Im März hatte ich eine Wohnung nahe der Beverly Hill-Anlage gemietet, und in dem danebenliegenden Naturgebiet viele „Abandonados“ (ausgesetzte Hunde, d.Red.) entdeckt. In vielen Jahren habe ich mich immer wieder um ausgesetzte Hunde gekümmert und ganz wunderbare Tiere mit nach Hause genommen. Was ich jetzt erlebt habe, hat mich tief berührt und erschüttert. Ich liebe Teneriffa sehr, habe fast 15 Jahre ehrenamtlich die Wandergruppe vom „Haus der Begegnung“ geführt und oft ausgesetzte Hunde angetroffen, aber so etwas Schlimmes ist mir noch nie begegnet.
Schon bei unserer ersten Wanderung im Valle de Arriba begegnete uns am Fuße des Vulkans ein süßer junger Hund. Total abgemagert und halb verhungert. Er schaute aus einem Gebüsch zu uns, er ist hungrig aber scheu. Wir werfen ihm unser Brot entgegen, und langsam kommt er näher, als er merkt, wir tun ihm nichts, wir helfen ihm. Es kann einem die Tränen in die Augen treiben, wenn man so ein armes kleines Geschöpf erlebt und beobachtet. Vor Durst trinkt der kleine Hund sogar unser Magnesiumwasser aus der Flaschenhülle und frisst auch Apfel und Tomaten.
Einige Tage später erleben wir das nächste Drama. Direkt neben der Anlage „Oasis Guaza“ in Los Cristianos schließt sich ein großes Naturschutzgebiet mit dem Monte Guaza an. In dem Gebiet leben mehrere Hundefamilien.
Eine Familie lebt in dichtem Gebüsch, ca. 300 m von unserer Wohnung entfernt. Vater, Mutter und mindestens drei bis vier Junge. Alle mit hellem Fell und schön, aber sehr scheu. Die zweite Familie mit dunklem, teils weißgeschecktem Fell ist meist auf der anderen Seite des Barrancos, kommt aber auch mal rüber, und alle spielen miteinander. Wir und scheinbar auch andere bringen jeden Tag Futter und Wasser bis an den Rand der dichten Büsche und Kakteen. Anfangs verschwanden die Welpen immer sofort im Gebüsch, aber mit meiner ruhigen Stimme, mit Geduld und immer ein bisschen näher geworfener Nahrung, gewann ich zunehmendes Vertrauen und die Neugier der kleinen Hunde. Sie sind gierig auf Futter, aber sie sind nicht abgemagert.
Ein Schock: Als ich eines Tages zu den Hunden laufe, steht dort ein Gitter – einseitig weit offen, nach innen wie ein Labyrinth mit kleinen Durchgängen verbaut. In der innen kleineren Zelle liegen große Fleischstücke – vergiftet. Die Hunde sollen in das Gitter gelockt werden, fressen das Fleisch und kommen nicht mehr heraus.
Da gehe ich jetzt dreimal rüber und kann sogar ein paar kleine Hunde aus dem Gitter jagen. Die haben die Fleischstücke aus dem Gitter gezogen, und das haben die großen gefressen, die nicht in das Gitter gegangen sind. Einige Tages später lagen frische Fleischstücke im Gitter. Als ich wieder einige Tage später kam, war kein Hund mehr da, es bellte keiner mehr. Ich schätze, dass in den zwei Tagen über zwanzig Hunde vergiftet wurden.
Ralf Dehlinger
Nagold
Sehr geehrter Herr Dehlinger,
wir haben uns in dieser Angelegenheit mit zwei unabhängigen Tierschutzvereinen, die sich im Norden und Süden Teneriffas um ausgesetzte Hunde kümmern, in Verbindung gesetzt. Von Mitarbeitern beider Vereine wurde die Annahme geäußert, dass es nur sehr schwer nachvollziehbar wäre, wenn das Umweltamt vergiftetes Fleisch auslegen würde. Es liegt die Annahme näher, dass das Fleisch, wenn überhaupt, mit einem Schlaf- oder Beruhigungsmittel versehen wurde. Dass die aufgestellten Käfige so klar und deutlich mit Schildern des Umweltamtes des Cabildos gekennzeichnet waren, bekräftigt diese Annahme. Vermutlich sollten die Hunde mit den Käfigen eingefangen werden, um sie dann in Tierheimen unterzubringen.
d. Red.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]