Die Menschenrechtsorganisation HRW fordert die Schließung der Heime für minderjährige Bootsflüchtlinge
Die nichtstaatliche Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat Ende Juni die kanarische Regierung dazu aufgefordert, den Notstandstatus außer Kraft zu setzen, mit dem auf dem Archipel derzeit noch die Unterbringung von minderjährigen Bootsflüchtlingen geregelt ist, die ohne Begleitung eines erwachsenen Erziehungsberechtigten auf den Kanarischen Inseln gestrandet sind.
Dieser Status gefährde das Wohlergehen der Kinder und setze sie unnötigem Risiko aus, monierte HRW in ihrer schriftlichen Begründung unter anderem. Ganz abgesehen davon entbehrten die kanarischen Heime für minderjährige Immigranten der Mindestanforderungen für die Unterbringung von Minderjährigen.
Obwohl der massive Flüchtlingsansturm bereits 2009 rapide zurückging und in diesem Jahr bis dato nur zwei Boote die kanarische Küste erreichten, leben immer noch über 250 minderjährige Immigranten, untergebracht in extra dafür bestimmten Heimen, auf den Kanarischen Inseln.
Gegen eines dieser Zentren, das größte der Kanaren in La Esperanza auf Teneriffa, richtet sich auch einer der Kritikpunkte von HRW. Die etwa 100 dort untergebrachten Minderjährigen würden mit minderwertigem Essen versorgt und das Heim verfüge weder über Heizmöglichkeiten noch über warmes Wasser oder warme Bettdecken, heißt es in einem HRW-Bericht, der am 22. Juni veröffentlicht wurde. Des Weiteren wird von „häufigen Fällen von Gewalt zwischen den Kindern und Jugendlichen“ berichtet.
Die kanarische Regierung habe nach Erhalt des Berichts am 15. Juni versichert, das Heim in La Esperanza, das im Grunde nur für eine Notsituation gedacht war, im Dezember dieses Jahres schließen zu wollen. Die dort untergebrachten Kinder und Jugendlichen sollen auf die Zentren in Tegueste (Teneriffa) und Arinaga (Gran Canaria) verteilt werden.
Verbindlichkeit gefordert
„Wir begrüßen die Absicht der Regierung, das Heim mit den schlechtesten Bedingungen und wo das Wohlergehen der Kinder wirklich in Gefahr ist, schließen zu wollen“, erklärt die HRW-Mitarbeiterin Simone Troller in diesem Zusammenhang in einer Pressemitteilung. HRW hoffe aber, dass es nicht bei einem Vorhaben bleibt, sondern ein verbindlicher Maßnahmenplan erstellt werde, damit die Schließung des Zentrums garantiert ist und auf allgemeiner Ebene der Notstandstatus außer Kraft gesetzt wird. Außerdem müssten alle kanarischen Heime für minderjährige Immigranten besser ausgestattet werden.
Die Wurzel allen Übels sieht HRW in dem Notstandstatus. Bis er nicht außer Kraft gesetzt ist, gelten für die Unterbringung der Flüchtlingskinder nicht dieselben strengen Bedingungen und Maßnahmen wie für andere Minderjährige ohne Vormund.
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