Verheerende EU-Entscheidung gegen eine Verlängerung des Fischereiabkommens mit Marokko
Nachdem sich das EU-Parlament gegen eine Verlängerung des Fischereiabkommens mit Marokko entschieden hatte und das afrikanische Land ein sofortiges Fangverbot aussprach, liegen 26 kanarische Fischkutter in den Häfen fest. Allein auf den Kanaren sind nun rund 5.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze in Gefahr.
Madrid – Am 19. Dezember trafen sich Telesforo Díaz und Gabriel Jiménez, die Präsidenten der beiden kanarischen Fischereigenossenschaften, mit Juan Ramón Hernández, Leiter des zuständigen Ressorts der kanarischen Regierung. Díaz und Jiménez hoben den Ernst der Lage hervor und forderten von der spanischen Regierung, ein eigenes Fischereiabkommen mit Marokko auszuhandeln, denn die Fischfanggründe der Azoren und Madeiras würden nicht ausreichen und die kanarischen Fischkutter seien nicht für den Fischfang bei Mauritanien geeignet. Sie betonten, allein die Fischgründe Marokkos könnten ihre Existenz sichern. Nur, wenn kein Abkommen zustande kommt, wollen sie eine Entschädigung von 28 Millionen Euro für die kanarischen Fischer einfordern.
Jiménez kritisierte die politische Natur der EU-Entscheidung, die die Interessen der kanarischen Fischer außer Acht gelassen habe.
Die Entscheidung des EU-Parlaments, das Fischereiabkommen mit Marokko nicht zu verlängern, sorgte bei vielen spanischen Fischern für Weltuntergangsstimmung und immense Zukunftsangst, denn bei 100 der 119 in den Fischgründen Marokkos tätigen und genehmigten Kutter handelt es sich um spanische. Davon wiederum wurden 52 Lizenzen an kanarische Fischkutter vergeben; auf den Inseln sind nun rund 5.000 Arbeitsplätze in Gefahr.
Politische Entscheidung
Die Entscheidung der EU-Politiker gegen eine Verlängerung des Ende Februar auslaufenden Abkommens mit Marokko ist insbesondere politischer Natur, auch wenn die überzogene Gegenforderung von über 36 Millionen Euro auch eine – wenn auch kleinere – Rolle spielte. Die Europaparlamentarier stellten sich jetzt offen gegen Marokko und dessen Westsahara-Politik. Die ehemalige spanische Kolonie kämpft seit vielen Jahren um ihre Unabhängigkeit, doch Marokko ignoriert seit Langem nicht nur das den Vereinten Nationen gegebene Versprechen über die Gestattung eines Referendums zur Abspaltung, sondern zieht auch noch offen wirtschaftlichen Nutzen aus den Rohstoffen – und Gewässern – der Saharauis.
Sofortiges Fangverbot
Marokko, unangenehm berührt wegen der Einmischung in die eigene Politik und wohl auch unruhig aufgrund möglicher Aufdeckung von Menschenrechtsverletzungen in den vier saharauischen Flüchtlingslagern, reagierte umgehend und sprach ein sofortiges Fangverbot aus.
„Tragödie“
Nun hängen seit dem 15. Dezember 26 kanarische Fischkutter, die ihre Lizenz tatsächlich nutzten und insbesondere Thunfisch in den marokkanischen Fischgründen fingen, in den Häfen fest.
Telesforo Díaz, Präsident der Vereinigung der Fischereigenossenschaften der Provinz Santa Cruz de Tenerife, bezeichnete die Entscheidung der EU-Parlamentarier als „sehr negativ“, denn nun seien rund 5.000 direkte und indirekte kanarische Arbeitsplätze gefährdet.
Vicente Rivero, Präsident der Organisation Islatuna, erklärte, ohne das Abkommen mit Marokko würden die kanarischen Fischkutter statt bis zu 20.000 Tonnen Thunfisch nur noch 3.000 Tonnen jährlich einfahren.
Rivero wies das vom EU-Parlament ebenfalls vorgebrachte Argument der Überfischung zurück und gab an, die kanarischen Thunfischkutter seien nachhaltig und würden nur mit Angelhaken und nicht mit Schleppnetzen arbeiten.
Am 16. Dezember forderte die kanarische Exekutive die Zentralregierung in Madrid auf, der EU folgende Vorschläge zu unterbreiten: Ausweitung des Fischereiabkommens mit Mauretanien, Verlängerung der Fischereiabkommen mit den Azoren und Madeira und Erstattung von 7,5 Millionen Euro Schadensersatz an die betroffenen kanarischen Fischer.
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