene Unterlagen oder Aussagen der Verhafteten ausfindig gemacht. Vielmehr sind diese Funde das Ergebnis einer 15-tägigen Überwachung von Terroristen in einem französischen Wintersportzentrum. Mitglieder der französischen Polizei-Spezialeinheit SDAT und der spanischen Comisaría General de Información wohnten wie ganz normale Sommerurlauber im selben Haus und in der näheren Umgebung. So hatten sie auch keine Probleme, den drei Terroristen in verschiedene kleine Ortschaften zu folgen. Dort stellten die Männer die Autos ab, und gingen schließlich zu Fuß über Wanderwege und Pisten in dichte Wälder.
Nach ihrer Verhaftung konnten die „Zulos“ Stück für Stück aufgespürt werden. So wurden beispielsweise Pistolen und 1000 Schuss Munition aus einem Überfall im Oktober 2006 auf ein Waffengeschäft in Vauvert gefunden.
Aus den Aufzeichnungen in den sichergestellten Laptops will die Polizei jetzt rekonstruieren, welches Material an welches Kommando ausgehändigt worden ist.
Die Sicherheitskräfte sind der Meinung, dass die beiden Kommandos weiterhin einsatzfähig sind und über Waffen und Munition verfügen. Angesichts der letzten Verhaftungen und der Waffenfunde könnten sie erneut zuschlagen, um ihre Existenz und Schlagkraft zu beweisen.
Der wichtigste Schlag seit 2004
Die französische Staatsanwaltschaft nimmt zum Thema ETA niemals in der Öffentlichkeit Stellung. Ihre Ausführungen beschränken sich auf die Gerichtsverhandlungen gegen Mitglieder der Terrororganisation. Jetzt hat Jean-Claude Marin, Chef der Staatsanwaltschaft von Paris, jedoch eine Erklärung vor der Presse abgegeben und die Kette von Schlägen bewertet, die in knapp einer Woche gegen die Terroristen erfolgten. „In wenigen Tagen konnten wir nicht nur drei Mitglieder der Bande aus dem Verkehr ziehen sondern auch kriminelles Material aus vierzehn verschiedenen Verstecken. Bislang kennen wir den tatsächlichen Umfang dieses Netzes von geheimen Waffenlagern noch nicht, aber mit Sicherheit ist das die wichtigste Operation seit 2004, als wir den damaligen ETA-Chef Mikel Antza festnehmen konnten“.
In Wirklichkeit, so führte der Staatsanwalt weiter aus, habe es sich nicht um eine Polizei-Operation gehandelt, sondern um drei, die miteinander verkettet waren. Bereits am 9. Juni war man auf eine kleine Gruppe von drei verdächtigen Personen aufmerksam geworden, die offenbar zum logistischen Apparat der ETA gehörten. Die Beschattung dieser Männer habe letztendlich zu vierzehn versteckten Lagern geführt, wo Waffen und Sprengstoff in überraschend großen Mengen sichergestellt werden konnten.
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