„Schwere Mängel“ in kanarischen Jugendstrafanstalten festgestellt


© Moisés Pérez

Unter anderem werden fehlende Hygiene, Sicherheit und Kontrolle bemängelt

Elf Monate nachdem die kanarische Regierung einen Frontalplan zur Verbesserung der insularen Jugendstrafanstalten vorstellte, die wegen schwerwiegender Probleme immer wieder in die Schlagzeilen gerieten, hat sich die Lage noch nicht gebessert.

Madrid – Nach einem Untersuchungsbericht des spanischen Generalrats der richterlichen Gewalt wurden bei einer jüngsten Inspektion „schwerwiegende Mängel in den Bereichen Hygiene, Aufsicht, Sicherheit und Bewohnbarkeit sowie die hoffnungslose Überlastung eines Großteils der Zentren“ festgestellt.

Auf den Kanarischen Inseln gibt es derzeit vier so genannte Centros de Reforma, in denen jugendliche Straftäter wieder auf den rechten Weg gebracht werden sollen. Derzeit sind es auf den Kanaren 257 Jugendliche, die in geschlossenem bzw. halboffenem Strafvollzug untergebracht sind. Eindeutig zu viele für nur vier Zentren, befanden die Experten nach der Inspektion. In diesem Zusammenhang wurde außerdem bemängelt, dass nicht nur zu wenig Platz für die „Häftlinge“ vorhanden sei, sondern es Zusatztherapien für Drogenabhängige oder psychisch Labile überhaupt nicht gäbe. Auch fehle jegliches Programm zur „Erziehung oder Resozialisierung“ der jugendlichen Straftäter, die meist selbst Opfer waren, bevor sie in die Kriminalität abrutschten.

Kein Wunder, dass die Liste der Mängel und Gewalttaten in den Jugendstrafanstalten lang ist. Allein im vergangenen Jahr wurden in den kanarischen Zentren 20 Brände, zwei versuchte Revolten, hunderte von tätlichen Übergriffen, zahlreiche Vergewaltigungen und Schlägereien sowie Drogenkonsum und ein Mordversuch registriert. Zwei der jugendlichen Insassen sind zu Tode gekommen. Absolut unverständlich ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass 20 der Erzieher selbst über ein mehr oder weniger langes Vorstrafen-Register verfügten.

Doch nicht einmal als der kanarische Volksverteidiger Manuel Alcaide im Juni 2005 die Lage als „unhaltbar“ bezeichnete und „dringliche Gegenmaßnahmen“ forderte, reagierte die Regionalregierung. Erst als wenig darauf der spanische Volksverteidiger nach einem Besuch des Zentrums in Gáldar auf Gran Canaria „schwerste Mängel“ feststellte und die sofortige Schließung forderte, kamen die kanarischen Behörden in die Gänge und kündigten einen „Frontalplan“ an.

Nach dem jüngsten Untersuchungsbericht zu urteilen, jedoch ohne Erfolg. Zwar wurden zwei der damals insgesamt sechs Jugendstrafanstalten inzwischen geschlossen, doch in den übrigen vier herrscht weiterhin Chaos. Selbst die Wächter sollen zum Teil wie die „sizilianische Mafia“ agieren, geben Zeugen zur Anzeige, die allerdings anonym bleiben wollen. Der einzige Unterschied sei heute, dass die regionalen Medien, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr über die Vorkommnisse berichten.

Bislang wurde der Untersuchungsbericht von öffentlicher Seite noch nicht kommentiert, doch erst vor wenigen Wochen hatte der kanarische Generaldirektor für Jugend und Familie, José Luis Arregui, noch großspurig behauptet, der „Frontalplan der Regierung“ habe funktioniert.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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