„Grossa de Cap d’Any“
„Die katalanische Regierung sucht verzweifelt nach Mitteln, um ihr enormes Defizit zu senken“, heißt es in politischen Kreisen. „Vielleicht ein erster Schritt in die Unabhängigkeit“, frozzeln andere.
Barcelona – Auf jeden Fall hat die Regierung von Artur Mas beschlossen, eine eigene Weihnachtslotterie ins Leben zu rufen, nach dem Muster der Lotería de Navidad, die traditionell am 22. Dezember stattfindet und mit dem „Gordo“, dem Dicken, riesige Prämien ausschüttet.
Hier will die Regierung Mas allerdings mit kleineren Schritten voranschreiten. Ihre Lotterie wird am 31. Dezember ausgelost werden und sich „Grossa de Cap d’Any“ – Dicker des Jahresendes – nennen.
Nach einer Mitteilung des Wirtschaftsressorts der Regierung von Katalonien wird der Preis für ein Zehntellos fünf Euro betragen, und bereits Ende September soll mit dem Verkauf der Lose begonnen werden. Über Wett- und Lotterieannahmen, bei „Estancos“ den Verkaufsstellen für Tabakwaren, Brief- und Wertmarken sowie bei Schreibwarengeschäften sollen sie angeboten werden. Als Neuheit und um den Umsatz zu maximieren sollen auch Einzelhandelsgeschäfte, Kioske etc. als Verkaufsstellen dienen.
Bislang hält sich die Regierung Mas darüber bedeckt, wie hoch die Einnahmen aus dieser neuen Lotterie geschätzt werden, allerdings ließ sie bereits wissen, dass sich der Höchstgewinn, also der erste Preis, auf 100.000 Euro belaufen wird. So wird Loterías de Cataluña, der regierungseigene Organismus, pro eingesetztem Euro 20.000 Euro als Gewinn auszahlen, ebenso wie es beim „Gordo“, der staatlichen Weihnachtslotterie, der Fall ist. Genau wie bei anderen in Katalonien existierenden Glücksspielen, werden 70 % der Einnahmen an Gewinnen ausgeschüttet, während die restlichen 30% sozialen Zwecken zugeführt werden sollen.
Mit der Schaffung der neuen Lotterie versucht die Regierung auch die Löcher zu stopfen, die bei den Einnahmen aus dem Glücksspiel durch die Wirtschaftskrise entstanden sind und die sich von 68,7 Millionen Euro im Jahr 2008 auf 39,9 Millionen Euro im Jahr 2012 vermindert haben.
Mit weiteren Einnahmen aus dem Glückspiel rechnet die katalanische Regierung für die nähere Zukunft aus dem Makro-Projekt eines Spieler- und Freizeitparadieses namens BCN-World, das bei Tarragona entstehen soll.
Die Opposition im Regionalparlament hat sich übrigens sehr kritisch zu der neuen Weihnachtslotterie geäußert, zumal sie ohne Debatte eingeführt wurde. Da Artur Mas dem Parlament keinen Haushaltsplan 2013 vorgelegt sondern den Etat 2012 um ein weiteres Jahr verlängert hatte, ist es zu keiner Wirtschaftsdebatte gekommen. Doch auch Experten sehen die Lotterie kritisch. Xavier Gabriel, der Inhaber der weltberühmten Lotterieverkaufsstelle „Bruja de Oro“ – Goldhexe – in Barcelona, hält es für äußerst unwahrscheinlich, dass der „Grossa de Cap d’Any“ rentabel sein könnte.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]