Kulturkrise


© EFE

Die Umsätze sind um 28% zurückgegangen

Die Krise und die Sparmaßnahmen der Regierung haben den spanischen Kultursektor arg in Mitleidenschaft gezogen.

Innerhalb von sechs Jahren sind die Einnahmen des Kultursektors von 17 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf 12 Milliarden Euro im Jahr 2013 um knapp 28% zurückgegangen. Jeder Spanier gibt 107 Euro weniger im Jahr für kulturelle Veranstaltungen und Produkte aus. Das hat zur Folge, dass die Computerspiele-Industrie Umsatzeinbußen von 47%, der Buchhandel von 40%, die schauspielerischen Künste von 24% und die Kinoindustrie von 20% verzeichnen mussten. Zwischen 2008 und 2013 sahen sich über 4.000 Unternehmen des Kultursektors zur Schließung gezwungen. Auch der allgemeine Zugang zum Internet ist von 65% auf 56% zurückgegangen. 

Diese nüchternen Zahlen entstammen dem „II. Bericht über die Lage der Kultur in Spanien: der digitale Ausweg“ von der „Fundación Alternativas“ (FA). Deren Experten begründen die Kulturkrise nicht nur mit der Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre, sondern auch mit der desaströsen Kulturpolitik und dem fehlenden Engagement der Unternehmen. In dem Bericht werden die Ergebnisse einer Umfrage aufgeführt, nach der die Unternehmen des Sektors die Kulturpolitik der letzten Jahre mit der Note 4,5 von 10 abstrafen. Angesichts der von der Rajoy-Regierung getroffenen Maßnahmen wie der Erhöhung der Mehrwertsteuer auf kulturelle Veranstaltungen und Produkte erscheint dies kaum verwunderlich. Doch die Experten sehen auch bei den privaten Unternehmen eine gewisse Mitschuld und stellen bei ihnen einen Widerstand gegen die modernen Technologien sowie einen mangelnden Erfindergeist fest. Einig war man sich im Gespräch mit einer Tageszeitung jedenfalls darüber, dass nur ein umfassender Plan mit konkreten Maßnahmen, ausgearbeitet von Vertretern aus Politik und Wirtschaft, und mit Einbeziehung des Bildungssektors, Abhilfe schaffen kann.

Nicolás Sartorius, Vizepräsident von FA, wies ebenfalls auf den geringen Internetzugang der Bevölkerung hin, der elf Prozentpunkte unter dem europäischen Schnitt liegt. Spanien hinke immer hinterher, vom Analphabetismus bis zu jedem anderen Bereich der Kultur. Dass Spanien seit 2012 mit die höchste Mehrwertsteuer für Kultur hat, habe auch nicht gerade geholfen. Darüber hinaus würde die Notwendigkeit, auf digitale Medien umzusteigen, nicht erkannt. 

[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

About Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.