Aznar tritt bei Endesa ein – González bei Gas Natural
„In der Politik und vor allem in der Regierung bestimmt man viel, kassiert aber wenig“. Dieser Spruch, der allgemein unter den Abgeordneten üblich ist, macht es Ministern und Expräsidenten leicht, eine Lücke in der Privatwirtschaft zu finden, wenn die politische Etappe zu Ende geht. Dann wird ihre Agenda mit den Kontakten rentabel.
Madrid – Der letzte lukrative Beratervertrag kam kürzlich zwischen dem Ex-Präsidenten José Maria Aznar und dem Energie-Riesen Endesa zustande. Für das stattliche Jahresgehalt von 200.000 Euro soll Aznar die Außen-Kontakte der Gesellschaft pflegen. Die Aufgabe Aznars ist es nicht, in den Aufsichtsrat des Unternehmens einzutreten, welches sich in den Händen der staatlichen italienischen Gesellschaft Enel befindet. Seine Aufgabe ist es vielmehr, Verbindungen nach Südamerika anzuknüpfen, denn dahin möchte Borja Prado, der Präsident der Endesa expandieren.
Die Ernennung Aznars erfolgte wenige Tage nachdem der Großkonzern Gas Natural Fenosa mitgeteilt hatte, Ex-Präsident Felipe González sei als Berater verpflichtet worden, um die internationalen Verbindungen der Gesellschaft zu stärken insbesondere mit Lateinamerika. González erhält jährliche Bezüge von 126.500 Euro brutto.
Aznar muss sein neues Amt bei Endesa mit seinen Aufgaben als Präsident der Stiftung FAES – Stiftung für Analyse und soziale Studien –, seinen Verpflichtungen als Dozent der Universität von Georgetown und Berater des Atlantic Council kombinieren. Außerdem ist er seit 2006 Berater des Kommunikations-Imperiums News Corporation des Magnaten Rupert Murdoch für Jahresbezüge von 220.000 $ (ca. 171.300 €). Seit 2009 ist er auch noch Berater der Doheny Global Group, einer amerikanischen Gesellschaft, die Interessen in Ost-Europa hat. Ihr Präsident ist ein leidenschaftlicher Verfechter der Nuklear-Energie. Von 2007 bis 2009 gehörte Aznar dem Beraterteam des Investitions-Fonds Centaurus an.
Besonders die Energie-Konzerne verpflichten mit Vorliebe ehemalige hohe Politiker, die bei den Verhandlungen über Energie-Verträge gute Dienste leisten.
Bei Endesa wird Aznar den Berater Miquel Roca wiedertreffen, ehemaliger Abgeordneter der katalanischen CiU sowie den ehemaligen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Luis de Guindos. Auch der Ex-Minister Pio Cabanillas ist bei Endesa tätig. Dort bekleidet er den Posten für Kommunikation und Image. Javier Solana und die Ex-Staatssekretärin für Energie, Carmen Becerril arbeiten für Endesa.
Der ehemalige Präsident von Endesa, Manuel Pizarro dagegen hat den umgekehrten Weg eingeschlagen. Von der Firmenleitung wechselte er für die Partido Popular ins Parlament.
Weitere ehemals führende Politiker sind für große Unternehmen tätig, wie Ex-Wirtschaftsminister Rodrigo Rato, der jetzt die Caja Madrid leitet. Auch Banco Santander, Vueling, Ernst & Young, PwC und Carrefour beschäftigen Personen, die früher Führungsposten in der Politik innehatten.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]