Die Piste des Airports Castellón wurde vier Jahre nach Fertigstellung für den Flugverkehr freigegeben
Der Bau des Flughafens Castellón ist eines der bekanntesten Beispiele für die Verschwendung öffentlicher Gelder in Spanien und auch auf internationaler Ebene (das Wochenblatt berichtete). Zuerst machte er durch hohe Kosten von sich reden, 150 Millionen Euro mit einem Finanzierungsdefizit von über 61 Millionen Euro.
Castellón – Nach seiner Fertigstellung dann wurde er berühmt als Flughafen ohne Flugzeuge, weil die Anlage von der Flugsicherheit wegen verschiedener Mängel nicht freigegeben wurde, aber auch weil keine Fluggesellschaft ernsthaftes Interesse zeigte, ihn regelmäßig anzusteuern.
Der Flughafen gilt als persönliches Projekt von Carlos Fabra, ehemaliger Präsident der Provinz Castellón an der spanischen Mittelmeerküste und heute noch Chef von Aerocas, dem Unternehmen, welches den Bau des besagten Flughafens umsetzte. Fabra ist durch zahlreiche Bauprojekte während seiner Amtszeit zu einer Symbolfigur des fehlgeleiteten Immobilienbooms geworden. Eine riesenhafte, 24 Meter hohe Statue des Bildhauers Juan Ripollés in der Zufahrt des Flughafens Castellón ist ihm gewidmet. Eines der Gesichter des „Fluzeugmannes“ (El hombre avión) soll ihm gleichen.
Wenn sich Carlos Fabra mit dieser Statue und anderen Mammutprojekten ein Denkmal setzen wollte, so ist von dem Ruhm nicht viel geblieben. Im Jahr 2013 wurde er wegen Steuerhinterziehung zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren verurteilt und sitzt seit dem ersten Dezember in Haft, während sein „Baby“ nun doch noch die ersten zaghaften Schritte macht.
Nicht weniger als vier Jahre nach der Einweihung des Flughafens und verschiedenen polemischen Aufregungen um die Nutzung des Geländes als Spazierpromenade für Flughafen-begeisterte Bürger oder als Übungsgrund für Rennwagenfahrer wurde die Landepiste nun doch noch von der Flugsicherheitsbehörde AESA freigegeben. Ab sofort könnten Fluglinien und Privatflieger den nahe der Provinzhauptstadt Castellón und den Ferienorten Benicasim, Burriana, Vinaròs, Peñíscola und Morella gelegenen Flughafen Castellón-Costa Azahar mittwochs bis sonntags zu den Betriebszeiten zwischen 10.00 und 18.00 Uhr ansteuern. Wenn auch bisher niemand größeres Interesse an dieser Möglichkeit bekundet hat. Niemand? Nein. Zwei unternehmungslustige Rentner, Mitglieder des Aeroclubs Grau de Castellón, waren sofort Feuer und Flamme.
Zwei Rentner schreiben Provinz-Geschichte
Beim Frühstück in der Bar ihres Flieger-Clubs erfuhren José Luis Castro, ein pensionierter Unternehmer und passionierter Hobbypilot mit 30 Jahren Erfahrung, und sein Fliegerkamerad Joaquín Martínez, Flieger seit 35 Jahren, aus der Zeitung, dass der Flughafen ab sofort angesteuert werden könne. José Luis sah Joaquín an und sagte: „Und? Gehn wir?“ – Wenig später waren die beiden in der Luft und setzten nach zehnminütigem Flug auf der Piste von Castellón-Costa Azahar auf. Sie sind damit nach den beiden Testlandungen der Flugsicherheit die ersten Piloten, die auf dem neu eröffneten Flughafen gelandet sind. Eine Landepiste hätten sie dazu eigentlich nicht gebraucht, denn sie kamen mit einem Helikopter eingeschwebt. Die beiden blieben eine halbe Stunde und nahmen die Örtlichkeiten in Augenschein, dann ging es wieder zurück in den Aeroclub.
Die kanadische Holding SNC-Lavalin hat die Verwaltung und den Betrieb des Flughafens für die kommenden zwanzig Jahre übernommen und erhält dafür in den ersten neun Jahren von der valencianischen Regierung insgesamt 24,4 Millionen Euro Zuschuss. Der Direktor des Flughafens, Alain Russel, erwartet schon bald die ersten Charterflüge. Reguläre Flüge sollen erst ab dem kommenden Sommer etabliert werden. Insgesamt rechnet man im Verlauf des Jahres 2015 mit einem Aufkommen von etwa 35.000 Passagieren. Damit fallen die Schätzungen schon deutlich bescheidener aus als noch vor einem halben Jahr. Als der Bewirtschaftungsvertrag im Mai unterzeichnet wurde, war noch von 50.000 Passagieren die Rede.
[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]