Drei Projekte zur Einlagerung von Erdgas mussten gestoppt werden
Spanien hängt, was die Erdgasversorgung angeht, fast vollständig von Importen aus dem Ausland ab. Deshalb wird seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts an der Ausweitung der strategischen Gasreserven des Landes gearbeitet, um für Lieferengpässe aufgrund wirtschaftlicher oder politischer Krisen gewappnet zu sein.
Madrid – Zu diesem Zweck sollten neue unterirdische Lager eingerichtet und ein schon bestehendes erweitert werden. Die Planung sah vor, die Kapazitäten bis 2016 um 238% zu erhöhen.
Nun zeichnet sich ab, dass dieses Ziel nicht erreicht werden kann, denn drei von vier Projekten mussten in den vergangenen zwei Jahren gestoppt werden: Castor im Golf von Valencia, Marismas in Andalusien und die Erweiterung von Gaviota in der Biskaya.
Die Gaslagerstätte Castor nutzt den Hohlraum eines ausgebeuteten Erdölvorkommens im Mittelmeer vor Castellón und Tarragona. Eine 30 Kilometer lange Gasleitung führt das Erdgas aus dem staatlichen Netz zu einer Plattform, die das Gas in das natürliche Lager 1.750 Meter unter dem Meeresspiegel presst. Dieses hat ein Fassungsvermögen von 1,9 Milliarden Kubikmetern, eine Menge, die ausreicht, den Bedarf Spaniens 50 Tage lang zu decken. Als jedoch ab April 2012 begonnen wurde, Gas einzulagern, kam es immer wieder zu kleineren Erdbeben, die teilweise auch für die Bevölkerung an der Küste spürbar waren. Im September verstärkten sich die seismischen Effekte, die vermutlich durch Castor ausgelöst wurden, über das normale Maß, das in Mikrobeben der Stärke 1 oder 2 besteht, hinaus, und das Projekt wurde gestoppt. Die Regierung hat dem Unternehmen UGS die Lizenz für die Einlagerung entzogen und 1,35 Milliarden Euro Entschädigung gezahlt. Die Staatsanwaltschaft von Castellón bereitet nun eine Klage gegen die Unternehmensführung von UGS und die Verantwortlichen für die Umweltprüfung vor.
Auch um die geplante Lagerstätte Marismas, die sich auf dem Festland nahe der andalusischen Küste im Umfeld des Naturparks Doñana befindet, gibt es einen Rechtsstreit. Die dortige Regionalregierung verweigert dem Unternehmen „Gas Natural“ die Genehmigungen für Sondierungen und den Bau weiterer Gasleitungen in einem Gebiet, wo bereits Erdgas gefördert wurde und schon seit 2012 de facto wieder Gas eingelagert wird. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass die Auswirkungen auf die Umwelt nicht angemessen bewertet wurden. „Gas Natural“ klagt und fordert 358 Millionen Euro Entschädigung von der andalusischen Regierung.
Bei dem dritten gescheiterten Projekt handelt es sich um die Erweiterung einer Lagerstätte vor dem Küstenort Bermeo im Golf von Biskaya, die schon seit 1994 genutzt wird, nachdem die dort vorhandenen Gasvorkommen abgebaut worden waren. Dieses Projekt wurde angesichts des durch die Krise bedingten Rückgangs des Gasverbrauchs gestoppt.
Als einziges der neu geplanten Gaslager konnte Yela, 100 Kilometer nordöstlich von Madrid in Guadalajara gelegen, in Betrieb genommen werden. Seine Nutzung verläuft problemlos, ebenso wie die des strategischen Gaslagers in Serrablo im nordspanischen Aragonien, welches schon seit 1989 betrieben wird.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]