700-jähriges Jubiläum (1312 – 2012)
Das Jahr 2012 wurde von zahlreichen Organisationen (besonders: www.comitatomalocel lo.it) zum 700. Jubiläumsjahr der europäischen Wiederentdeckung der Kanarischen Inseln ernannt. Zu diesem Jubiläum hat der auf La Palma lebende Autor Peter Borschberg ein Essay verfasst, das ab April im Format A5 mit dreimal 48 Seiten (Deutsch, Spanisch, Englisch) mit zahlreichen Karten über www.abegooks.com zu beziehen sein wird. Das Wochenblatt erhielt die Genehmigung zur Veröffentlichung des Vorabdrucks einer Zusammenfassung des Berichts.
Marco Polo wählte für seine Rückreise von China den Seeweg, weil Wegelagerer die Seidenstraße unsicher machten. Doch auch der Seeweg erwies sich als äußerst gefährlich. Von den 600 Mitreisenden der Polos überlebten nur 18 die zweijährige Fahrt. Von Aden, am Eingang zum Roten Meer, gelangte die Fracht auf kleineren Schiffen nach Suez und von dort mit Kamelen nach Alexandrien. Ob über Land oder Meer/Land kombiniert, der Transport war kostspielig, zeitraubend und unberechenbaren politischen Einflüssen unterworfen. Der direkte Seeweg nach Indien blieb vorerst ein Traum. Er war aber nicht der einzige Grund, weshalb genuesische Seefahrer seit dem 12. Jahrhundert etappenweise entlang der westafrikanischen Küste nach Süden vorstießen und Handelsstützpunkte aufbauten. Es gab ein näherliegendes Ziel, Gold! Der kürzeste Weg zu den enormen Vorkommen im Königreich Mali führte über die Karawanenroute vom marokkanischen Safi über Marrakesch-Timbuktu nach Djenné. Und dann gab es angeblich noch einen Goldfluss südlich vom Cabo Jubi in der späteren spanischen Colonia de Rio de Oro. Der Lockruf des Goldes war für viele stark genug, risikoreiche Fahrten zu dem afrikanischen Eldorado zu unternehmen.
Die Nachricht, dass die auf einer Fahrt nach Indien verschollenen Galeeren der Vivaldi-Expedition 1291 letztmals am damals unbewohnten Kap Non gesichtet wurden, kann nur von einem Schiff stammen, das in umgekehrter Richtung vom Rio de Oro kommend die nach Süden segelnden Galeeren der Gebrüder Vivaldi kreuzte. Es ist anzunehmen, dass ebenfalls auf einer Rückfahrt vom Rio de Oro nach Safi die Insel Lanzarote entdeckt wurde, die namenlos, aber richtig positioniert, erstmals 1320 auf einer genuesischen Karte erscheint. Beim Entdecker handelt es sich vermutlich um denselben Lanzaroto Marocello, der später, wiederum Handel in Safi treibend, nochmals eine Fahrt zu der früher von ihm gesichteten Insel unternahm und feststellte, dass es zwei fast zusammenhängende Inseln waren. Seine Vermessungsdaten erschienen einige Jahre später auf der mallorquinischen Karte aus dem Jahr 1339, wo die nördliche der beiden Inseln, Lanzarote, den Namen ihres Entdeckers und das Wappen seines Heimathafens trägt. Das Genueserkreuz blieb selbst nach dem Vertrag von Alcáçovas (1479) zwischen Portugal und Kastilien für ein weiteres Jahrhundert auf portugiesischen und mallorquinischen Karten erhalten.
Erobert haben die Genueser die Kanarischen Inseln nicht; auch ein Souveränitätsanspruch ist in keinen Akten zu finden. Erst die Entdeckung des gesamten Archipels durch den Genuesen Nicoloso da Recco im Jahr 1341 erweckte das Interesse an den von Steinzeitmenschen bewohnten Inseln. Iberische Abenteurer waren schon in größerer Zahl auf Lanzarote und Gomera angesiedelt, als König Ferdinand I. von Portugal 1370 seinen Admiral Lansarote da Framqua als Vasall mit dem Auftrag dorthin delegierte, die beiden Inseln zu unterwerfen. Obwohl er sich zu seinem Schutz eine Zitadelle baute, wurde er kurz vor 1385 von den „Leuten”, d.h. den Insulanern und/oder den Kolonisten getötet. Erst Jean de Béthencourt gelang es 1402, als Vasallenkönig der kastilischen Krone, den Grundstein zu der sich noch fast 100 Jahre hinziehenden Eroberung des kanarischen Archipels zu legen. Die Ehre der Eroberung soll den Béthencourts von der angeblich mit dem Entdecker verwandten normannischen Familie Maloisel streitig gemacht worden sein. Das entsprechende Dokument aus dem Jahr 1659 des Abbé Paulmier stützt sich auf eine nie gefundene Streitschrift (1632), die eine verschollene Genealogie von 1453 zitiert, die ihrerseits 1312 als das Jahr der Entdeckung und Eroberung durch einen Franzosen aus Cherbourg in der Normandie nennt. Auch wenn wir diese skurrile Darstellung mangels Beweiskraft ablehnen müssen, lässt sich 1312 als Entdeckungsjahr aufrechterhalten, nicht weil es als Rosine aus einer sonst unglaubwürdigen Schrift geborgt wurde, sondern ganz unabhängig davon im zweiten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts liegen muss.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]