Teil 2: Wo Keime reiche Blüten tragen
Mit der Verabschiedung des Real Decreto 140/2003 hat die spanische Regierung einen wesentlichen Schritt zur Definition einer gemeinsamen europäischen Trinkwasserverordnung vollbracht. Hierbei wird erstmals auch der Einfluss der Hausinstallation auf die Trinkwasserqualität erfasst.
Unsere Artikelserie (vorliegend der 2. Teil) möchte Grundlagen vermitteln, die für Privatpersonen, Entscheider in Verwaltungen, Technikern und Fachbetrieben von Interesse sein sollten. Im ersten Teil unserer Serie wurden allgemeine Grundlagen der Trinkwasserproblematik vermittelt. Verunreinigungswege des Wassers, von der Gewinnung bis zum Nutzer, wurden ausführlich beschrieben. In der heutigen Ausgabe widmen wir uns vorrangig den mikrobiologischen Problemen in der Hausinstallation.
Während einer Bauphase kommt es regelmäßig zur Verkeimung von Trinkwasserrohrleitungen. Der Grund hierfür liegt in der falschen Lagerung oder nicht fachgerechten Montage der Rohrleitungen auf der Baustelle.
Erfolgt die Dichteprüfung des installierten Rohrleitungssystems mit Baustellenwasser, bleibt verunreinigtes Wasser in den Leitungsrohren für lange Zeit stehen. Darin wachsen und vermehren sich Mikroorganismen, die in Staub, Erde und Wasser reichlich Nahrung vorfinden (abgestorbene Pflanzenteile, Blütenstaub, Salze usw.). Bakterien können fast alle organischen Substanzen verwerten. Bereits in der Bauphase kann sich so in den Wasserleitungen ein Biofilm bilden. Trinkwasser verlässt das Wasserwerk praktisch keimfrei.
Auf dem Weg zum Verbraucher kommt es jedoch im Verteilernetz zur Verschmutzung. Daher ist das Wasser, welches die Wasseruhr passiert und damit aus dem Verantwortungsbereich des Wasserversorgers in den des Hauseigentümers übertritt, in geringem Umfang mit Keimen belastet. Die Keime sind nun in der Hausinstallation angekommen. Hier werden sie nur zum Teil bis an die Zapfstelle (Wasserhähne usw.) geführt. Viele Keime besiedeln die Leitungsrohre, haften am Biofilm und wirken an dessen Aufbau mit. Eine regelmäßige Eintrittsstelle für Keime sind Wasserhähne, Duschköpfe, Spritzwasser aus dem Siphon, verschmutzte Waschbecken, sowie verunreinigte Hände usw. Lange Standzeiten des Wassers im Rohrleitungssystem (über Nacht, Wochenenden, Urlaub) können ebenfalls zu starken Keimkonzentrationen führen.
Biofilme sind in der Natur weit verbreitet, weil sich Mikroorganismen besonders gerne auf festen Oberflächen ansiedeln, die mit Wasser in Berührung stehen. So auch in Wasserleitungen an den Innenwänden der Rohre, besonders wenn diese mit Kalkablagerungen überzogen sind. Viele Mikroorganismen finden darin einen vorzüglichen Lebensraum. Sie sind eingebettet in eine gel- oder schleimartige Grundsubstanz, die sie selbst bilden. Diese Grundsubstanz und die darin lebenden Mikroorganismen bezeichnet man als Biofilm. Ein Biofilm ist eine dynamische Struktur. Es finden ständig Auf- und Abbauvorgänge statt. Neue Mikroorganismen werden sesshaft, andere werden in abgelösten Biofilmfragmenten vom Wasserstrom abgetragen. Den Mikroorganismen bieten Biofilme viele Vorteile. Sie profitieren gegenseitig von ihren Stoffwechselleistungen und leben dort in einer symbiotischen Lebensgemeinschaft. Biofilme in Wasserleitungssystemen sind nicht nur aus gesundheitlicher Sicht unerwünscht, sie können auch technische Probleme verursachen:
– Biofilme erhöhen den Waserreibungswiederstand was zu Druckverlusten in den Rohrleitungen führt
– Kühlkreisläufe verlieren an Wirkung
– Biofilme wirken als Isolier-schicht bei der Wärmeübertragung in Wärmetauschern mit der Folge von Überhitzung
– Korrosionsprozesse wer-den gefördert.
Typische, für den Menschen gefährliche Bakterien, in Biofilmen von Wasserleitungen sind beispielsweise Legionellen, Pseudomonaden, Acinetobacter usw.
Legionellen kommen mit dem Kaltwasser in die Haus- oder Hotelinstallationssysteme. Legionellen verursachen schwere Lungenentzündungen und sind wegen ihrer originellen Anpassungsweise nur schwer zu bekämpfen. Die Übertragung erfolgt ausschließlich durch Aerosole wie: Wasserdampf (Dusche), Inhalationsapparate, Saunen usw. Anfällig sind besonders Personen mit geschwächter Immunabwehr, wie sie in Krankenhäusern, Altenheimen, Seniorenwohnheimen anzutreffen sind.
Pseudomonaden sind Bak-terien, die sich durch ausgeprägte Antibiotikaresistenz auszeichnen. Pseudomonaden sind oft an eitrigen Wundinfektionen beteiligt die schlecht heilen. Wunden sollten daher nicht mit unsterilem Leitungswasser gewaschen oder ausgespült werden.
Trinkwasserleitungen großer Gebäude (Hotels, Wohnanlagen, Betriebe, Sport- und Freizeiteinrichtungen, öffentliche Gebäude etc.) zeigen nach wenigen Jahren einen Biofilm auf. Stagnation oder geringe Fließgeschwindigkeit des Wassers im Rohrleitungssystem, raue Oberflächen der Rohrleitungen und Temperaturen zwischen 20°C und 40°C sind ideale Bedingungen für das Wachstum von Mikroorganismen und der Ausbildung von Biofilm. Mit diesem Wissen lassen sich die Hauptgefahrenstellen in jeder Hausinstallation auffinden. Totleitungen oder bei Neubauten überdimensionierte Rohrdurchmesser sollten beachtet werden. Standzeiten in Zisternen für die Notfallversorgung sollten klar geregelt sein. Boden und Wände der Zisternen müssen regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden.
Dezentrale Befeuchter, Klimaanlagen, Dekorationsbrunnen sowie Kühleinrichtungen (Nasskühltürme) in der Nähe von Industrie- oder Gesundheitseinrichtungen gehören nicht zur Hausinstallation, beinhalten aber oft ein hohes Potential von Biofilmen bzw. Keimen. Durch ein hohes Maß an Aerosolbildung (Verdampfung) können die verschiedensten Keime durch Einatmung in den Körper gelangen. Durch die sogenannte „Blumenschauepidemie“, in Holland, bei der mehr als 200 Personen kurzzeitig legionellenhaltiges Aerosol eines Zierbrunnens einatmeten und kurz darauf erkrankten, sind Aerorole in den Fokus der Wissenschaftler gerückt.
Das Fazit, welches wir aus all den vorliegenden Informationen ziehen sollten könnte lauten: Achte auf das Wasser, das Du nutzt und besonders auf die Transportwege in Dei-nem Gebäude.
In der nächsten Ausgabe unserer Zeitung werden wir uns damit beschäftigen, wie wir effektiv die beschriebenen Keime bekämpfen bzw. wie unsere Wasserqualität für die Zukunft über vielfältige Reinigungs- und Desinfektionsverfahren garantiert werden kann.
Kontaktadresse zum Thema Wasser, Wasserreinigung,
Wasserdesinfektion und
Abwassertechnik:
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